Autopoietischer Kreis
um Konstruktivismus, Systemik, Selbstorganisation und Chaostheorie

Diskussionsforum in Zürich


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Zur (aktuellen) Geschichte des Kreises

Erläuterungen zum autopoietischen Kreis von W. Menzi


Zum Tod von Hans Ruh

Liebe Elisabeth

ganz indirekt verdanken wir Hans nicht nur den Raum, sondern den Kreis überhaupt, obwohl sein Beitrag in beiden Fällen eher professur-administrativ war.
Er bewilligte damals die Einladung von J. Weizenbaum zu einem Seminar Ethik und Informatik, das Henk Goorhuis als Assistent von Helmut Schauer organisiert hat. Weil das gut angekommen ist, haben die beiden Profs dann auch Geld für Heinz von Foerster locker gemacht, woraus der Kreis entstanden ist.
Walter konnte ihn dann viel später nochmals motivieren, etwas für den Kreis zu tun, , den er anfangs auch etliche Male besucht hat.

Herzlich
Rolf


Liebe Kreisler (nach dem Vortrag vom 9.10.24)

weil ich gestern - dummerweise einmal mehr und schon wieder - gesagt habe, dass der autopoietische Kreis sich mit Konstruktivismus und Autopoiese befasse, will ich ein paar Worte dazu sagen. Wir haben den Kreis gegründet, nachdem Heinz von Foerster 1994 zu uns nach Zürich gekommen ist und einen Vortrag über die Autopoiesis gehalten hat. In der Einladung zum Kreis stand damals, dass wir uns mit dieser Theorie befassen wollen.
Ich übersehe dann und wann, dass der Kreis seine eigene Autopoiese hat und deshalb die autopoietische Theorie schon lange nicht mehr zentrales Thema ist. Ich bin sozusagem der letzte Mohikaner,merke es aber öfters nicht. Auch wenn es für den Kreis ohne Belang ist, ich aber gelegentlich danach gefragt werde,will ich die Grundlagentexte zur Autopoiesis nochmals angeben:

- Watzlawick, Paul (Hrsg) (1981): Die erfundene Wirklichkeit. Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben. Beiträge zum Konstruktivismus. München/Zürich: Serie Piper. ISBN 3-492-20373-6
- Maturana, Humberto / Varlela, Francisco J. (1984): Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens. Scherz Verlag, Bern und München 1987
- Maturana, Humberto (1982): Erkennen: Die Organisation und Verkörperung von Wirklichkeit. Vieweg, Braunschweig
- von Foerster, Heinz: Sicht und Einsicht, Vieweg, Braunschweig 1985 von Foerster, Heinz: Cybernetics of Cybernetics, The Control of Control and the Communication of Communication , Carl Auer Systeme, Heidelberg 1984
- von Glasersfeld, Ernst (1987): Wissen, Sprache und Wirklichkeit, Braunschweig (Vieweg).

Eine wichtige Variante dazu ist:
- Luhmann, Niklas (1984): Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Frankfurt aM.

Der wichtigste Satz der autopoietischen Theorie ist von H. Maturana: Alles was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt. Der Beobachter entscheidet, wie er worüber spricht. Es gibt jenseits des Beobachters nichts. Keine Wirklichkeit oder Realität bestimmt, was der Beobachter beobachtet. Beobachten bedeutet in dieser Theorie nicht hinschauen oder messen, sondern bezeichnen der verwendeten Unterscheidung. In dieser Auffassung ist der Beobachter verantwortlich für das, was er wie sagt, für das, was er wie beobachtet.

Wer von Atomen und Quanten spricht, tut das, weil er so beobachtet. Es geht nicht um Fakten, sondern darum welche Fakten in welchen Beziehungen bezeichnet werden. Im Dialog - und das gilt auch in unserem Kreis - erkennen wir (jede(r) Teilnehmende), mit welchen Unterscheidungen er oder sie die Welt beobachtet. Wir erkennen dabei uns selbst, nicht die Wirklichkeit.

PS: Und für alle, die meinen ChatGPT-Beitrag verpasst haben: Ich fragte den Copiloten: Gibt es in den Tetxten von Luhmann eine Definition für Beobachten? ChatGPT antwortet: Ja, in den Texten von Niklas Luhmann gibt es eine Definition für "beobachten". Luhmann definiert Beobachten als die Einheit von Unterscheiden und Bezeichnen. Das bedeutet, dass Beobachten stattfindet, wenn ein System aus der Feststellung eines Unterschieds (Differenz) eine Information (Bezeichnung) gewinnen oder verarbeiten kann.

Gibt es in den Tetxten von Maturana eine Definition für Beobachten?
Antwort:
Ja, in den Texten von Humberto Maturana gibt es eine Definition für "beobachten". Maturana definiert den Beobachter als ein menschliches Lebewesen, das Unterscheidungen machen und präzise angeben kann, was es als eine von sich selbst verschiedene Entität betrachtet.

Wie verwendet Heinz von Foerster das Wort beobachten
Antwort:
Heinz von Foerster verwendet das Wort "beobachten" im Kontext seiner Theorie der Kybernetik zweiter Ordnung. Für von Foerster ist Beobachten nicht nur eine passive Rezeption von Informationen, sondern ein aktiver Prozess, bei dem der Beobachter selbst Teil des Beobachteten ist. Er leitet aus der Erzeugung subjektiver Realitäten im Nervensystem eine Theorie ab, die in ihrer extremen Form als "Beobachtung der Beobachtung" den Begriff einer objektiven Realität eliminiert und stattdessen den "Eigenwert" des kognitiven Systems als Ergebnis von Rekursionsprozessen beschreibt.

Herzliche Grüsse Rolf