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Rolf Todesco, 14.4.2002
Erfahrungen im Exil
Vom Aktsaal in ein Schulzimmer. Ein Schulzimmer ist ein diskursiver Raum. Die Tische stehen in Reihen, vorne ist duch die Wandtafel bestimmt. Die Ernergie (Feng shui) fliesst wie im Diktat. Wir schieben die Tische an die Wände und bilden einen Kreis. Aber so leicht lässt sich ein idealtypischer Ort des diskursiven Wissens nicht entzaubern. Wo normalerweise einer sagt, was die andern wissen müssen, ist die Idee, dass es verschiedene Wissen gibt nicht leicht zu realisieren.
Zum Beispiel: Der Dialog könnte ein Spiel sein. Was ist ein Spiel? Was Kinder tun, selbstvergessen, Flow, Fussball, Regeln, Roulette, ein Schauspiel, eine Rolle ... Rasch schweben ganz viele Spiele in der den Mitte. Der Dialog blüht auf.
Ein Unterschied, den man machen kann: Die Aussage "ich hätte gerne, man würde hier 'ich' statt 'man' sagen" kann als Moderationsanweisung oder als Wunsch eines Teilnehmers betrachtet werden.
Vor dem Dialog war ein Teil der Teilnehmer in einer Veranstaltung über J. Beuys. Dort war die Rede von der sozialen Pastik, davon, eine Gemeinschaft zu werden, vom Kreativen und Göttlichen in jedem Künstler, vom künstlerischen Ausdruck in der Selbstdarstellung ... Wo ist der Ort, wo solche Postulate möglich werden? Wie verhalten sich Lehrveranstaltungen und Dialoge dazu?
Rolf Todesco, 22.3.2002
Rolf Todesco, 25.2.2002
In unserem Experiment erlebe ich die Schwierigkeit des Anfangs.
Eine Schwierigkeit, die ich elebe, ist Menschen für etwas zu gewinnen, was noch nicht funktioniert, weil es erst funktionieren kann, wenn die Menschen gewonnen sind. Das Buch von David Bohm, das eben gerade nicht von David Bohm, sondern von Herausgebern gemacht wurde, sagt nicht zu diesem Thema, es beginnt dort, wo der Dialog bereits angefangen hat.
Eine andere Schwierigkeit ist für mich, dass ich den Dialog sehr oft so thematisiere, dass er zum Gegenstand des Dialoges wird. Das hat damit zu tun, dass der Dialog, der auch die natürlichste Sache der Welt sein könnte, veranstaltet wird. Das Setting bezweckt im NLP-Jargon unfreeze und change, also das aus dem Unterbewussten heraufnehmen von automatisierten Programmen der Kommunikation. Dabei komme ich mir vor wie der Tausendfüssler, der über seine Schritte nachdenkt und deshalb keine vernünftigen Schritte mehr machen kann.
Und während ich als Elefant im Pozelanladen mich kaum zu bewegen traue, rasen unbekümmerte Elefanten an mir vorbei und hinterlassen Scherben, an einem Ort, den sie ohnehin nicht brauchen können. Was muss ein Elefant, der im Zoo mit fixiertem Auslauf angekettet ist, vom Afrika der Träume wissen?
Ich freue mich - wie jeder Anfänger - auf die Zeit, in welcher ich Anfänger als solche erkennen kann.
Rolf Todesco, 18. 9.2001
Für mich ist der Dialog eine grosse Herausforderung, weil er mich auf mich selbst zurückwirft. Alle äusseren Gründe sind aufgehoben, ich bin zuständig für das, was der Fall ist. Im Dialog kenne ich keine Tatsachen, die erklären, warum ich mich auf eine bestimmte Art verhalten muss.
Wenn ich mich im Dialog auf Tatsachen berufe, ist der Dialog herausgefordert. Der Dialog zeigt mir dann, dass es meine Tat-Sachen sind. Wer ich dabei im Dialog bleibe, kann ich erkenn, was für Tat-Sachen ich mache. Wenn ich meine Tatsachen verfestige und Zustimmung erheische, ist der Dialog herausgefordert. Dann zeigt mir der Dialog meine Fundamentalismen und wie ich sie mit Fundamenten verwechsle. Wenn ich meine Probleme für Probleme der Welt betrachte, höre ich im Dialog, dass andere Menschen andere Probleme haben. Dann beginnt der eigentliche Dialog. Ich werde mir meiner Sicht bewusst.
Im Dialog kann ich meiner Sicht Ausdruck geben und so mir meiner Sicht bewusster werden. Ich werde mir zunehmend bewusster, dass ich Dialoge will. Ich bin immer besser in der Lage, Mitteilungen als Manipulationen zu erfassen. Ich erlebe Tatsachen immer deutlicher als Terror. Ich sehe Probleme immer klarer als Wirkungen statt als Ursachen.
Die grosse Herausforderung beseht für mich darin, Tatsachen und Probleme ohne Arroganz zurückzuweisen. Anderen Menschen mit einer Achtung zu begegnen, die mich nicht jovial für deren Sorgen macht. Ich spüre immer besser, wenn Sorgen instrumentalisiert werden. Ich kann der Zumutung von Tatsachen begegnen. Was ich nicht kann - weil ich es nicht will - ist, den Dialog aufzugeben, nur weil andere Menschen von ihren Sorgen getrieben zur Mitteilung greifen.
Ich entwickle ein grenzenloses Vertrauen in die Verheissung, dass WIR Menschen werden.
gerhard m. buurman, gerhard.buurman@t-online.de, montag, 17. september 2001 23:20 h
diskursive strategien
das war eine sonderbare, wenngleich schoene veranstaltung. nach dieser letzten woche war das besinnliche das gute. bin schon auf das kommende meeting gespannt.
Rolf Todesco, 12. 12.2003
Nun sind wir "schon Jahre" unterwegs, aber immer noch ganz am Anfang. Oft kommen neue Menschen mit neuen Vorstellungen, aber das spielt so gut wie keine Rolle - es verändert unsere Dialogform kaum. Wir schwanken zwischen plaudern, behaupten und wissen auf der einen Seite und Regelhaftigkeiten auf der andern Seite. Der Dialog hat natürlich keine Regeln, aber das Containment von D. Bohm hat viele Regeln. Wir sind ambivalent.
Wir gehen in ein neues Jahr, mal sehen, welche Klärungen darin aufscheinen.