mit Varlela: Der Baum der Erkenntnis
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Im Lexikon zitiert in:Autopoiesis, Theorie, Erklärungssystem, Wahrheit, skinencapsulated
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Humberto Augusto Gastón Maturana Romesín (1928-2021), war Biologe
H. Maturana eröffnete im Kontext seiner Autopoiese-Theorie die kybernetische Sichtweise eines operational geschlossenen Nerven-Systems, das mit der Umwelt strukturell gekoppelt ist.
Grundlegend für das Verständnis seiner Theorie finde ich seine "Logische Buchhaltung", die er anhand eines "U-Bootes" (Pilot) erläutert, die aber in der Rezeption des radikalen Konstruktivismus praktisch nicht wahrgenommen wurde. "Ich bin kein Konstruktivist", Interview mit Astrid Kaiser in Päd. Forum 2003.
Humberto Maturana im www
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und noch das (aus der Einleitung):
Mit anderen Worten, aufgrund meines Interesses an der Anatomie wurde mir klar, daß funktionale Beschreibungen verworfen werden müssen, da sie die strukturellen Mechanismen verdecken, von denen die der Beobachtung zugänglichen Phänomene erzeugt werden.
Beim Nachdenken über diese Dinge entdeckte ich, wie oft uns die Sprache dazu verführte, die Beschreibung der Beschreibung eines Phänomens mit der Beschreibung des Phänomens selbst zu verwechseln, und daß dies letztlich der Grund für meine Unzufriedenheit mit den Computermodellen arn M.I.T. war.
Erst nach meiner Rückkehr nach Chile (1961) wurde mir klar, daß meine eigentliche Arbeit darin bestehen mußte, über biologische Phänomene in einer Sprache zu sprechen, die keinerlei funktionale, zweck- oder zielorientierte, teleonome oder intentionale Begriffe enthielt
[ hier sagt Maturana, dass er das unabhängig von Kybernetik entwickelt hat ab 1960 ]
Eine Sprache also, die mit "Funktionen" oder "Bedeutungen" oder "Zielen" operiert, vereitelt alle Bemühungen um die mechanistische Erklärung eines gegebenen Phänomens, d.h. um seine Erklärung durch einen Mechanismus, der es erzeugt, da sie unsere Aufmerksamkeit vom System weg auf seinen Gebrauchszusammenhang, d.h. auf seinen relationalen Kontext lenkt.
[ hier logische Buchhaltung !! ]
Dieser Irreführung entgeht man nur in dem Maße, als
man explizit oder implizit das, was in einer zusammengesetzten Einheit geschieht,
von dem trennt, was mit ihr geschieht, indem man also streng zwischen zwei
einander nicht überschneidenden Phänomenbereichen unterscheidet.
[ hier Erklärung ]
Damit wurde mir klar, daß jeglicher Versuch, ein Phänomen wissenschaftlich zu erklären, in der Tat darin bestehen mußte, einen Mechanismus zu entwickeln, der das zu erklärende Phänomen erzeugte. Kurioserweise war dies für mich trotz meiner intuitiven überzeugung eine völlig neue Perspektive: ich war nämlich der Auffassung verfallen gewesen, daß man als Wissenschaftler nur so vorgehen könnte, als ob es eine objektive Realität gäbe, die unserer Erkenntnis zugänglich ist, und daß daher unsere Aufgabe darin bestünde, diese objektive Realität zu beschreiben. Ich hatte in naiver Weise geglaubt, daß die Wissenschaft darin bestünde, die Wahrheit zu suchen, daß Objektivität daher ein notwendiges Dogma wäre, und daß es sonst nur subjektive Beliebigkeit und den Abgrund des Idealismus geben könnte.
[ hier Konstruktivismus ]
Wenn jedoch wissenschaftliche Erklärung die Entwicklung eines generativen Mechanismus bedeutete, dann erwies sich die strenge Unterscheidung zwischen dem Beobachter und dem Beobachteten als zentral, und zwar nicht im Sinne eines Gegensatzes zwischen "objektiv" und "subjektiv", sondern im Sinne einer strengen Scheidung zwischen Phänomenbereichen, die erst gestattet, das jeweils zu erklärende Phänomen genau einzugrenzen und als solches nicht aus den Augen zu verlieren. In dieser Perspektive ist folglich eine wissenschaftliche Erklärung notwendigerweise eine nichtreduktionistische mechanistische Re-Produktion des zu erklärenden Phänomens, und man muß daher, wie dies Einstein in der Physik vorführte, alle jene Verfahren streng definieren und kontrollieren, die die eigenen Aussagen validieren.
Kognition durfte daher nicht als besondere Verhaltensweise gesehen werden, sondern als ein Verhalten, in dem ich Kognition erkennen konnte oder aus dem sich Kognition notwendig ergab.
Was ist Kognition als Funktion? Was ist Kognition als Prozeß? Das Folgende soll diese beiden Fragen beantworten. - Die kognitive Funktion im allgemeinen - Der kognitive Prozeß 1. Ein kognitives System ist ein System, dessen Organisation einen Interaktionsbereich definiert, in dem es zum Zweck der Selbsterhaltung handeln kann. Der Prozeß der Kognition ist das tatsächliche (induktive) Handeln oder Verhalten in diesem Bereich. Lebende Systeme sind kognitive Systeme, und Leben als Prozeß ist ein Prozeß der Kognition. Diese Aussage gilt für alle Organismen, ob diese ein Nervensystem besitzen oder nicht.
Das Gerücht sagt, dass N. Luhmann damals H. Maturana zu gemeinsamen Veranstaltungen eingeladen, und dass H. Maturana dann vor Ort der Luhmannschen Interpretation nicht folgen konnte oder wollte, und die Veranstaltung verliess. So kam es zum radikalen Bruch zwischen den beiden, der textlich an mehreren Stellen in Form von gegenseitigen Kritiken zu finden ist (zb Maturan/Rieger/Vetter 1990:39).
H. Maturana steht in der Tradition der Kybernetik 2. Ordnung, wo Geschlossenheit ganz klar (durch W. Ashby) definiert ist.
"H. Maturan steht der Luhmannschen Theorie unaufgeschlossen gegenüber, für ihn liegt N. Luhmanns grösster Fehler darin, dass er die Menschen auslässt (http://www.soziologiker.info/oarb/C_Eismann-Systemtheorie.pdf , S. 8 (aus Maturan/Rieger/Vetter 1990:39)
„Funktionen haben keinerlei Erklärungswert" Erkennen:191).
Vgl. Marvin Minsky, Mentopolis, Stuttgart 1990. Maturana hat auf sehr interessante Weise auf die Unterschiede zwischen der A.I.-Forschung und seinem eigenen Ansatz bzw. auch dem des BCL aufmerksam gemacht: "Die Artificial-Intelligence-Forscher ahmten biologische Phänomene nach. Wenn man biologische Phänomene nachahmt und dabei nicht zwischen dem Phänomen und seiner Beschreibung unterscheidet, dann ahmt man am Ende die Beschreibung des Phänomens nach." Volker Riegas u. Christian Vetter, Gespräch mit Humberto Maturana, in: Dies., Hg., Zur Biologie der Kognition, Frankfurt am Main 1990, 45.
"Es ist konstitutiv für ein soziales System, dass seine Komponenten Lebewesen sind; denn das soziale System wird dadurch gebildet, dass die Lebewesen ihre Organisation und Angepasstheit durch den Prozess der Integrierung eines sozialen Systems erhalten. Deshalb geht jeder Versuch zur Charakterisierung sozialer Systeme in die Irre, der verkennt, dass die Erhaltung des Lebens der Mitglieder eines sozialen Systems eine konstitutive Bedingung für das Funktionieren des Systems ist. Wird diese bedingung nicht berücksichtigt, so wird lediglich ein System spezifiziert, das die Eigenphänomene sozialer Systeme nicht erzeugen kann. So bildet z.B. eine Menge von Menschen, die die Erhaltung des Lebens ihrer Mitglieder nicht als Teil der Definition ihres Funktionierens als System einschliesst, kein soziales System." (wo?)
kulturkritik.net/: Kritik an der Systemtheorie - http://www.soziologiker.info/oarb/C_Eismann-Systemtheorie.pdf Luhmann und Maturana
1979 ist ein Artikel von Humberto R. Maturana im Cybernetics Forum erschienen, in dem er unter dem Titel „The wholeness of the unity: Conversations with Heinz von Foerster“ beschreibt, wie ihn die Gespräche mit Heinz von Foerster während seines 10omonatigen Aufenthaltes am Biological Computer Laboratory an der University of Illinois während der Jahre 1968 und 1969 zu seinen Überlegungen hinsichtlich der Begriffe Funktion, Zwecke und Ziele von lebenden Systemen inspiriert haben. Diese Begriffe sind keine Aspekte lebender Systeme (etwa Zellen oder Organismen) selbst, sondern erhalten nur Sinn aus der Perspektive eines Beobachters.
The wholeness of the unity: Conversations with Heinz von Foerster
Operative Definition von "Wissenschaft" in Bezug auf 4 Operationen von Humberto Maturana (1990):
"diese vier Operationen sind folgende:
I) die Darstellung der Erfahrung (Phänomen), die zu erklären ist, was ein Standard-Beobachter in seinem Bereich der Erfahrungen (Praxis des Lebens) tun muss, um ihn zu erleben.
II) die Neuformulierung der Erfahrung (Phänomen), die in Form eines generative Mechanismus zu erklären ist, der, wenn er von einem Standard Beobachter in seinem Bereich der Erfahrungen realisiert wird, es ihm oder ihr erlauben würde, als Ergebnis oder Folge seiner Operation ... um in seinem oder ihrem Bereich der Erfahrungen die Erfahrung zu machen, die unter Ziffer I erläutert werden kann.
III) der Abzug von dem in Ziffer II vorgeschlagenen generative Mechanismus sowie von allen operativen zusammenhängen des Bereichs der Erfahrungen eines mit ihm verbundenen Standard Beobachters, von anderen Erfahrungen, die ein Standard Beobachter über die Anwendung haben sollte. Von diesen operativen zusammenhängen und der Operationen, die er oder sie in seinem oder ihrem Bereich der Erfahrungen erkennen muss, um sie zu haben.
IV) die Erfahrung eines Standard Beobachters der Erfahrungen (oder Phänomene), die in (III) durch seine oder ihre Verwirklichung in seinem Bereich der Erfahrungen der Operationen abgeleitet wurden, auch in (III).
- von Abschnitt " Kriterium der Validierung wissenschaftlicher Erklärungen " in " Wissenschaft und Alltag: die Ontologie wissenschaftlicher Erklärungen ", s.,, s. 18
EvG: "Indem H. Maturana sich von der Geschichte der Philosophie entfernt, ohne auf sie einzugehen, läuft er jedoch Gefahr, von all jenen missverstanden zu werden, deren Vorstellung von Erkenntnis noch an die herkömmliche Idee des Wissens gebunden ist." Diese Gefahr sehe ich eher für die anderen.