Die Existenzweise technischer Objekte
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Gilbert Simondon studierte Philosophie bei Georges Canguilhem und lehrte ab 1963 Psychologie an der Sorbonne. Über den Begriff der Individuation gelangte er zu einer allgemeinen Theorie der Maschine, die Elemente der Kybernetik, Informatik und Gestaltphilosophie verbindet und maßgeblichen Einfluss auf Gilles Deleuze ausübte. |
D. Baecker in der Besprechung von "Das Auge des Meisters". Eine Sozialgeschichte Künstlicher Intelligenz“ von Matteo Pasquinelli
Im Zentrum des Fadenkreuzes befindet sich bei Pasquinelli (S. 135 f.) eine Idee des Technikphilosophen Gilbert Simondon. Der Unterschied zwischen Werkzeug und Maschine bestehe darin, so Simondon, dass erst die Maschine Information und Energie trennt und in Relais aufeinander bezieht.[13] Der Mechanismus eines Werkzeugs wäre demnach noch beides zugleich: Energieaufwand dank menschlicher oder tierischer Arbeit und geronnene Information über die Unterschiede, an denen anzusetzen und die zu bewirken sind. Man denke etwa an einen Korkenzieher. Die Maschine hingegen zieht Information und Energie auseinander, so dass verschiedene Energiequellen denkbar werden ebenso wie verschiedene Anwendungsbereiche. Man denke an einen Webstuhl, eine Dampfmaschine, einen Roboter. Das Werkzeug ist Programm, die Maschine programmierbar. Die Kybernetik ist jene Wissenschaft, die das Konzept dieser Trennung (Steuerung großer Energien durch kleine Impulse, Rückkopplung, Fehlerkorrektur) zu einem ihrer Grundgedanken gemacht hat, ohne dass es bis heute mit Ausnahme der von Talcott Parsons formulierten „kybernetischen Hierarchie“ des AGIL-Schemas eine schlüssige Auswertung dieser Trennung und ihrer Bedeutung in der Sozialtheorie gibt.[14]