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Feedback


von Marcus Knill


Im Umgang mit Menschen müsste uns wichtig sein zu erfahren, ob uns das Gegenüber so verstanden hat, wie wir es gemeint haben. Wir möchten auch wissen, wie wir wahrgenommen werden. In einem sogenannten "Feedback" melden wir dem Gespächspartner, was wir verstanden haben, was wir wahrgenommen haben.


Die Bezeichnung "Feedback" entstammt der Kybernetik und bedeutet "Rückkoppelung". Feedback ist eines der wichtigsten Hilfsmittel, dem anderen sachliche Hinweise zum Leistungsstand oder zum Verhalten zu geben.
Führungskräfte und Mitarbeiter sind oft überrascht darüber, wie ihr Verhalten bei anderen ankommt. Oder sie staunen, wie sie bei den Adressaten wirken. Bekanntlich stimmt die eigene Wahrnehmung mit der Fremdwahrnehmung nie völlig überein. Feedbacks machen uns "blinde Flecken" bewusst. Das sind jene Flecken, die wir nicht kennen, die aber die anderen registriert haben.


Das Johari Fenster

Das "Johari Fenster" ist nach den amerikanischen Psychologen Joseph Luft und Harry Ingham benannt. Es weist auf vier Felder der Selbst- und Fremdwahrnehmung hin.

A: ARENA:


Sachverhalte, die offen liegen. Verhalten, das mir und auch anderen bekannt ist.
B: BLINDER FLECK:


Anteile des Verhaltens, die nur die Anderen wahrnehmen und die ich nicht kenne.
anderen bekannt
C: VERBERGEN:


Bereiche, die wir bewusst verbergen und die die anderen nicht wahrnehmen.
D: UNBEWUSSTES:


Dinge, die nur Tiefenpschologen zugänglich sind. Sie sind uns und anderen nicht bekannt.
anderen unbekannt
mir bekannt mir unbekannt


Blinder Fleck

Beim Kommunikationscoaching - vor allem bei Feedbackverfahren - interessiert uns immer der "Blinde Fleck". Wir wollen weder das Versteckspiel trainieren (Lügen- oder Beschönigungstraining), noch tiefenpsychologische Experimente machen. Dinge, die nicht geändert werden können und die alle kennen, interessieren uns ebenso wenig.
Richtige Feedbackverfahren helfen in erster Linie, unsere blinden Fecken aufzudecken. Hierzu ist das "Feedback" wichtig, weil wir selten wissen, welche der vier Botschaften angekommen sind.

Das Feedback könnte lauten:
  • Habe ich richtig verstanden, dass....?
  • Wenn ich Dich richtig verstehe, dann möchtest Du sagen,....?
  • Darf ich einmal versuchen, Deine Gedanken zusammenzufassen...?
  • Ich möchte wissen, ob ich Dich richtig verstanden habe...?
Jedes Feedback hat wiederum vier Ebenen:
  • Die Sachebene
  • Die Selbstkundgabeebene
  • Die Beziehungsebene
  • Die Appellebene


Beim Feedback wird der Selbstkundgabeanteil sehr wahrscheinlich eher hoch sein. Denn: Im Feedback offenbaren wir stets, was wir verstanden haben.


Feedback ist notwendig

Als geübte Kommunikationspartner sind wir unserem Gegenüber schuldig, uns aktiv um ein angemessenes Verstehen zu bemühen. Wir sind uns bewusst, dass wir das vollständige Verstehen nie erreichen können. Dank Feedback übernehmen wir eine Mitverantwortung für das, was wir verstehen. Ohne Feedback phantasieren wir etwas über den Sender zusammen, ohne die Realität zu überprüfen. Wir würden Gefangene unserer Phantasie.

Ohne Feedback kann es zur selbsterfüllenden Prophezeihung kommen

Der Begriff der selbsterfüllenden Prophezeihung "self-fulfilling prophecy" wurde vom Soziologen Robert K. Meron eingeführt und ist die Bezeichnung für eine sich selbst bestätigende Vorhersage. Wenn eine Person von einer Sache glaubt, dass sie wahr ist und eintreten wird, trägt sie durch ihre Handlung und ihr Verhalten dazu bei, dass diese Prophezeihung auch eintritt. Dadurch wird bestätigt, dass die Prophezeihung richtig war. Beispiel: ROSENTHAL und JACOBSEN haben in Untersuchungen gezeigt, dass Lehrer dazu bewegt werden konnten, einen Schüler als dumm einzuschätzen und dadurch die schulische Entwicklung des Kindes verzögert wurde. Man nennt dies den Rosenthal-Effekt.


Dank ehrlicher Feedbacks begegnen wir den Menschen vorurteilsfreier. Wir nehmen weniger an, dass ...



Feedbackregeln

Regeln für das Geben von Feedback:
  • Beobachtungen konkret benennen. Verhalten genau beschreiben.
  • Das Gegenüber wissen lassen, welche Reaktionen und Empfindungen. das Verhalten ausgelöst hat.
  • Die eigenen Gefühle mit Ich-Botschaften artikulieren. "Es hat mich geärgert, dass..."
  • Eigene Ziele und Wünsche klar äussern.
  • Nur Feedback zu begrenzten, veränderbaren Verhaltensweisen äussern.
  • Auf Wertungen und Verurteilungen verzichten.
  • Direkte Feedbacks geben (Unter vier Augen, persönlich, die Person direkt ansprechen). Keine globalen, verallgemeinernden Abrechnungen!
  • Die passende Situation wählen (Ort, Zeit). Der Feedbackempfänger soll das Gesicht nicht verlieren.
  • Positives (Anerkennung) ebenfalls nennen. Positives Verstärken.
Regeln für das Empfangen von Feedback
  • Zuhören, Feedback anhören, entgegennehmen - schweigen
  • Kein Rechtfertigen, keine Begründungen
  • Höchstens nachfragen, wenn etwas nicht verstanden wurde
  • Denkpause einlegen
  • Für das offene Feedback danken
  • Selbst entscheiden, was man beibehalten, was man verändern oder weiter beobachten möchte
  • Dem Feedbackgeber sagen, was das Feedback bewirkt hat



Bei Feedbackgesprächen unbedingt eliminieren:
  • Verallgemeinerungen
  • Vagheiten
  • "Man müsste..."
  • "Man sollte...."


Fazit



Fazit: Wer sich regelmässig rundum spiegeln lässt (360 Grad Feedback), verbessert zwangsläufig seine kommunikative Kompetenz. Eine Lehrperson kann sich beispielsweise - selbst beurteilen - von Vorgesetzten beurteilen lassen - von den Studierenden - von den Kollegen - vom persönlichen "Hofnarren" - mit dem Tonspiegel (Tonfeedback) - mit einem Bildspiegel (Videofeedback)- von einen Experten - vom Team - vom Auftraggeber - in einem fachgerechten Seminar - bei einer Supervision (Kunden, Eltern...) usw. K+K zeigt Ihnen Möglichkeiten und Wege auf, wie Sie eine alltagstaugliche Feedbackkultur aufbauen können.



Januar, 2004

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