Rollen
in der Gruppe
In jeder Gruppe entwickeln sich bestimmte Rollenfunktionen, die den unausgesprochenen Zielen der Gruppe dienen, damit diese ihre Arbeit fortsetzen kann. Es lassen sich dabei deutlich eine Reihe von Rollen feststellen, die sich aus der Bemühung des Einzelnen ergeben, das jeweilige, entstehende soziale System einer Gruppe weiter zu entwickeln. Wir unterscheiden dabei zwischen
„Aufgabenrollen“ und „Erhaltungsrollen“ sowie einer Mischung aus beidem. Darüber hinaus gibt es jedoch auch „dysfunktionale Rollen“, die gegen jede konstruktive Beteiligung an der Gruppenarbeit gerichtet sind.
Unter Aufgabenrollen verstehen wir Funktionen, die für die Auswahl und Durchführung einer Gruppenaufgabe erforderlich sind :
Vorschläge machen, sammeln, fragen, zusammenfassen, informieren, strukturieren, koordinieren, diese Rollen müssen übernommen werden, wenn in der Gruppe eine Aufgabe ansteht und erledigt werden soll. Wenn keiner bereit ist, diese Verhaltensweisen zu praktizieren, können Aufgaben nicht zum Abschluss kommen.
Erhaltungsrollen sind mehr auf den Bestand der Gruppe ausgerichtet.
Ermutigen, Verständnis untereinander herstellen oder darum werben, zum Hinhören auffordern, Spannung aufgreifen und abbauen, schwierige Situationen überbrücken, einen Angegriffenen schützen, zuhören und auf jemanden eingehen, einen Gedanken von jemanden anderen aufgreifen, .......
Diese Rollen müssen übernommen werden, wenn in der Gruppe Kommunikation untereinander entstehen soll und Beziehung aufgebaut wird. Wenn niemand da ist,
der bereit ist solche Verhaltensweisen zu praktizieren, ist ein Zusammenleben in der Gruppe nicht möglich.
Von Zeit zu Zeit, jedoch öfter als gemeint wird, verhalten sich Menschen auf eine dysfunktionelle Weise, die nicht nur keine Hilfe darstellt, sondern mitunter die Gruppe und ihre Arbeitsbemühungen ernsthaft stört. Einige der häufigeren Arten dieses dysfunktionellen Verhaltens werden im folgenden beschrieben:
Aggressives Verhalten = Arbeiten für den eigenen Status, indem andere kritisiert oder blamiert werden; Feindlichkeitsäusserungen gegen die Gruppe oder einzelne
Mitglieder; herabsetzen des Selbstwertes oder des Status anderer Mitglieder; Versuch ständig zu dominieren.
Blockieren = Die Weiterentwicklung der Gruppen durchkreuzen durch Ausweichen auf Randprobleme
Selbstgeständnisse = Benützen der Gruppe als Resonanzboden für rein persönliche, nicht an den Gruppenzielen orientierte Gefühle oder Gesichtspunkte.
Rivalisieren = Mit anderen um die produktivsten oder besten Ideen zanken, ständig am meisten sprechen, die grösste Rolle spielen, die Führung an sich reissen.
Suche nach Sympathie: Versuch,
andere Gruppenmitglieder zur Sympathie mit den eigenen Problemen und
Missgeschicken zu verleiten.
Spezialplädoyers:
Einbringen von Vorschlägen, die mit den eigenen, eingeengten Bedenken oder
Philosophien verbunden sind. Lobbyieren.
Clownerie: Witzeln, Nachäffen, um die Arbeit der Gruppe möglichst immer wieder zu unterbrechen.
Beachtung suchen: Versuche, die Beachtung auf sich zu lenken, durch lautes und ausgiebiges Reden, extreme Ideen oder ungewöhnliches Verhalten.
Sich zurückziehen: indifferentes, passives Verhalten, beschränkt auf äussere Formalität, Tagträumen, Unsinn machen, mit andern flüstern, vom Thema weit abweichen.
Diese Rollen sind keineswegs fest auf ein und dieselbe Person verteilt. Vielmehr wechseln sie ähnlich wie Führung, Aktivität und Widerstand.
Literatur . I. Klein, Gruppenleiten ohne Angst
T. Brocher, Gruppendynamik und Erwachsenenbildung