Kunst ist kein Medium der Mitteilung, sondern ein Medium des Ausdruckes.
Kunst ist ein Handlungszusammenhang, dessen autopoietische Entwicklungslogik durch Abbildungen wie prähistorische Höhlenzeichnung und religiöse Ikonen in Gang gesetzt wurde. Diese Abbildungen waren Abbildungen von etwas, das Kunsthandwerk bestand in der möglichst adäquaten Abbildung, was bestimmte Verfremdungen stets miteinbezogen hat.
Kunst wurde zu Kunst, indem sie von Abbildungsreferenten autonom wurde und sich selbst genügte. Das Kunstwerk wird autonom, wo es nicht mehr rezeptionsorientiert ist.
Die bürgerliche Literatur ist abbildend und rezeptionsorientiert. Die bürgerliche Literaturwissenschaft beschäftigt sich mit Interpretationen (vgl S.J.Schindt). Texte sind Kunstwerke, wenn sie keine Mitteilungs-Funktion (Zweck) haben.
Kunst hat sich im ausgehenden Mittelalter als funktionales System entwickelt, indem die Hersteller von Bildern, die damals eben Handwerker waren, ein neues "System" hervorbrachten, in welchem sie als Künstler wahrgenommen wurden. Künstler gibt es erst seit es Kunst gibt, so wie es Benediktiner und Marxisten erst gibt, seit sie sich so nennen. Funktionale Systeme organisieren sich selbst.
Wenn im Mittelalter Bilder von Heiligen und Fürsten gemalt wurden, dann im Sinne einer handwerklichen Fotografie, die uns allenfalls unter heutigen Kategorien kunstvoll erscheint. Wenn wir diese Bilder unter dem Gesichtspunkt berachten, dass sie möglichst gute Abbildungen eines Urbildes sind, dann sind sie keine Kunst, sondern allenfalls Kunsthandwerk.