Als Soziogenese bezeichne ich - in Anlehnung N. Elias - die Entwicklung der Sozietät als Staatenbildungsprozess. Sie ist vornehmlich durch eine Macht-Monopolisierung gekennzeichnet.
Bereits im Mittelalter, während der Herrschaft der Aristokraten, kam es zu einem enormen Konkurrenzdruck bedingt durch Landknappheit. Diese frühe Phase der Entwicklung ist vor allen Dingen durch die Dominanz der Naturalwirtschaft, den geringen Grad des Geldgebrauches, gering ausgeprägte Handelsbeziehungen sowie Arbeitsteilung und durch einen geringen Grad der Staatsbildung und Pazifizierung bestimmt.
Der geringe Grad der Pazifizierung lässt sich laut Elias vor allen Dingen durch das verschwindend geringe Ausmaß der Monopolisierung von Gewalt erklären. So lebt der Einzelne in ständiger Angst und Unsicherheit, da eine Bedrohung durch körperliche Gewalt jederzeit gegeben ist. Diese stetige Unsicherheit verhindert in der damaligen Zeit eine langfristige vorausschauende Planung des Lebens durch die Menschen. Die Interdependenz der Menschen führt zu einer Entwicklungsdynamik, die dieser Konkurrenzsituation eigen ist. So führt der Prozess der Staatsbildung zunächst zu einer Verkleinerung der Anzahl der Konkurrenten, im Folgenden zu einer Monopolstellung einzelner Fürsten und letztendlich zur Bildung eines absolutistischen Staates, in dem die physische Gewalt durch Institutionen, zunächst Institutionen des Königtums, monopolisiert ist. Verflochten ist dieser Prozess mit zunehmender sozioökonomischer Funktionsteilung.
Das Gewaltmonopol des Staates erlaubt es den Menschen nun, langfristig zu planen, da der Kampf nicht mehr notwendig und auch nicht mehr legitim ist. Von einer gleichmäßigen Verteilung der Macht kommt es also im Verlaufe der Soziogenese zu einer „Macht-Enteignung“ der Einzelnen. Die eigene Gewaltanwendung ist nicht mehr legitim und konkurriert mit der Gewaltanwendung des Staates. Die unberechtigte Aneignung von Gewalt wird fortan sanktioniert.