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Hyperbuch Crashkurs Systemtheorie 2. Ordnung Inhalt - Register - Forum | rückwärts - Seite 65 - vorwärts |
Beobachter beobachten heisst im Kontext dieser Systemtheorie natürlich das Verhalten eines Beobachtersystem zu rekonstruieren - oder negativ formuliert zu dekonstruieren (Anmerkung 1). Es geht also darum, die Unterscheidungen und Bezeichnungen, die ein Beobachter verwendet, und deren Folgen zu beobachten. Anhand des Beobachtersystem mache ich mir die doppelte Kontingenz bewusst, in welcher ich Beobachter und Umwelt sehe, wenn ich beides als Blackboxes gegenseitig aufeinander beziehe. Die Konstruktion des Beobachtersystems bestimmt, was dieses als Umwelt "wahrnehmen" kann, und die Konstruktionen, die in der Umwelt wahrgenommen werden können, bestimmen, wie das Beobachtersystem konstruiert sein könnte (Anmerkung 2).
Als Beobachter kann ich Beobachter beobachten, indem ich andere Beobachter beobachte oder indem ich - selbstfererentiell - mich selbst beobachte. Wenn ich andere Beobachter beobachte, beobachte ich Gegen(über)stände in meiner Um-Welt (Anmerkung 3). Ich mache dann den Beobachter zum Phänomen und erkläre das Phänomen mittels eines Systems. Der Roboter als Beobachtersystem erklärt bestimmte Phänomene, die ich dem Beobachten zurechne - oder subtiler: Der Roboter erklärt, was erklärbar ist, und ermöglicht mir, das Phänomen Beobachter genauer zu spezifizieren. In einer bestimmten Negation kann ich diesbezüglich sagen, dass alles, was der Roboter bezüglich Beobachten erklärt, nicht zum eigentlichen Beobachten gehört (Anmerkung 4). Ich veranschauliche mir den Unterschied zwischen dem Beobachten anderer Beobachtern und mir anhand des Bildes "Galerie" von M. Escher, wo ein Junge sich selbst im Museum sieht, während ich als Bildbetrachter den Jungen, also quasi einen anderen Beobachter im Museum sehe. Der im Bild dargestellte Beobachter sieht sich selbst, aber ich kann diesen Beobachter nicht sehen, ich sehe lediglich ein Bild von ihm (ceci n'est pas une pipe!). Die Selbstbeobachtung, die der im Bild dargestellte Junge leisten kann, ist mir unmöglich. Dass ich als Beobachter mich selbst nicht sehen kann, dass ich mir nicht ins Gesicht schauen kann, ist im Bild von C. Escher durch den "blinden Fleck" in der Bildmitte repräsentiert. Als Beobachter bin ich selbstbezüglich in diesem blinden Fleck, den ich nicht wahrnehmen kann, während C. Escher den Beobachter, der sich selbst beobachtet, nur zeigen kann, in dem er auch den blinden Fleck zeigt - den er ja gerade nicht zeigt, sondern "blind" lässt und als Platz des Autors markiert. |
Wenn ich mich selbst als "Beobachtersystem" beobachte, bezeichne ich diese Beobachtung als Beobachtung 2. Ordnung, weil ich dabei das Beobachten, welches ich beim Beobachten verwende, beobachte. Es ist, wie wenn ich die Brille, durch welche ich schaue, vor die Brille halten würde, durch welche ich schaue (Anmerkung 5)
Bedenke die Funktion des Beobachtersystems! |
Kybernetische Systeme haben eine theoretische und eine praktische Funktion. |
Beispiel:
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Durch die selbstreferentielle Thematisierung des Beobachters mache ich insbesondere auch meine Aussagen beobachterorientiert. Das ist der Grund dafür, dass ich auch die Systemtheorie 1. Ordnung - die man jenseits des Beobachters als Wissenschaft sehen kann - in der ich-Form formuliere. Die epistemologisch orientierten Systemtheoretiker, die die Aufmerksamkeit selbstbezüglich auf den Systemtheoretiker gelenkt haben, scheinen sich noch weitgehend als Wissenschaftler zu verstehen, den sie formulieren meistens "objektiv". Man kann den Radikalen Konstruktivismus, der sich in dieser Perspektive entwickelte, aber auch als Paradigma neben der Wissenschaft begreifen, wobei dabei nochmals neu bewusst wird, inwiefern Geisteswissenschaften und Theologie überhaupt Wissenschaften sind (Anmerkung 6).
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