Ich will unseren autopoietischen Kreis als exemplarische Instanz zu verschiedenen Ideen von Autopoiese benutzen. Ich erzähle vordergründig etwas über die Autopoiese des autopoietischen Kreises. Es geht mir aber vor allem darum, mir die möglichen Sichtweisen auf den Kreis und auf die Autopoiese bewusst zu machen.
Ich erzähle eine Geschichte, die jenseits von richtig oder wahr ist, sondern eben Geschichte. Die Geschichte, die ich erzähle, orientiert meine Vorstellungen von diesem Kreis. Wir haben schon oft andere Geschichten gehört.
In meiner Erinnerung hat Henk Goorhuis anlässlich eines öffentlichen Vortrages von Heinz von Foerster in der Aula der Universität eine Liste aufgelegt, in welche man sich eintragen konnte, wenn man an einem Forum über den Radikalen Konstruktivismus teilnehmen wollte (1). Es haben sich gegen 80 Leute in diese Liste eingetragen und Henk hat dann die Leute angeschrieben und zu einem regelmässigen Treffen in einem "autopoietischen Kreis" eingeladen. Einige der Interessenten sind dann auch effektiv in dem Kreis erschienen und haben sich auf ein Verfahren geeinigt, bei welchem die Teilnehmenden die Treffen abwechslungsweise mit einem Beitrag moderieren. Henk hat an der Uni gearbeitet und so einen Raum der Uni zur Verfügung stellen können.
Heinz von Foerster hatte gemäss unserer Ausschreibung damals nicht über Auotpoiese, sondern über den Radikalen Konstruktivismus gesprochen. Aber Henk nannte den Kreis "autopoietisch" und nicht "foersterisch" oder "konstruktivistisch". Ich will darüber nachdenken, was das "heissen" könnte.
Zunächst heisst der Kreis autopoietischer Kreis, so wie ich Rolf Todesco heisse; beiden wurde ein beliebiger Name gegeben. Wenn ich mich also trotzdem frage - was ich in bezug auf meinen Namen nicht tue -, weshalb der Kreis autopoietischer Kreis heisst, spiele ich mit einer idiotischen Umkehrung von nomen est omen.
Bevor ich mich bewusster um den Ausdruck "Autopoiese" kümmere, sage ich, wie ich den Ausdruck in unserem jetztigen Kontext in einem alltäglichen Sinne verstehe. Im Untertitel unserer Veranstaltung steht: Diskussionsforum zu Konstruktivismus, Systemik, Selbstorganisation und Chaostheorie. Autopoiese lese ich hier als Synonym zu diesen Wörtern, die alle ungefähr dasselbe bedeuten, aber aus verschiedenen Kontexten und von verschiedenen Autoren stammen. Unreflektiert bedeuten die Wörter, dass sich bestimmte Systeme selbst organisieren. Auto heisst selbst und Poiese heisst Hervorbringung. Systeme, die das können sind komplexe Systeme wie sie in der Systemik und der Chaostheorie behandelt werden. Auf unseren Kreis bezogen verstehe ich den Ausdruck Autopoiese im Sinne von Niklas Luhmann, der die biologisch gedachte Autopoiese von Humberto Maturana in einer soziologisch-reaktionären Perspektive auf Institutionen übertragen hat.
In unserem Kontext scheint mir gegeben, dass der Ausdruck nicht in irgendeinem Sinne richtig verwendet werden kann, sondern dass umgekehrt jede Verwendung des Ausdruckes Ausdruck einer bestimmten Perspektive ist, die sich gerade in der Verwendung des Ausdruckes zeigt. Im Dialog achte ich darauf, wie der Ausdruck verwendet werden kann, und wie ich ihn verwende. Was sich als Kritik der verschiedenen Verwendungen des Ausdruckes zeigt, ist im Wortsinn von Kritik ein Vergleichen von Perspektiven. Ich selbst bezeichne meine Perspektive als Konstruktivismus.
Den Ausdruck Autopoiese hat der Biologe Maturana eingeführt, um eine spezifische Qualität der biologisch gesehenen Lebewesen zu beschreiben, nämlich dass sie Resultate ihres Prozessierens sind. Maturana hat die Autopoiese anhand von Einzellern erläutert, die unter seiner biologischen Definition die elementaren Lebewesen sind. Einzeller bilden sich selbst, indem sie sich eine "Haut" bilden (2).
Einzeller organisieren sich - in allen 5 Königreichen der biologisch gesehenen Lebewesen (Gaia L. Margulis) - zu Metazellern. Metazeller sind Wesen, die auf einer strukturellen Koppelung von Zellen beruhen, wobei die Zellen sich in Organismen oder Kolonien organisieren können. Die Metazeller nennt Maturana (1984:98) "autopoetische Systeme 2. Ordnung", weil sie aus autopoietischen Systemen 1. Ordnung, nämlich aus Zellen, bestehen. Er lässt die Frage exlizit offen, ob Metazeller auch autopoietische Systeme 1. Ordnung sind (1984:100), oder ob sie nur einen wesentlichen Teil von deren Eigenschaften erben. Schliesslich verhalten sich Metazeller so, dass die Autopoiese ihrer Einzelzellen und die des Metazellers gewährleistet ist. Zellen von Metazellern können ihre Autopoiese aber nur im Metazeller vollbringen. Als Einzeller kann eine einzelne Zelle leben, aber die Zellen von Mehrzellern, etwa von Menschen, können alleine nicht leben. Zum Ausdruck 2. Ordnung werde ich später noch mehr sagen.
In diesem biologisch-systemischen Sinn von Maturana kann man sagen, dass die Eltern keine Kinder machen, sondern ein Milieu bieten, in welchem sich ein neues Lebewesen organisieren kann. Dass ich mich überhaupt "autopoietisieren" kann, hat Bedingungen. Aber hervorbringen muss ich mich selbst.
Niklas Luhmann ist hat den Ausdruck von Maturana aufgegriffen und im deutschen Sprachraum bekannt gemacht. Luhmann hat aber mit Autopoiese keine biologische Phänomene beschrieben, sondern soziologische - was den Biologen Maturana sehr geärgert hat, weil er die biologische Vorstellung vertritt, Gesellschaften seien autopoietische Systeme 3. Ordnung, die mittels der Sprache gekoppelt seien.
Natürlich musste Luhmann die Haut, die bei Maturana konstitutiv ist, aufgeben. Unser autopoietischer Kreis als soziologisches Phänomen hat eben keine Haut, nur die teilnehmenden autopoietischen Systeme haben eine Haut. Luhmann ist ein hegelianischer Systemtheoretiker (3), für ihn gibt es Systeme überhaupt, und alles, was man in der Erfahrungswelt als System betrachten kann, ist eine Verkörperung oder eine Instanz eines Systems. Luhmann spricht abstrakt von einer Systemgrenze, die Haut eines Lebewesens ist eine mögliche Verkörperung dieser Grenze. Soziologische Systeme haben auch eine Grenze, aber eben keine Haut.
Die Luhmannsche Systemgrenze wird funktional bestimmt. Wer gehört zu unserem autopoietischen Kreis? Genau die, die dazu gehören. Beispielsweise ich. Warum gehöre ich dazu? Weil ich hier bin, oder weil mein Name in der Adressliste des Kreises steht, oder weil die andern, die dazu gehören, bestätigen würden, dass ich dazu gehöre. Autopoietische Systeme legen durch ihren Prozess fest, was Bestandteil des Systems ist und was nicht. Sie ziehen eine Grenze. Wie sie das tun, und wie die Grenze verkörpert ist, ist für die abstrake Systemtheorie von Luhmann gleichgültig. Wir selbst bestimmen, ob es unseren Kreis gibt und wer dazugehört.
In der Autopoiese von Maturana definiert sich die Instanz durch eine Haut, so dass man von einer Persona sprechen kann, die potentiell "ich" sagen könnte. In der Autopoiese von Luhmann definiert sich das System durch seine Prozesse. Das System kann aber nicht als Persona gesehen werden, weil es auch potentiell nicht "ich" sagen kann. In unserem Kreis kann jeder "ich" sagen, aber der Kreis kann es nicht. Dagegen kann auch jeder von uns sinnvollerweise "wir" sagen, wenn er unseren Kreis meint, was ein autopoietisches System nach Maturana von sich nicht sagen kann.
Ich habe schon von Menschen gehört, die von sich mit "wir" sprechen. Und mir ist sehr bewusst, dass ganz viele Instutionen in eine ich-Rolle gestellt werden. Beispielsweise schreibt die NZZ als Institution über die Meinung der NZZ. In meiner Wahrnehmung schreibt dabei aber ein Journalist der NZZ, was er glaubt, sei Common Sense im Hause der NZZ.
Luhmann hat deshalb natürlich auch sehr eigene Vorstellungen von Kommunikation. In seiner Theorie ist die Kommunikation ein System das kommuniziert. Nicht Menschen kommunizieren, sie fungieren lediglich als Verkörperung der Prozesse. Das in unserem Kreis verkörperte Kommunikationssystem kommuniziert gemäss Luhmann, indem es einen menschlichen Prozessträger - etwa mich - etwas sagen lässt.
Luhmanns Systembegriff ist funktional. Technologische Systembegriffe werden immer durch Mechanismen verkörpert, in der eigentlichen Technik etwa durch Automaten wie thermostatengeregelte Heizungen, in der Biologie durch lebende Maschinen wie etwa der tierische Körper. Bei technologischen Systembegriffen verstehe ich den Ausdruck "Verkörperung" unmittelbar: mein Körper ist eine Verkörperung. Technologisch gemeinte Verkörperungen kann man anfassen. (3a)
Funktionale Systeme haben keinen Körper - sonst hätten sie auch eine Haut, also eine berührbare Oberfläche. Unseren autopoietischen Kreis kann ich nicht anfassen. Nun kann ich unseren Kreis wenigstens noch in gewisser Hinsicht sehen. Aber dieser sichtbare Kreis ist kein typisches Beispiel für ein funktionales System. Typische Beispiele sind Gesellschaften, Religionen, Kommunikation und Kunst.
Anhand des funktionalen Systems "Kunst" kann man nachvollziehen, was Luhmann als Autopoiese versteht. Kunst hat sich im ausgehenden Mittelalter als funktionales System entwickelt, indem die Hersteller von Bildern, die damals eben Handwerker waren, ein neues "System" hervorbrachten, in welchem sie als Künstler wahrgenommen wurden. Künstler gibt es erst seit es Kunst gibt, so wie es Benediktiner und Marxisten erst gibt, seit sie sich so nennen. Funktionale Systeme organisieren sich selbst. Wenn im Mittelalter Bilder von Heiligen und Fürsten gemalt wurden, dann im Sinne einer handwerklichen Fotografie, die uns allenfalls unter heutigen Kategorien kunstvoll erscheint. Wenn wir diese Bilder unter dem Gesichtspunkt berachten, dass sie möglichst gute Abbildungen eines Urbildes sind, dann sind sie keine Kunst, sondern allenfalls Kunsthandwerk.
Das funktionale System Kunst hat sich also autopoietisch selbst erfunden und organisiert. Kunst wurde nicht von jemandem gemacht. Und man weiss auch nicht recht, wer ein Künstler ist und wer nicht. Es ist wie bei unserem autopoietischen Kreis. So wie ich hier ein Mitglied dieses Systems bin, so bin ich auch ein Künstler. Im wesentlichen, weil die andern das zugeben.
Unser Kreis wurde nicht von jemandem gemacht, wir haben uns selbst organisiert. Das "wir" in dieser Redeweise ist problematisch. Eigentlich hat sich der Kreis organisiert, nicht wir. Das kann man auch daran erkennen, dass es den Kreis noch gibt, obwohl die meisten Teilnehmenden ausgewechselt wurden. Der Stoffwechsel (Metabolismus) ist ein zentrales Kriterium der Autopoiese und auch ein Definitionsaspekt für Leben überhaupt. Die Organisation bleibt erhalten, aber die Substanz wird laufend ersetzt.
Was Luhmann als funktionale Systeme beschreibt, beschreibe ich als Handlungszusammenhänge, die sich in konservative - also nicht dissipative - Organisationen manifestieren können. Eine Gewerkschaft oder eine Partei beispielsweise kann verkrusten und Strukturen aufrecht erhalten, auch wenn die Mitglieder sie (so) nicht mehr wollen. Ihre Autopoiese schafft einen Zustand, in welchem Energie gebraucht wird, um sie aufzulösen, was ich eben konservativ nenne. Handlungszusammenhänge sind konservative Milieus, die wie Institutionen funktionieren. Kunst etwa ist ein Handlungszusammenhang, der Künstler ermöglicht, so wie eine Gewerkschaft Gewerkschafter ermöglicht. Die Gewerkschaft ist ein Metazeller, weil sie aus ihren Mitgliedern besteht, die Kunst dagegen nicht, weil sie nicht aus Künstlern besteht.
Als Beobachter organisiere ich auch meine wahrnehmung in Handlungszusammenhängen. Ein Stück beliebig mit Farbe verschmierte Leinwand kann ich im Handlungszusammenhang Kunst sehen, dann sehe ich ein sogenannt abstraktes Gemälde. In einem Museum fällt mir das leichter als im Hinterhof eines Malereibetriebes. Handlungszusammenhänge sind quasi autopoietisch, sie bilden sich selbst. Kunst gibt es, weil sie als Handlungszusammenhang verwendet wird.
Luhmann macht - so wie ich ihn verstehe - mit seiner Soziologie geltend, dass andere Menschen den von ihm erfundenen Handlungszusammenhängen, die er funktionale Systeme nennt, auch unterliegen. Luhmann tut so, wie wenn es Gesellschaft, Religion und Kunst wirklich gäbe. Genau darin ist er extrem reaktionäre, er sieht nur hergekommene Machtstrukturen.
Unser Kreis ist in diesem Sinne keine konservative Institution, obwohl wir schon einige institutionelle Anfälle und Abwehrmanöver erlebt haben. Ich erinnere mich, dass einmal per Mehrheit beschlossen wurde, den Kreis in einen Dialogkontainer umzuwandeln. Ich erinnere mich aber auch, was daraus geworden ist.
Ich will nun erläutern, wie ich mir die Autopoiese vorstelle. Dazu führe ich eine Unterscheidung ein: the map is not the territory. Mit Autopoiese könnte die Speise oder die Speisekarte gemeint sein. Weder bei Maturana noch bei Luhmann ist mir klar, wie sie den Ausdruck verwenden. Ich unterscheide zwischen Bild und Abgebildetem, das tun die beiden Herren nicht, oder nicht so, dass ich es sehen kann.
Ich verstehe also gar nicht, was die beiden sagen. In bezug auf unsren Kreis, würde ich sagen, dass sich einige Menschen treffen und miteinander diskutieren oder einen Dialog führen. Dazu brauche ich keine Autopoiese, was immer das sein könnte. Im speziellen Fall von heute, leuchtet mir der Eigenname autopoietischer Kreis ein bisschen - aber wirklich nur ein bisschen - ein, weil wir heute über die Autopoiese sprechen. Natürlich sehe ich einen Unterschied zwischen unserer Veranstaltung und einem Universitätsseminar, das von einer etablierten Institution so angeboten wird, dass die Teilnehmenden hingehen müssen, weil sie sonst ihre Diplome nicht bekommen. Natürlich sehe ich auch, dass wir zusammen bestimmen, was uns interessiert, dass wir also nicht fremdbestimmt Unsinn diekutieren müssen. Aber genau darin kann ich bei weitem keine Autopoies erkennen.
Ich verwende den Ausdruck "Autopoiese" für eine spezielle Systemtheorie, die Systeme beschreibt, die sich selbst organisieren. In diesem Sinne ist die Autopoiese eine Organisationstheorie, die die Funktionsweise von selbstreferentiellen Organisationen beschreibt.
Ich unterscheide also zwei Sichten auf Systeme, eine objektive oder technologische Sicht und eine subjektive oder autopoietische Sicht. In der objektiven Sicht sehe ich Systeme als Mechanismen - auch wenn ich Lebewesen oder Sozietäten betrachte. In der subjektiven Sicht sehe ich mich als Teil des Systems. Die erste Sicht heisst auch systematische Sicht, die zweite Sicht heisst auch systemische Sicht. Objektive Systeme werden organisiert, autopoietische Systeme organisieren sich selbst. Objektive Systeme erfüllen eine Funktion in einem übergeordneten System - dazu werden sie hergestellt -, autopoietische System erzeugen einen Handlungszusammenhang, in welchem sie ihr Verhalten orientieren. Objektive Systeme kann man in ihrem Zweckkontext als operationell offen betrachten und mit Information oder Mitteilungen manipulieren, subjektive Systeme "sind" operationell geschlossen, sie reagieren auf sich selbst. Deshalb spreche ich hier auch von uns, respektive von meiner Wahrnehung der autopoietischen Kreises.
Der Sinn von Theorien ist das Erkären von Phänomenen. Bei Maturana kann ich nachvollziehen, wie sich Lebewesen als autopoietische Maschinen entwickeln. Die Theorie hilft mir einige Phänomene zu verstehen. Um ein böses Beispiel zu nennen, ich kann beispielsweise verstehen, warum ein Frosch, dem man die Augen verkehrt eingesetzt hat, trotzdem Fliegen fangen kann. Die Theorie von Luhmann zeigt mir, dass ich mit einem hinreichend abstrakten Konzept Handlungszusammenhänge, die mir schleierhaft sind, so beschreiben kann, dass ich Muster wieder erkennen kann, die mir das Schleierhafte erträglicher machen. Wenn jemand für ein Oelgemälde oder für ein Martahler-Theater eine Milion Franken bezahlt, bin ich natürlich froh, dass ich mir das als Kunst erklären kann, sonst würde ich wohl verrücken. Dagegen brauche ich eigentlich keine Erklärung dafür, dass ich mich mit Euch zusammen in diesem Kreise treffe.
Eine Theorie hätte ich dagegen gerne dafür, wie ich uns erzeuge. Wenn ich verstehen würde, wie ich das mache, könnte ich es besser machen.
Ich verwende die Theorie "Autopoiese 2. Ordnung" innerhalb der Systemtheorie 2. Ordnung für die Tat-Sache, dass autopoietische Systeme von einem Beobachter erzeugt werden, der selbst ein autopoietisches System ist. Als Beobachter bezeichne ich Systeme, die Aussagen - auch über autopoietische Systeme - machen (können). In der Autopoiese 2. Ordnung geht es also nicht darum, dass Systeme 2. Ordnung wie etwa Maturana's Metazeller sich selbst erzeugen, sondern dass ich als Beobachter Phänomene erzeuge, die ich mittels der Autopoiese (besser) verstehen kann.
Die Autopoiese 2. Ordnung hat als elementare Einheit den Beobachter, der sich - und seine Beobachtungen, die er Wirklichkeit nennen mag - selbst organisiert. (4)
Mittels der Autopoiese 2. Ordnung begreife ich mich als Erzeuger der Phänomene, die ich mit Systemtheorien erkläre. Die Erklärungen sind Mechanismen und in diesem Sinne konstruktivistisch oder konstruiert. Die Erzeugungen sind zwar Resultate meines Prozessierens, aber sie Erzeugen sich - autopoietisch - in mir. Ich stelle sie nicht her, sondern bin ihr Milieu.
1) Heinz von Foerster war Gast in einem Seminar zum Thema "Ethik & Informatik" (4. - 6. Februar 1994, Einsiedeln), das ich zusammen mit Henk Goorhuis organisiert habe. Das Seminar war offiziell eine Lehrveranstaltung der beiden Institute Informatik (Helmut Schauer) und Sozialethik (Hans Ruh). Unter anderen warn auch Beat Doebeli, Christiane Floyd und Bettina Heintz unter den Teilnehmenden.
Schauer und Ruh hatten zuvor eine ähnliche Veranstaltung mit Weizenbaum gemacht, an welcher ich teilgenommen habe. Dabei habe ich Henk kennengelernt und vorgeschlagen, dass wir die "Quelle" weiterhin benutzen sollten. Wir haben Helmut Schauer vorgeschlagen, etwas über den Radikalen Konstruktivismus zu machen. Nachdem er einwilligte, hat Henk Heinz von Foerster auf gut Glück angerufen und dieser hat zugesagt.
In der Folge ist einerseits dieser Kreis entstanden und andrerseits haben wir an der Fachstelle für Weiterbildung der Universität Zürich ein Veranstaltungsangebot zum Konstruktivismus aufgezogen, in welchem wir unter anderen auch Ernst von Glasersfeld und Marco Bettoni einige Male nach Zürich eingeladen hatten.
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2) Die Paradoxie der Formulierung ist halb beabsichtigt, sie ist die Konsequenz einer objektiven Biologie, in welcher Einzeller wirklich existieren. Hier ist aber vor allem der Aspekt wichtig, dass sich autopoietische Systeme - biologisch gesehen - durch eine Haut auszeichnen.
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3 Luhmann ist auch so reaktionär wie Hegel. Er hat sich im Positivismusstreit als Systemtheoretiker profiliert. Mit Maturana hat er auch politisch gestritten.
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3 Ashby, ach ziemlich abstrakt, wählt als Beispiel ein Haus, in welchem es spukt. Damit will er zeigen, dass man über Systeme sprechen kann, die es nicht wirklich gibt. Aber ein Geisterhaus ist natürlich ein Haus und das kann man anfassen, ob die Geister wirklich drin wohnen oder nicht.
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4) Wenn ich sage, dass alle autopoietischen Systeme, insbesondere auch die Einzeller vom Beobachter erzeugt werden, verwende ich natürlich auch den Ausdruck System terminologisch gebunden. Ich sage dann gerade nicht, dass ich die Welt und die andern Lebewesen erzeuge, sondern dass meine Wahrnehmungen davon meine Erzeugnisse sind.
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