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In einem bestimmten Sinn ist natürlich dieser ganze Kurs eine Metakommunikation, weil es ein Kurs über Kommunikation ist. Hier ist Metakommunikation aber spezifischer gemeint. Die Argumentation oder die Wahl der Theorie in diesem Kurs macht einige Voraussetzungen, die in der gewählten Theorie benannt werden. Es geht darum, die durch die Systemtheorie eingebrachten Implikationen explizit zu machen. Das Meta- bezieht sich hier also nicht auf den Gegenstand des Kurses, sondern darauf, wie dieser gesehen wird. Die Metakommunikation ist hier eine selbstbezügliche Explikation zur Theorie.
Der englische Mathematiker George Spencer-Brown kritisiert in seinem Buch "The Laws of Form" alle Theorien des Wissens. Sein Ausgangspunkt lautet "begin with nothing and draw a distinction". Er zeigt, dass Unterscheiden eine entscheidende Voraussetzung jeder Argumentation darstellt. Wann immer ich von einem System spreche, habe ich dieses System von etwas anderem unterschieden. Jede Argumentation - wie auch jeder mathematische Beweis - generiert durch die je grundlegende Unterscheidung ein sogenanntes re-entry: wähle ein anderes System!
Ich gebe ein Beispiel: Eine Mutter sieht, wie sich ihr Kind in einer - für das Kind - gefährlichen Situation befindet. Das Kind scheint beispiellsweise kurz davor zu sein, auf eine von Autos befahrene Strasse zu springen. Die Mutter rennt hin und hält das Kind zurück. Jetzt kann die Mutter sagen: "Ich habe das für das Kind getan, denn das Kind hätte Schaden genommen". Sie kann aber auch sagen: "Ich habe das für mich getan, denn ich hätte gelitten, wenn das Kind Schaden genommen hätte". Das sind zwei verschiedene Formulierungen, die in einer bestimmten Hinsicht äquivalent sind. Wenn ich die Unterscheidung mache, kann ich über Egoismus und Altruismus nachdenken - sonst nicht.
Systemtheoretisch kann ich die Mutter betrachten, also das System Mutter vom Rest ihrer Um-Welt unterscheiden. Dann reagiert die Mutter auf ihre eigenen Zustände, sie macht, was sie macht, für sich selbst. Ich kann aber auch das System "Mutter-Kind" anschauen. Dieses System handelt auch so, dass es seinen Eigenwert (Sollwert) aufrecht erhält. In diesem Fall würde ich sagen, dass das Kind Peturbationen organisiert, die die Mutter kompensiert. Schliesslich kann ich auch eine umfassendere Situation anschauen, in welcher Leute zuschauen, wie die Mutter ihr Kind rettet. Dann kann ich sagen, dass die Leute von der Mutter ein bestimmtes Verhalten erwarten und andere Verhaltensweisen bestrafen. Dieses System (gemeinhin Gesellschaft genannt) hat seinen Eigenwert dort, wo keine Strafen als kompensierende Operationen notwendig werden (Anm 1).
Natürlich ist keine dieser Sichten in irgendeinem Sinn richtig oder wahr. Es sind einfach Sichten. Richtig (und dementsprechend auch falsch) kann lediglich die Interpretation der verwendeten Theorie sein. Und natürlich kann jede Theorie unbrauchbare Erklärungen liefern. Meine Aussagen, wonach eine Fussballmanschaft, eine Talkshowrunde oder ein Nachrichtensprecher nicht mit dem Publikum kommunizieren, sind als systemtheoretische Aussagen gemeint. Es sind Beispiele, die zeigen, wie ich die Systemtheorie interpretiere. Das, was hier eigentlich theoretisiert wird, sind die kommunikativen Handlungen in der Hyperbibliothek. Diese Interpretation bezieht ihre Plausibilität daraus, dass ich sie auf beliebige Beispiele anwenden kann.
Lies nochmals, was innerhalb dieser Theorie als Theorie verstanden wird und prüfe die Logik der Argumentation! |
Die Wahl des System entspricht einer Konstruktion eines Beobachters.