Hyperkommunikation: Ein virtuelles Seminar zum Studiengang Konstruktives Wissensmanagement der Fachstelle für Weiterbildung der Uni Zürich

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Kommunikationstheorie   -  Uebersicht

Vilem Flusser: Kommunikologie

"Kommunikologie" steht in Analogie zum Ausdruck Biologie für die Lehre über die Kommunikation.

Flusser bezeichnet die menschliche Kommunikation als künstlichen Vorgang, der auf der Erfindung von Werkzeugen, nämlich auf zu Codes geordneten Symbolen beruhe (Flusser 1998:9). Der Mensch ist ein Idiot (mangels der für Menschen konstitutiven Kunstfertigkeit), wenn er die Werkzeuge der Kommunikation nicht benutzen kann. (Natürliche Verhaltensweisen sind der Vogelgesang oder der Bienentanz (Geste), bei Menschen etwa Geschlechtsverkehr, also Verhaltensweisen, die nicht an Werkzeuge gebunden sind).

Kommunikation erzeugt die Kodifizierung, deren Sinn es ist, uns vergessen zu lassen, dass wir einsame Tiere sind, in für sich genommen völlig bedeutungsloser Natur in Einzelhaft zum Tode verurteilt (was ein Faktum der Naturwissenschaft ist).

Wir kommunizieren nicht, weil wir gesellige, sondern weil wir einsame Wesen sind, die es in der Einsamkeit nicht aushalten.

Man kann Kommunikation naturwissenschaftlich erklären (Informationstheorie, Informatik) oder geisteswissenschaftlich interpretieren (Kommunikologie).

Ein zweiter unnatürlicher Aspekt liegt in der negativen Entropie (Information und deren Anhäufung) Alle Naturprozesse sind entropisch (wenn man den Uebergang von der Eichel zur Eiche als Epizyklus betrachtet, in welchem die Eiche zur Asche wird, wobei Asche wahrscheinlicher ist als Eiche (Wärmetod).

Kommentar von Rolf Todesco: Flusser ist extrem melancholisch. Interpretation versteht er als vergebliches Ankämpfen gegen den Wärmetod. In der spezifischen Natur des Menschen (gegenüber den Tieren) liegt zunächst das Ankämpfen (Bewusstsein) gegen den eigenen Tod. Das die Gattung, die ja im Erbmaterial lebt, auch ein Bewusstsein des Sterbens habe (eben den Wärmetod mit dem Verglühen der Sonne), und zwar im konkreten Menschen, darin liegt die Melancholie (und die damit verbundene politische Haltung)

Die ganze Kommunikologie unterstellt ein Mitteilungs-Modell