Esther Beck
1. Tag
Ankunft in la Cibourg. Ich fühle mich schon etwas fremd, aber das wird schon werden. Nach dem Zimmerbezug setzen wir uns in den Kreis. Dort mache ich meine erste Erfahrung mit dem Schweigen. Ich bin nicht so ganz sicher, ob Rolf und Sabine sich nicht einig sind, wer das Gespräch weiterleiten soll. Es fällt mir auch im Laufe des Tages sehr schwer, den Kontakt zu den andern Teilnehmer zu finden. Erst später realisiere ich, dass mir meine heissgehasste Vorstellungsrunde fehlt! Ich hänge völlig im luftleeren Raum und kann die, von mir erwarteten Vorstellungen dieser Woche, nicht mitteilen, da ich sie selber nicht kenne.
Nach dem Nachtessen setzt eine heftige Diskussion zur "Unterrichtsmethode" von Rolf ein.
Ich habe das Gefühl, dass ich für die anderen nicht vorhanden bin, sozusagen durchsichtig! Selbst das Pferd steht mir ungefragt auf den Fuss und bringt mich so zu Fall!
2.Tag
Unser heutiges Thema scheint " Störungen" zu sein. Christoph bringt gerade eine grosse Störung, er überlegt sich nämlich, ob er abreisen soll. Aber da sind noch andere Störungen vorhanden, doch Christoph hat Vorrang!
Wir machen uns Vorstellungen und suchen Möglichkeiten, dieser Störung zu begegnen.
Etwas wichtiges vom heutigen Tag bleibt mir: wir sollten nicht werten! Hat das Rolf gesagt? Nun ich habe das so erlebt!
Im Kreis nimmt das Schweigen immer noch den grössten Raum ein. Sabine möchte aufstehen und löst damit ein Aktion aus, die in kleinen Gruppen weiterläuft und endlich können Gespräche stattfinden. Ich habe mit Bernhard und Edith ein sehr interessantes Gespräch über POS-Kinder!
Am Nachmittag erlebe ich meine Grenzen, wenigsten körperlich. Mit Marcel jogge ich "nur" eine Stunde! Erst später erfahre ich, das er Marathon läuft!! Danke Marcel, für deine Teamfähigkeit, Rücksichtsnahme und Herausforderung!
Abends setzen wir den Gruppenprozess beim Fondue fort! Eine kleine Filmproduktion vertieft diesen Prozess ungemein, überhaupt gefällt es mir etwas besser, nun wird nämlich gelacht! Ohne lachen findet mein Leben nicht statt! Und heute morgen musste ich erleben, dass nicht alle in meiner Welt leben, und lachen, als Störung wahrnehmen. Wenigstens in Ihrer Welt. Ich finde lachen schön!!
3.Tag
Heute zeigt Rolf uns eine "übliche" Unterrichtsstunde. Wir finden das sehr lustig. Ich finde es unter anderem lustig, weil ich einen völlig anderen Rolf erlebe, aber trotzdem nicht wählen kann. Mir wird einiges klar, vermutlich nicht das, was uns Rolf zeigen möchte, aber das was für mich wichtig ist!
Die Gruppe hat sich in drei Untergruppen geteilt, für mich die "Rösseler",- diejenigen die die gleichen Interesse haben wie ich,- und dann die anderen, von denen ich nicht so recht weiss was sie "entwickeln" Ich glaube nun der Theorie des Konstruktivismus auf der Spur zu sein. Spuren wird er sicher hinterlassen! Alles findet nur in der Vorstellung statt. In meinem Kopf denkt es wie wild. Ich weiss nun, das der Dativ blau ist und Grammatik wie eine Küchenmaschine funktioniert, - wenigstens in meiner Welt.
Auf dem "Nebenschauplatz" ist die Gruppe sehr durchlässig und wir verbringen einen lustigen Abend. Wiesel ist wegweisend was Ausdauer anbelangt. Nicht aufgeben, ist Rolfs Devise. Schliesslich, wer öffnet schon eine Flasche Wein mit einer Krawatte?
4.Tag
Die Gruppe hat Ihre Ordnung gefunden, sicher beim Duschritual! Was uns am Anfang Sorge machte, 2 Duschen für 18 Leute, stellte sich als völlig problemlos und sogar als echte Chance für mich als Morgenmuffel dar!
Der Höhepunkt des heutigen Tages ist für mich der Spaziergang zum alten Bahnhof! Für Sabine hätte es fast der letzte Gang werden können, aber gottseidank fand sie doch noch in unser Welt, und verliess das (oder den?) Tunnel, bevor der Schneepflug sie plattwalzte!
Apropos Tunnel: Was ist eigentlich ein Tunnel dasselbe wie eine Höhle? Aber was ist dann eine Mine? Und wie ist das mit der Kanalisation, das ist doch auch ein Weg, aber was für einer??
Es macht Spass bei strömendem Regen solche Probleme zu wälzen!
Später zeigt uns Sabine das dabei aufgenommene Video. Es ist wahrscheinlich nur für die Teilnehmenden bestimmt, alle andern werden es kaum verstehen und schon gar nicht lustig finden! Siehst du, manchmal versteht man einfach nicht, warum etwas lustig ist, ausser man war dabei, bezw. kennt die Welt des andern. Wenigstens ein wenig.
Am Nachmittag diskutieren bezw. bearbeiten wir mit Rolf, ein für mich, interessantes Thema: Normen/Werte/ Ethik. Ich erkenne, das Feedback eigentlich nur die Wertvorstellung des Feedbackgebenden darstellt. Trotzdem, so ganz ausserhalb von mir liegt es ja doch nicht. Schliesslich möchte ich meinen Teilnehmer einen guten Unterricht bieten. Nur was ist ein Guter Unterricht? Fragen über Fragen!
5.Tag
Koffer packen, und Abschied nehmen. Rückblicken: meine Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet, niemand musste brüele, aber viele haben geweint!
Rolfs Rückblick ist für mir nicht so klar. Ich glaube er hat sich von uns, und dieser Woche, etwas anderes erhofft. Übrigens, gibt es falsches Feedback? Ein Feedback spiegelt doch nur meine Wertvorstellung, und die können nicht falsch, höchstens ungewöhnlich sein!
Nun ich hätte gerne mehr mit Rolf diskutiert, aber ich fand den Faden zu ihm nicht. Hingegen zu anderen Leuten habe ich einen Faden gezogen, zwar keinen roten, aber ich hoffe, dass er nicht so bald reisst!
Rückblick: Diese Woche hat mir viel gebracht und ich möchte sie auf keinen Fall missen.
Danke an alle!!