Wegleitung für Ausbildungsteilnehmer/innen


 

Gruppenprozesse begleiten

Dieses Dokument entspricht der schriftlichen Ausschreibung auf Papier



 
 

Uebersicht

Stufe 1

Stufe 2



 


 

 

Inhalt der Wegleitung


 

Diese Wegleitung informiert Sie als Teilnehmer/in über die Ziele, Inhalte und Methoden dieses Ausbildungs-Bausteins und zeigt Ihnen, welche Voraussetzungen Sie für die Zertifizierung erfüllen müssen.

Das Modul «Gruppenprozesse begleiten» ist ein Baustein in einer Reihe von Ausbildungsmodulen, die zum eidgenössischen Fachausweis für Ausbilder/Ausbilderinnen führen können. Eine Übersicht über das modulare Ausbildungs-System und die Wege zum eidg. Fachausweis finden Sie im Anhang zu dieser Wegleitung.


 

Das Modul «Gruppenprozesse begleiten»

Die Ziele des Moduls Seite 4

Der Aufbau des Moduls Seite 5

Die Ausbildungsinhalte Seite 6

Die Zertifizierungs-Bedingungen Seite 8


 

Arbeitsinstrumente

Teilnehmerblatt Seite 9

Schriftliche Fallanalyse Seite 10

Persönliche Modul-Auswertung Seite 11

Persönliche Reflexion Seite 12

Literaturliste Seite 13


 

Anhang

Das modulare Ausbildungssystem im Bereich Ausbildungen für Ausbildende


 
 
 

© MGB-KOST Ausgabe September 2000


 
 
 

Die Ziele des Moduls


 
 
 

In diesem Ausbildungs-Modul reflektieren Sie Ihre eigenen Werte und Haltungen, setzen sich mit Kommunikations- und Gruppenprozessen auseinander und entwickeln Möglichkeiten, diese Prozesse zu leiten und zu begleiten. Sie werden befähigt, das spezifische Potenzial der Gruppe, die Sie leiten, für die jeweiligen Ziele produktiv zu machen.

Lernziele

Sie sind fähig, komplexe Prozesse von Gruppen zu erkennen, zu reflektieren und adäquat zu intervenieren.

  • Sie können Kommunikationsprozesse in Gruppen analysieren, situationsgerecht intervenieren und Gruppen prozess- und zielorientiert leiten.
  • Sie sind in der Lage, gruppendynamische Prinzipien in unterschiedlichen Lehr- und Lernsituationen sowie in längeren und komplexen Gruppenprozessen anzuwenden.
  • Sie sind sich Ihrer eigenen Lernbiografie bewusst.
  • Sie können auf Grund der Kenntnis Ihrer eigenen Stärken und Schwächen Ihr eigenes Leitungsverhalten reflektieren und weiter entwickeln.
  • Sie sind in der Lage, Ihre eigenen Werte, Haltungen und Normen und Ihr eigenes Lernverständnis zu reflektieren und für die Begleitung von Gruppen nutzbar zu machen.

Voraussetzungen

Sie haben Erfahrung im Leiten von Gruppen. Dabei kann es sich um Lerngruppen handeln, aber auch Arbeits- und Projektgruppen.

Wir empfehlen Ihnen, vor Besuch dieses Moduls einen Zertifikatslehrgang auf Stufe 1 abzuschliessen.


 

 

Der Aufbau des Moduls


 
 
 

 

Seminarwoche

Das Modul «Gruppenprozesse begleiten» findet an fünf aufeinander folgenden Tagen (Blockkurs) mit insgesamt 40 Kursstunden in einem Bildungshaus oder einem Seminarhotel statt.

Dadurch, dass Teilnehmende und die Leitung des Seminars alle am gleichen Ort wohnen, ist ein intensiveres Arbeiten möglich. Die Arbeitszeiten können durchaus auch auf den Abend gelegt werden. Für dieses Seminar ist eine 100%ige Anwesenheit unabdingbar. Eine Fehlzeit ist also nicht möglich. Ausnahmefälle besprechen Sie bitte direkt mit der Kursleitung.

Im Anschluss an die Seminarwoche findet die Lernzielkontrolle (schriftliche Fallanalyse) statt.

Beachten Sie bitte, dass die Kosten für Übernachtungen und Essen im Kursgeld nicht mit eingeschlossen sind. Im Schnitt muss mit einem Preis für Vollpension im Einzelzimmer von Fr. 130.-/Tag gerechnet werden (ohne Gewähr).

Selbst organisierte Lernzeit

Für die selbständigen Arbeiten müssen Sie mit einem zusätzlichen Zeitaufwand von ca. 15 Stunden rechnen.

Lektüre: Als Vorbereitung auf die Seminarwoche lesen Sie bitte das Buch von Langmaack/Braune-Krickau, Wie die Gruppe laufen lernt (s. Literaturliste).

Lerntagebuch: Wir empfehlen Ihnen, während des Seminars ein Lerntagebuch zu führen. Dabei ist es Ihnen überlassen, ob Sie sich ein gebundenes leeres Buch kaufen oder Block oder lose Blätter bevorzugen. Auf Seite 15 finden Sie eine Vorlage mit Fragen zur täglichen persönlichen Reflexion. Sie können auch diese Seite kopieren und damit arbeiten.

Der Sinn des Lerntagebuches ist, dass Sie fortlaufend wichtige Gedanken, offene Fragen, Erkenntnisse, Ungereimtheiten, noch weiter zu Verfolgendes etc. notieren können. Das Lerntagebuch wird nicht eingesehen. Es kann Ihnen aber bei der Lernzielkontrolle sehr nützlich sein.


 
 

 

Die Ausbildungsinhalte


 
 
 

Während der Seminarwoche befassen Sie sich mit den folgenden Themen:

  • Theorie und Reflexion eigener Gruppenerfahrungen
  • Phasenmodell
  • Umgang mit Konflikt und Widerstand
  • Interventionen
  • Analyse von Kommunikationsprozessen im Rahmen gruppendynamischer Prozesse
  • Auseinandersetzung mit eigenem Kommunikationsverhalten in der Gruppe
  • Werte, Normen, Status, Rollen in Gruppen
  • Konstruktiver Umgang mit negativen Gefühlen
  • Rollen als Leitende von Gruppen

Nicht explizit behandelt, aber während der Seminarwoche wieder aufgegriffen werden die Themen

  • Lernbiografie und Lernverständnis
  • Kommunikationstheorien
  • Problemlösungsmodelle

Es wird davon ausgegangen, dass Sie diese Themen in anderen Lernveranstaltungen oder durch Praxis erarbeitet haben.

Das theoretische Wissen aus dem Buch Wie die Gruppe laufen lernt, das Sie zur Vorbereitung auf die Kurswoche lesen, wird vorausgesetzt/erwünscht. (s. Literaturliste)

Die Arbeitsweise

Über Gruppenprozesse lernt man am meisten, indem man sie erlebt und reflektiert. Über das Verstehen von Innen heraus wird es möglich, Gruppen geschickt zu leiten und deren Arbeitsfähigkeit zu unterstützen.

Um Ihnen die Möglichkeit zu geben, eine Gruppe zu erleben und gleichzeitig über Gruppen zu lernen, ist dieses Modul als Intensivkurs angelegt. Der Prozess Ihrer eigenen Kursgruppe wird die Hauptgrundlage bieten, um über Gruppenprozesse zu lernen.

In diesem Modul steht also das Erfahrungslernen im Vordergrund. Theoretisches wird zu einem kleineren Teil einfliessen und dient vor allem dazu, gerade Erlebtes und Erfahrenes zu erhellen.


 
 

 
 
 
 

 

 

Sie werden die Möglichkeit haben, das was Sie gerade als Teilnehmerin oder Teilnehmer in der Kursgruppe erleben, auch auf der Metaebene zu besprechen. Erleben und reflektieren sind die vorrangigen Methoden.

Im Seminar werden nicht nur verbale Methoden zum Zug kommen, sondern es werden auch andere Formen wie Musik, Malen, Tanz, Rollenspiel, Arbeit mit Ton etc. eingesetzt.


 
 

 

Die Zertifizierungs-Bedingungen

Das Modul «Gruppenprozesse begleiten» entspricht der von der Schweizerischen Vereinigung für Erwachsenenbildung SVEB definierten und durch die Schweizerische Modulzentrale Modula genehmigten Modulbeschreibung. (www.modula.ch)

Ziele, Inhalte, Umfang, Lernmethoden und Lernzielkontrollen werden alle zwei Jahre überprüft und an die aktuellen SVEB-Richtlinien angepasst.

Lernzielkontrollen

Sie erhalten ein Modul-Zertifikat, wenn Sie die folgenden Lernzielkontrollen erfüllen:

  1. Reflexion des persönlichen Lernprozesses

Dazu gehört:

  • die lückenlose Anwesenheit in der Blockwoche
  • eine persönliche Auswertung des Moduls

Leitfragen für die persönliche Modul-Auswertung finden Sie auf Seite 14. Die Modul-Auswertung wird nicht qualifiziert; ein Feedback der Ausbildungsleitung ist fakultativ.

  1. Schriftliche Fallanalyse

Es handelt sich um eine Analyse und Interventionsvorschläge zu einer Gruppensituation aus Ihrer Praxis. (Näheres dazu Seite 13.)

Die Fallanalyse wird qualifiziert. Die Auswertung wird nach vorgegebenen Kriterien durchgeführt. Massgebend für die Endbeurteilung ist die Meinung des Experten / der Expertin.

Die Teilnehmenden erhalten ein kurzes schriftliches Feedback zu ihrer Fallanalyse; die Bewertung erfolgt grundsätzlich mit «erfüllt» oder «nicht erfüllt».

Bei Nichtbestehen kann die Lernzielkontrolle wiederholt werden. Bei der Wiederholung werden nicht die gleichen Experten eingesetzt. Die Wiederholung ist kostenpflichtig (Fr. 120.-).

Gegen die Schlussbewertung «nicht erfüllt» kann bei der Schulleitung Einsprache erhoben werden. Die nächste, externe Rekursinstanz ist die Kommission für Qualitätssicherung der SVEB.

Zertifizierung

Sie lassen sich die ausgeführten bzw. bestandenen Lernzielkontrollen auf Ihrem Teilnehmerblatt (S. 10) von Ihrer Kursleitung attestieren und senden das vollständig ausgefüllte Teilnehmerblatt an folgende Adresse:

BBZ (Business Bildungszentrum)

z.H. Frau Madeleine Meierhofer

Wankdorffeldstr.90

3014 Bern

Die Koordinationsstelle der Klubschulen stellt Ihnen ein Modul-Zertifikat aus. Dieses gilt als Teilabschluss für den eidg. Fachausweis Ausbilder/Ausbilderin (s. Anhang zu dieser Wegleitung).


 
 
 
 
 

Personalien

Vorname / Name:

M / W: Geburtsdatum:

Strasse/Nr.:

PLZ/Ort:

Telefon (evtl. Fax) P. G.

E-mail:


 

Zertifizierungsgrundlagen / Lernzielkontrollen

Mit ihrer Unterschrift bestätigt die Ausbildungsleitung, resp. Experte/Expertin, dass die definierten Kriterien erfüllt wurden.

Organisierende Klubschule:

Ausbildungsleitung: Datum:

Ausbildungsleitung: Datum:

Experte/Expertin: Datum:


 
 
 

Mit ihrer Unterschrift bestätigen Teilnehmer/in und Ausbildungsleitung, dass die obigen Angaben der Wahrheit entsprechen und die Lernziele des Moduls insgesamt erfüllt wurden.

Unterschrift Teilnehmer/in:

Unterschrift Ausbildungsleitung:

Zertifizierung am:


 

 

Schriftliche Fallanalyse


 
 
 

Sie bearbeiten einen Fall aus Ihrer eigenen Praxis: Sie analysieren eine kritische Gruppensituation und wägen verschiedene Interventions-Vorschläge ab.

Aufgabenstellung

Am Ende der Seminarwoche können Sie der Ausbildungsleitung einen "Fall" aus Ihrer Praxis als Leiter/in von Gruppen vorschlagen. Wenn die Seminarleitung den Fall als geeignet betrachtet, werden Sie ihn nach Abschluss der Seminarwoche zu Hause bearbeiten.

Dabei können Sie z. B. diesen Leitfragen nachgehen:

  • Wie kam es zu dieser Situation? Wo genau liegt die Problematik?
  • Wie haben Sie sich verhalten? Was war Ihre Intervention und welche Konsequenzen hatte sie?
  • Welche anderen Interventionsstrategien wären möglich gewesen? Welche Chancen und Gefahren hätten sie gebracht?
  • Welche eigenen Stärken, Schwächen oder Grenzen haben Sie dabei gespürt, und welche Schlussfolgerungen haben Sie daraus für Ihr weiteres Verhalten gezogen?
 

Ihre Ausführungen sollten 3 A4 Seiten nicht überschreiten. Für die Arbeit haben Sie ca. einen Monat Zeit. Am Ende der Seminarwoche wird der genaue Abgabetermin festgelegt sowie auch, wem die Arbeit einzureichen ist.

Beurteilungs-Kriterien

  1. Inhaltliche Qualität
  • Auswahl der Situation entsprechend dem Auftrag
  • Vollständige und verständliche Bearbeitung der Situation, nachvollziehbare Aussagen zur Situation und Problematik, zur eigenen Intervention und den Konsequenzen, zur Reaktion der Beteiligten, zu möglichen anderen Interventionsstrategien, deren Chancen und Risiken
  1. Reflexionsfähigkeit
  • Selbstwahrnehmung und Wahrnehmung der Gruppe
  • Verbindung des eigenen Handelns mit theoretischen Konzepten
  • Analyse der eigenen Rolle
  • Fähigkeit, Hypothesen zu bilden, zu bewerten sowie Handlungsstrategien zu entwickeln

Die Experten geben Ihnen ein kurzes mündliches oder schriftliches Feedback zu Ihrer Fallanalyse und attestieren die positive Beurteilung auf Ihrem Teilnehmerblatt.


 

 

Ihre persönliche Modul-Auswertung


 
 
 

Formulieren Sie Ihre Erkenntnisse dieser Woche. Dazu können Sie Ihre tägliche «Persönliche Reflexion» beiziehen.

Umfang: ca. 2 A4-Seiten

Folgende Leitfragen sollen mindestens ausgeführt werden:

  • Welche Erkenntnisse habe ich gewonnen in Bezug auf das Gruppengeschehen allgemein?
  • Was heisst das für mich in meiner Praxis, für meine Rolle als Leiter/Leiterin von Gruppen?

Die persönliche Auswertung muss spätestens ein Monat nach Ende der Seminarwoche bei der Seminarleitung sein. Diese Reflexion wird nicht qualifiziert. Ein Feedback der Seminarleitung ist fakultativ.


 
 
 

Persönliche Reflexion


 
 
 

Datum:


 

Was war für mich der Höhepunkt des heutigen Tages?


 

Was war für mich heute der Tiefpunkt?


 

Welche Erkenntnisse habe ich gewonnen?

in Bezug auf meine Person?

in Bezug auf diese Gruppe?

in Bezug auf Gruppen an und für sich?


 

Welche Sequenzen haben mich weiter gebracht? Warum?


 

Was möchte ich noch weiter untersuchen? (im Seminar? später?)


 

Wer hat heute die Gruppe weitergebracht? Wie? Womit?


 

Wer hat heute die Gruppe behindert? Wie? Womit?


 

Was war mein Beitrag zum Gruppengeschehen?


 

Was nehme ich mir für morgen vor?

 


 
 

 

Literaturliste


 
 
 

Pflicht-Lektüre:

Langmaack B. / Braune-Krickau M.

Wie die Gruppe laufen lernt, Anregungen zum Planen und Leiten von Gruppen, Psychologie Verlags Union, München/Weinheim 2000 (7. Aufl.)


 
 

Zur vertiefenden Lektüre empfohlen:

Bohm David

Der Dialog, das offene Gespräch am Ende der Diskussion, Klett-Cotta

Cohn R. C.

Von der Psychoanalyse zur themenzentrierten Interaktion, Von der Behandlung einzelner zu einer Pädagogik für alle, Klett-Cotta 1997 (13. erw. Aufl.)

Döring K. W. / Ritter-Mamczek B.

Lehren und Trainieren in der Weiterbildung, Ein praxisorientierter Leitfaden, Beltz 1997 (6. völlig neu bearb. Aufl.)

Geissler K. A.

Anfangssituationen, Was man tun und besser lassen sollte, Beltz 1994 (2. Aufl.)

Geissler K. A.

Schlusssituationen, Die Suche nach dem guten Ende, Beltz 1997 (2. Aufl.)

Heinz von Foerster

2X2= grün, CD ROM, supposé

König O.

Macht in Gruppen, Gruppendynamische Prozesse und Interventionen, Klett-Cotta 1998

König O.

Gruppendynamik, Geschichte, Theorien, Methoden, Anwendungen, Ausbildung,

Profil

Langmaack B.

Themenzentrierte Interaktion, Einführende Texte rund ums Dreieck, Psychologie Verlags Union 1996 (3. korr. Aufl.)

Rechtien W.

Angewandte Gruppendynamik, Ein Lehrbuch für Studierende und Praktiker, Beltz 1999 (3. korr. Aufl.)

Schmidbauer W.

Wie Gruppen uns verändern, Vom Training zur Institutionsanalyse, Rororo Sachbuch, Reinbek b. Hamburg 1999

Schulz von Thun F.

Miteinander reden, Band 1-3, rororo Verlag 1999

Watzlawick Paul

Wie wirklich ist die Wirklichkeit, Piper verlag 1998

Weisbach Ch.-R.

Professionelle Gesprächsführung, Ein praxisnahes Lese- und Übungsbuch, Beck Juristischer Verlag 1999 (4. erw. + überarb. Auflage)

Wellhöfer P.R.

Gruppendynamik und soziales Lernen, Enke, Stuttgart 1993