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Enzyklopädie

Enzyklopädie heisst die Lehre der mittelalterlichen Universität, die das Wissen der sieben Künste umfasste, das sich die Studierenden enzyklisch - in sich wiederholenden Zyklen - erworben haben. Die eigentliche Enzyklopädie umfasst das ganze Wissensmanagement, also insbesondere auch das Schaffen, das Erwerben und das Teilen von Wissen. Ort der Enzyklopädie ist die Bibliothek, aber nicht die Bibliothek, in welcher die Bücher in den Gestellen stehen, sondern die Bibliothek, in welcher die tätige Auseinandersetzung mit der Enzyklopädie erfolgte - wie in unserer Discothek auch nicht einfach Disks gestappelt werden.

Das, was wir gemeinhin verkürzt als Enzyklopädie auffassen, ist der materielle, artefaktische Niederschlag der Enzyklopädie, das Lexikon. Im Lexikon sind die Lexe, die Wörter, aufgelistet und in verschiedene Relationen gebracht. Im Bilderwörterbuch stehen neben den Wörtern Bilder, im Diktionär stehen Wörter einer anderen Sprache, in spezifischen Nachschlagewerken, wie dem Fremdwörter- oder dem Herkunftswörterbuch stehen Wörter der gleichen Sprache, aber aus verschiedenen Kontexten, usw.

Die Kon- oder Um-Texte der Wörter stehen in Büchern, die Bücher stehen in Bibliotheks-Gestellen und die Bibliotheken stehen in den Zentren der Städte, so das jeder jedes Wort finden kann. Und daran hat sich, seit es Schrift als Ausdruck von Wissen gibt, nichts mehr geändert. Die Bibliothek hat zwar durch die Entwicklung der Werkzeuge vom Federkiel zum Internet und vom Papyrus zum Laserdisk erhebliche Umbauten erlebt, aber die Organisation des expliziten Wissens ist dieselbe geblieben.

zitiert aus LexiRom

Enzyklopädie [griech.-nlat.], 1. nach Hippias von Elis, einem Sophisten des 5.)Jh. v.)Chr., Begriff für die universale Bildung, später allg. die Alltagsbildung, die nach Isokrates (*)436, †) 338) auf die wahre Bildung vorbereitet; in der Neuzeit seit dem 17./18.)Jh. Begriff für die Gesamtheit des menschl. Wissens.- 2. die Darstellung der Bildungsinhalte und Wissensgebiete bzw. -bereiche sowie einzelner -gegenstände. Zu unterscheiden sind die systemat. E. (nach Themenkreisen) und die alphabet. E. (Allg. E., Universal-E., Real-E. oder Reallexikon, Sachwörterbuch und, bes. im 19.)Jh., Konversationslexikon) .

Geschichte
Systematische Enzyklopädie: Die Anfänge der systemat. E. gehen wohl auf Speusippos (*)um 408, †)339), zurück. Marcus Terentius Varro (*)116, †) 27) verfaßte eine Art enzyklopäd. Handbuch der Staatswissenschaft. In dieser Tradition steht die ›Naturgeschichte‹ des älteren Plinius (*)23 oder 24, †) 79). Martianus Capella (5.)Jh.) lieferte die für das MA grundlegende Darstellung der Artes liberales. Die als ›Origines‹ oder auch ›Etymologiae‹ bezeichnete E. des Isidor von Sevilla (*)um 560, †) 636) beeinflußte die gesamte enzyklopäd. Literatur des MA. Im Hoch-MA erschien eine Fülle von E. (›Hortus deliciarum‹ der Herrad von Landsberg [*)1125?, †) 1195], ›Speculum maius‹ des Vinzenz von Beauvais [†) 1264], ›Compendium philosophiae...‹ [entstanden um 1320]). Die Anzahl nat.sprachl. E. des MA bleibt erhebl. hinter der in lat. Sprache zurück. Systemat. E. der Neuzeit sind u.)a. J. H. Alsteds ›Encyclopaedia...‹ (1630), die in systemat. Ordnung gebrachte, erweiterte ›Encyclopédie‹ D.)Diderots und J.)Le Rond d'Alemberts u.)d.)T. ›Encyclopédie méthodique par ordre des matières‹ (166 Bde., 1782-1832; hg. von C.)J. Panckoucke und Madame Agasse), die ›Encyclopédie française‹ (1935)ff., unvollendet) sowie ›Rowohlts dt. E.‹ (seit 1955 erscheinend). Alphabetische Enzyklopädie: Die in der Neuzeit dominierende alphabet. E. hat im Altertum nur wenige Vorläufer, so das wohl älteste um die Zeitwende entstandene Werk, ›De significatu verborum‹ des Verrius Flaccus. Im 17.)Jh. ragen 3 alphabet. E. heraus: L.)Moréris ›Grand dictionnaire historique...‹ (1674), A.)Furetières ›Dictionnaire universel des arts et sciences‹ (1690) als erste moderne E. und P.)Bayles ›Dictionnaire historique et critique‹ (1696/97; dt. Fassung von J.)C. Gottsched 1741-44). Im 18.)Jh. erscheint das Zedlersche ›Große vollständige Universal-Lexikon aller Wiss. und Künste‹ (64 Bde., 1732-54) als erste dt. E. von Bedeutung, in England die ›Cyclopædia...‹ (2 Bde., 1728) von E.)Chambers. Diderots und d'Alemberts ›Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers‹ (35 Bde., 1751-80) wird durch die Mitarbeit führender Philosophen und Wissenschaftler zum Standardwerk der frz. Aufklärung. Bleibende internat. Bedeutung errang auch die ›Encyclopaedia Britannica‹ (3 Bde., 1768-71, 15.)Aufl. 1987 in 32 Bdn.). Das bisher umfangreichste europ. Lexikon, J.)S. Erschs und J.)G. Grubers ›Allg. Encyclopädie der Wiss. und Künste‹ (167 Bde., 1818-89), blieb unvollendet.

Konversationslexikon:
An die Stelle der großen wiss. E. trat im 19.)Jh. das Konversationslexikon . Das ›Conversationslexikon...‹ des Verlegers K.)G. Löbel wurde 1808 von F.)A. Brockhaus erworben, der es 1809 neu herausbrachte und 1810/11 ergänzen ließ. Das ›Große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände‹ (46 Bde., 1840-55) hatte- nach der Absicht seines Verlegers J.)Meyer- das polit. Ziel der intellektuellen Emanzipation breiter Volksschichten. Die lexikograph. Großverlage in der BR Deutschland, Bertelsmann LEXIKOTHEK Verlag GmbH und Bibliograph. Institut& F.)A. Brockhaus AG, entwickeln alte enzyklopäd. Traditionen zeitentsprechend fort. Daneben bestehen zahlr. Spezial-E. zu den verschiedensten Wissensgebieten.