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Statistik ist ein -ik-Wort. In der Praxis wird das Zählen von Verteilungen reflektiert. In der Poiesis entstehen Ämter und Wissenschaften dazu.
Weil in der Wissenschaft oft Statistik verwendet wird, wird Statistik oft mit Wissenschaft verwechselt. Dazu haben auch die Mathematiker viel beigetragen (siehe unten). [ ]

Als Statistik bezeichne ich die metthodisch reflektierte Verwendung von Verteilungen von Teilmengen, die typischerweise in Form von Tabellen und Diagrammen dargestellt werden, in Argumentationen und Begründungen.

Die Wortendung -ik verweist auf Einheit der Differenz zwischen Praxis und Lehre, wobei die Praxis die bewusste Reflexion als Lehre beinhaltet. Wenn ich eine Verteilung statistisch darstelle, erläutere ich, was ich wozu wie gezählt oder gemessen habe.

Umgangssprachlich verkürzt bezeichne ich oft Diagramme und Tabellen als Statistiken.

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Qusietymologie oder Wortgeschichte:
Das Wort Statistik stammt von lateinisch statisticum „den Staat betreffend“. G. Achenwall verwendete den Ausdruck 1749 in seiner Staatslehre. Das Wort war wohl schon früher in Gebrauch. J. Sinclair war 1834 Gründungsmitglied der Statistical Society of London. Er wa einer der ersten, der das englische Wort "statistics" in seinem Pionierwerk Statistical Accounts of Scotland verwendet hat.
Das Aufbereiten von Daten über den Staatshaushalt ist konstituonell für das Konzept Staat, dass die Finanzierung von fürstlichen Privathaushalt abgetrennt hat. Natürlich wussten die Fürsten auch davor, was sie an Ressourcen hatten. Aber erst im Staat wurde systematisch gehaushaltet.
Sinclair erläuterte in seinem Statistical Account die Wahl des Namens und den Zweck der Untersuchung:
"Viele Leute waren zuerst überrascht, dass ich die Worte "statistisch" und "Statistik" verwendete, da man annahm, dass ein Begriff in unserer eigenen Sprache die gleiche Bedeutung ausgedrückt haben könnte. Aber im Laufe einer sehr ausgedehnten Reise durch die nördlichen Teile Europas, die ich zufällig im Jahre 1786 unternahm, fand ich, dass sie in Deutschland eine Art politischer Forschung betrieben, der sie den Namen "Statistik" gegeben hatten, und obwohl ich diesem Wort eine andere Bedeutung zuwende, denn unter "statistisch" versteht man in Deutschland eine Untersuchung zum Zwecke der Feststellung der politischen Stärke eines Landes oder einer Bevölkerung. Fragen in Bezug auf Staatsangelegenheiten – während der Gedanke, den ich dem Ausdruck beifüge, eine Untersuchung des Zustandes eines Landes ist, um den Grad des Glücks seiner Bewohner und die Mittel zu seiner künftigen Verbesserung zu ermitteln; aber da ich glaubte, dass ein neues Wort mehr öffentliche Aufmerksamkeit erregen könnte, beschloss ich, es zu übernehmen, und ich hoffe, dass es jetzt vollständig eingebürgert und in unsere Sprache eingegliedert ist." (Volume XX, p. xiii)
Bezeichnet wurde das Wissen über den Zustand des Staates, was weit mehr beinhaltete, als Zahlen.

Statist wurde bereits im 17. Jh. für Politiker und für Schauspieler verwendet. Ab etwa 1750 für die ‘Wissenschaft von der Erfassung, Erforschung und Beschreibung von Massenerscheinungen in Natur und Gesellschaft’ und die ‘graphische oder tabellarische Darstellung solcher Ergebnisse’ bezeichnet. [ ]

Statistik wurde durch Soziologen populär gemacht und später als wissenschaftliches Verfahren generalisiert.
L. Quetelet hat seine Sozialphysik mit Statistik begründet. Eines seiner Beispiele war, dass die Zahl der Eheschliessungen in belgischen Städten geringere Abweichungen vom Durchschnitt zeigt als die Zahl der Todesfälle. Und das, obwohl der Zeitpunkt der Eheschliessung dem freien Willen unterliegt und der Todeszeitpunkt (in der Regel) nicht. L. Quetelet hat Volkszählungen eingeführt, bei welchen nicht nur das Volk gezählt wurde.
Nach L. Quetelet entdeckten rasch ganz viele Wissenschaftler, dass sie statistisch argumentieren müssen. Und kurz darauf entdecken sie, dass man dabei ein paar Regeln einhalten müsste, wodurch die Statistik selbst eine logische Wissenschaft, als eine mathematische Philosophie wurde: Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gemacht hast!

Von Philosophie unabhängig brauchen empirische, also eigentliche Wissenschaftler Statistiken zu Generierung von Hypothesen und zu deren Falsifizierung, wobei sie von Stichproben auf das Ganze schliessen oder durch Stichproben Aussagen über das Ganze prüfen.
Das zeichnet Wissenschaft aus: Sie macht Aussagen über Verteilungen. Dabei werden Signifikanzkriterien verwendet (siehe Kreuztabellen)

Statistiken implizieren
- Grundgesamtheiten
- Einheiten
- Variablen
- Operationalisierungen

Statistiken werden in politischen Diskussionen verwendet.


 

Die Mathematiker verwenden in ihre laxen Sprache den Ausdruck Statistik für ein Teilgebiet der Mathematik (auch ein -ik-Wort), das sie auch als Stochastik bezeichnen.


 

Eine interessante Redeweise im Kontext von LLM besteht darin, die dort verwendeten Verfahren als Statistik zu bezeichnen.
Das Verfahren verwendet Verteilungen von Schriftzeichen (N-Gramme). Soweit erklärt sich der Ausdruck.
LLM wird aber nicht als Wissenschaft betrieben, es werden keine empirischen Aussagen gemacht. In diesem Sinne wird der Ausdruck metaphorisch verwendet.

Interessant sind dabei die konkreten Verfahren. In einer einfachen Version etwa die Wahl der N-Gramme, die keine wissenschaftliche Wahrheit anstrebt, sondern brauchbare Resultate.
Darin kann ich sekundär die Bedeutung von Statistik wiedererkennen.


 

Interesante Statistiken


[ Alternative: Bayes rules ]
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