| Wiesel | ich setzte hier ein dialog, welcher ich bereits in den vergangen tagen mit rolf begonnen habe, fort. ein dialog, der mir wichtig ist, deshalb führe ich ihn. ich bin in einem prozess, der nicht mehr aufzuhalten ist. ein prozess der schon läuft,
seit es mich gibt. und trotzdem habe ich das gefühl, dass er erst begonnen hat. wann beginnt ein prozess? ich beobachte mich selber, und stelle fest, dass der prozess für mich erst begonnen hat, als ich mir diesem bewusst wurde. doch habe ICH ja bereits bei meiner geburt, oder sogar noch früher, begonnen.
bin ich mir also bereits immer bewusst gewesen, weil ich schon immer begonnen habe? wann habe ich begonnen? wann habe ich bewusst begonnen? wann habe ich bewusst mein prozess begonnen? |
| Rolf | Prozesse gibt es für mich nur, wenn ich sie wahrnehme. Wenn ich für-wahr-nehme, dass es mich schon seit meiner Geburt gibt und dass mein Prozess dort begonnen hat, dann ist für mich das so, weil es mir so passt. Ich kann auch denken, dass es mich nur jetzt gibt, dass meine Geburt und meine Geschichte gerade jetzt stattfinden und dass ich sie
jetzt in meinem Bewusstsein habe. Und wenn ich auf dem Motorrad sitze und richtig am Gasgriff drehe, dann weiss ich gar nichts von meiner Grburt oder von einem Prozess und all dem Zeugs, weil ich dann etwas ganz anderes weiss.
Ich kann jederzeit neu erfinden, wie und wann es mich gibt und ob ich ein Prozess sein will oder in einem Prozess stecken will. Ist das nicht ganz wunderbar, eigentlich das grösste Wunder? |
| Wiesel | wenn ich meinen wahr-genommenen prozess betrachte, stelle ich fest, dass ich sehr stark von anderen prozessen beeinflusst wurde. so ist mein jetzt wahrgenommener prozess erst oder gerade wegen unserem seminar im jura entstanden. ich habe ihn bewusst ausgelöst, doch ohne umwelt und umfeld wäre er zu einem anderen zeitpunkt in eine andere richtung entstanden. ich habe selber den prozess erfunden, doch aufgrund von für mich wesentlichen einflüssen gefunden.
der bezug von meiner welt zu der ANDEREN welt macht erst meine welt. |
| Rolf | Wenn ich bei mir einen Prozess für-wahr-nehme, der von meiner Um-Welt abhängig ist, dann erfinde ich eine Um-Welt, die zu meinem Prozess passt. Wenn mein Prozess an einem Zeitpunkt gebunden ist, dann erfinde ich diese Zeit. Im Dialog spreche ich, was mir am Herzen liegt, damit es es mir bewusst wird. "Dia Logos" heisst für mich "Durch das Wort". Durch das Wort werde ich mir meiner selbst bewusst.
Und wenn ich ich sage, dann meine ich immer auch ein Du. Im Dialog spreche ich aus, was mir am Herzen liegt, weil das Ausgesprochene ausgesprochen wirkt. Das Du, das ich anspreche, ist das, was ich im religösen Sinn Gott nenne, es ist das, was mein Erkennen ermöglicht. Claude Buboswski singt im Hair: "... an God believs in Claude, thats me, that me !" |