Beuys:" ich gehe davon aus, dass prinzipiell jeder Mensch ein Künstler dann ist, wenn man den Kunstbegriff, mit dem man arbeitet, so stark erweitert, dass er praktisch den Selbstbestimmungsprozess und den Denkprozess einschliesst, den ja jeder Mensch hat."
Den Menschen als schöpferisches Wesen betrachtend, das aus seiner Freiheit heraus selbstbestimmt die Welt gestalten kann, mass er der so verstandenen Kunst eine hohe moralische Verantwortung und Fähigkeit zu.
"eine Gesellschaftsordnung wie eine Plastik zu formen, das ist meine und die Aufgabe der Kunst."
Alle auf der Welt vorhandenen Aufgaben sind Fragen der Gestaltung, der Formfindung - seien es Schule, eine Wohnungseinrichtung, ein Kunstobjekt, sei es eine Unternehmenskultur oder die Verfassung eines Staates. Während sich Politik und Wirtschaft immer unauflösbarer in Sachzwänge, Machtbestrebungen und Korruption verstricken, und sich dieser Weg immer mehr als Sackgasse erweist, eröffnete Beuys aus der Kunst heraus einen neuen Ansatz: Er verstand die Arbeit an den sozialen Strukturen als Auftrag, das Zukunftsbild der Gesellschaft als soziale Stkulptur, und somit als Gesamtkunstwerk zu gestalten.
"Es gilt, eine Form zu entwickeln, die es ermöglichkt, dass jeder in der Frage der Gestaltung der Zukunft als freier, gleichberechtigter Mitgestalter wirken und sich entwickeln kann. Es handelt sich hier also um die Frage nach der Kunst. Kunst hier verstanden als eine Frage nach der Gestalt und den Gestaltungskräften überhaupt.""
Die Begriffe Arbeit und Wirtschaft müssen befreit werden, von der Anonymität eines Marktes und optimalen Betriebsergebnissen im quantitativen Sinn. Es geht nicht darum, die Menschen nur materiell und intellektuell zu befriedigen, es geht um eine Umkehr im Herzen; wir müssen erkennen, dass wir es sind, die die Gestaltung der Welt in die Hand nehmen müssen. Das darf man den Politikern und Unternehmern nicht überlassen. Jeder Mensch trägt Mitverantwortung zur Gestaltung dieser Welt.