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Anmerkungen zu "Für wahr nehmen"

1.

  

Es gibt - zuerst in der Gestaltpsychologie und dann in der computergestützen Bildverarbeitung - viel Theorie dazu, welche Pixel weshalb zusammen einen Gegenstand oder Vordergrund bilden, respektive mit welchen Operationen bestimmte Pixel zu einer Einheit zusammen gezogen werden. Man kann - fuzzy - feststellen, dass gleiche Farben, geometrische Figuren, gemeinsam bewegte Punkte und dergleichen mehr zu Gegenständen gemacht werden. Es gibt in der Lehre der Gestaltwahrnehmung viele Experimente, die zeigen, dass beispielweise Bildpunkte, die sich gemeinsam bewegen, als Einheiten interpretiert werden. Wenn ein Auto vorbeifährt, bewegen sich alle Teile des Autos zusammen, während alle Teile, die nicht zu Auto gehören, sich nicht bewegen. Als deutender Beobachter sehe ich ein Auto als ein Auto, nicht als eine Menge von gleichfarbennen, sich gemeinsam bewegenden Massen.

Es gibt auch Orte, wo ich bewusst damit umgehe, dass ich gemeinhin Gegestände im Vordergrund focusiere. Wenn etwa eine Fliege auf dem Fernsehbildschirm sitzt, schaue ich nicht die Fliege an, sondern weiterhin den Film. Oder beim Motorradfahren darf ich nicht nur und nicht vor allem auf den vor mir fahrenden Fahrer schauen, sondern muss den "Hintergrund" sehen, weil ich quasi instinktiv dorthin fahre, wo ich hinschaue.

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2.

  

Es scheint mir für meine Argumentation unwichtig, ob der Focusierung der Aufmerksamkeit tatsächlich eine Gesamtwahrnehmung vorausgeht. Es geht mir hier nur darum, dass ich schliesslich bestimmte Gegenstände in deren Milieu wahrnehme, was eine Art Aufmerksamkeit verlangt. S. Ceccato hat schön dargestellt, dass eine Kammera im Unterschied zu einem Beobachter nicht sagen kann, was auf dem Bild zu sehen ist, weil sie sozusagen immer alles sieht. Ich glaube, der technologische Aspekt seiner Argumentation ist durch moderne Kameras mit Autofocusmechanismen etwas ins Wanken gekommen, aber daran, dass ich meine Aufmerksamkeit so einsetze, wie er es beschrieben hat, bezweifle ich - unabhängig davon, was Kameras je können werden - nicht. Aufmerksamkeit nenne ich in diesem Sinne eine in das rezeptive Verfahren projizierte Focusierung, die ich als Beobachter beim Benennen der Seiten einer Unterscheidung leiste. Diese Aufmerksamkeit bestimmt, was ich vom Wahrgenommenen beobachte, insbesondere welche Seite einer Unterscheidung ich als Vordergurnd (marked space) sehe.

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3.

  

Anhand von Kippbildern kann man mit Vordergrund/Hintergrund spielen. Allerdings hat man dabei die Kippbilder als Vordergrund vor einem - vielleicht leeren - Hintergrund im Auge.

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4.

  

Ich nehme nicht alles für wahr, was ich sehe, aber auch vieles, was ich nicht sehe. Ob ich etwas für "wahr" nehme, befinde ich nicht mit meinen Sinnen. Mit meinen Sinne grenze ich nur ein, was ich für wahr halten kann. Die wissenschaftliche Wahrnehmungsforschung untersucht in diesem Sinne nicht, wie Menschen für-wahr-nehmen, sondern was die Sinne zur Wahrnehmung beitragen.

Diese "Wahrnehmung" - die K. Holzkamp als "sinnliche Erkenntnis" charakterisierte - wurde sehr oft rezeptiv verstanden, auch dort, wo man die grossen Rechenleistungen bei der sogenannten Bildverarbeitung im Gehirn erkannt hat. Konstruktivisten wie S. Ceccato und J. Piaget haben ihr Interesse an der rezeptiven Wahrnehmung sehr rasch verloren. Bei H. Maturana kann man den Uebergang von Wahrnehmungsexperimenten zu epistemologischen Fragen sehr genau verfolgen. Mittlerweile gibt es auch postmoderne Ansätze in der Neurophysiologie, die Wahrnehmung als eigentliche Handlung auffassen (vgl etwa von Stein, A.: Die Rolle von Erwartung und Handlung bei der Wahrnehmung. Humboldt Universität Berlin Deutschland, Juni 28, 2001)

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5.

  

Aristoteles sieht in der Wahrheit eine Übereinstimmung von Verstand und Sache: "Wahr ist, von etwas, was ist, zu sagen es sei, und von etwas, was nicht ist, zu sagen es sei nicht."

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