Die MMK ist ein seit 1980 laufender Dialog über Menschen, Maschinen und Kommunikation, in welchem die Spielregeln jährlich stattfindene Tagungen vorsehen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen mitzumachen.
Seit 2010 hat die MMK ein eigenes Wiki. Die Berichte und die AG-Protokolle sind deshalb dort zu finden - und natürlich auch die Einladungen ;-) zu den Veranstaltungen.
Hier schreibe ich quasi für mich (auf meiner Homepage), was mich speziell betrifft, insbesondere meine Moderations- und Thesenpapiere und anderes, was für mich dazugehört.
An der MMK 2014 moderiere ich ein AG zum Thema Dialog. Dazu schreibe ich gemäss dem MMK-Ritual ein Moderrationspapier.
... im allmählichen Entstehen, wobei auch andere Texte mitentstehen, weil ich schreibenderweise erkenne, was ich alles noch nicht bedacht habe. Im Dialog werden andere mir noch ganz anderes sagen ...
Als Dialog bezeichne ich die Reflexion in Worten. "Dia Logos" verwende/übersetze ich dabei als "durch das Wort". Es geht also darum, die Tagung und deren Gegenstand zu reflektieren. Schön wäre, wenn sich Diversität der Ansichten entwickeln würde, so dass jeder sagen könnte: ahh.. so habe ich das noch nicht gesehen.
Siehe auch Wie funktioniert ein Computer? und Geschichte des Computers und nimm es Anlass auch eigene Seiten zu eigenen Themen zu entwickeln und ins Wiki zu schreiben !
Die MMK wurde 1980 ins Leben gerufen, weil durch die Entwicklung des Computers zwei Kulturen aufeinander prallten, die sich zuvor besser aus dem Weg gehen konnten. Vordergründig ging es darum, "Computeranwendungen" zu "gestalten", wofür sich rasch das denglische "Design" eingebürgert hat. Zuerst war "Software" gemeint, ohne dass klar war, was als Software bezeichnet wurde. Nachdem Windows auf dem Markt war und damit alle Bildschirmdesignprobleme gelöst waren, hat sich die Designfrage zuerst auf allerlei ubiquitäre Geräte (deine Waschmaschine ist auch ein Computer) und das Internet verschoben und dann auf Verwendungszusammenhänge wie beispielsweise dem e-teaching (der Computer ist für alles gut). 1980, als die MMK gegründet wurde, gab es aber weder Mac noch Windows auf dem Markt, und auf den Grossrechnern ohnehin keine designte "Betriebssystem"-Oberfläche. Nur Xerox hatte sich im "Labor" schon etwas intensiver mit der "Schnittstelle" zwischen Mensch und Computer befasst. Computer waren weitgehend Spezialmaschinen, die nur von Fachleuten eher entwickelt als benutzt wurden. Natürlich gab es 1980 schon sehr viele Anwendungen in grossen Administrationen wie Banken. Aber dass man sich deswegen mit der sogenannten Schnittstelle befassen sollte, schien kaum jemand zu merken. Die Schnittstellen waren naturwüchsig aus den zu verwaltenden Datenbeständen abgeleitet. Das, was gemeinhin "Textverarbeitung" genannt wird, gab es noch kaum, obwohl der unsinnige Ausdruck schon seit Ende der 60er Jahre für allerlei IBM-Geräte verwendet wurde. |
Quelle: Wikipedia |
Ich habe 1975 in einer grossen Administration gearbeitet. Meine Aufgabe bestand darin, computergenerierte Datenmengen einer Lebensversicherung mittels Stichproben zu verifizieren. Einen Computer habe ich in dieser Zeit nie gesehen. Die Programmierer alleine hatten Zutritt zu den Maschinen.
"1980" sehe ich als Zeitpunkt eines Paradigmenwechsels. Bis "1980" wurden Computer vor allem entwickelt und nach 1980 wurde erkannt, wie Computer - universeller als für ein paar Berechnungen - brauchbar werden. Die MMK-Gründer - die ersten eigentlichen Informatiker im deutschsprachigen Gebiet, wo Informatik-Studiengänge erst im Laufe der 70er Jahre eingerichtet wurden - gehörten mit ihren Fragestellungen zur Avantgarde der neuen Entwicklung, in welcher der Computer ein Werkzeug für (fast) jedermann und für alle (fast) Zwecke wurde.
Solange Computer als Adress- und Buchhaltungs-Datenverwaltungen entwickelt wurden, wurden die Benutzer, oft als Datatypistinnen bezeichnet, in dem Sinne als Anhängsel gesehen, als sie mit den Computern einfach das machen mussten, was der Computer möglich machte. Im neuen Paradigma wurden die Computern den Bedürfnissen der Benutzer in einem dialektischen Prozess angepasst. Der Benutzer rückte in den Focus - und in den Focus der dazu ins Leben gerufenen MMK.
Die Dialektik besteht zwischen zwei Perspektiven, in welchen Benutzer vordergründig Computertechnikern, ich nenne sie hier pauschal Programmierer gegenüberstehen. Diese Dialektik erscheint als "MMK-Kommunikation", die ihre Kommunikations-Parteien fingiert. Die Benutzer - gemeint sind die im neuen Paradigma fingierten Anwender von Software - sahen (und sehen) in dieser Geschichte Computer als Maschinen, die effektiver werden sollten. Programmierer sind in dieser Benutzerperspektive die, die Computer den - tacit - Wünschen der Benutzer gemäss konstruieren. Die "Programmierer" - gemeint sind nicht die konkreten Menschen, die Programme herstellen, sondern die Vertreter des alten Paradigmas - sahen (und sehen) Computer als Maschinen, die das, was sie machen, immer effizienter machen sollen. Die Benutzer sind in dieser Programmiererperspektive das, was durch die Computer geführt und gesteuert werden soll.
Nebenbei, Führung und Organisation von sogenannten Mitarbeitern ist ein Diskurs, der sich an der MMK auch ausgebreitet hat, weil er ziemlich gut widerspiegelt, was das Anliegen der hier "Programmierer" genannten Partei ist: Führen durch maschinelle Prozesssteuerung.
Die vermeintliche Sache war der MMK so klar, wie ihr jede Reflexion der verwendeten Sprache fremd war. Es ging um Software-Design, das - wenn von euphemistischen Formulierungen abgesehen wird - den Benutzer effizienter machen sollte.
Der Paradigmenwechsel beruht vor allem darauf, dass Computer zunächst weder nötig noch sinnvoll machten, zwischen Programmiern und Benutzern zu unterscheiden, weil die Computer nur von hier "Programmierer" genannten Fachleuten benutzt werden konnte. Es waren Mathematiker und Elektroingenieure, die die Computer entwickelten und bedienten. Natürlich gab es sehr rasch Hilfspersonal für allerlei Aufgaben, die man auslagern konnte. Die Computerräume wurden nicht lange von Mathematikern geputzt und das Lochen von Karten konnte man auch bald den Putzfrauen überlassen. Die ersten Programmiersprachen wurden mit dem expliziten Anliegen entwickelt, dass auch relative Idioten programmieren konnten. Da sich dieses Anliegen rasch als idiotisch erwies, begann die Entwicklung von Programmierumgebungen zum eigentlichen Thema der daraus entstehenden Informatik zu werden. Ab 1970 gibt es eine eigenständige Ausbildung zum Informatiker, in welcher Mathematik und Elektrotechnik nicht mehr im Zentrum stehen. |
Quelle: Wikipedia |
Die Geschichte verdoppelte sich im sogenannten Homebrew (do it yourself) der 70er Jahre, wo sich jeder seinen eigenen oder privaten Computer zusammenbaute, während sich die richtigen Computer in grossen Administrationen langsam mit Terminals für Benutzer ausgestattet wurden. Die ersten hausgemachten PC hatten alle noch keinen Bildschirm, was viel über das Schnittstellenbewusstsein in den 70er Jahren sagt.
Bildschirm...
Computer sind programmierbare Automaten mit Ein- und Ausgabegeräten wie Tastatur und Bildschirm. Die Programme vermitteln zwischen den Ein- und Ausgaben.
In solchen Auffassungen sagt der Computer seinem Benutzer quasi, was er von ihm erwartet, er spricht mit seinem Benutzer, weshalb von Dialogsystemen gesprochen wurde. Zunächst war der Ausdruck "Dialogsystem" unverfänglich, weil damit im Wesentlichen die Tatsache gemeint war, dass der Computer einen Bildschirm bekommen hatte, auf welchem die Ein- und Ausgaben in Formularform wie Fragen und Antworten interpretiert werden konnten. Dialog-Computer war ein umgangssprachlicher Ausdruck - wohl aus den Werbeabteilungen der Computerhersteller - der ein paar wichtige Aspekte der Computerentwicklung ziemlich undifferenziert, aber "werbig" darstellte.
Sie antizipierten den Paradigmenwechsel, in welchem die Werkzeuge nicht mehr nur von den Benutzern gesteuert werden, sondern die Benutzer auch steuern sollten. Auch deshalb wurden die Computer in den Anfängen der MMK gar nicht als Werkzeuge sondern als Medien wahrgenommen.
Werkzeuge vermitteln zwischen ihrem Benutzer und dem von ihm intendierten Resultat. Ein Hammer beispielsweise muss dazu in der Hand des Benutzers liegen und den Nagel einschlagen, also den Bedürfnissen des Benutzers in beiden Hinsichten angepasst sein. Der Hammer sagt seinem Benutzer aber nicht, was dieser mit ihm tun soll.
Computer sind in dem Sinne spezielle Werkzeuge, sondern ihren Eigenzustand des Bildschirmes so verändern Als Computer bezeichne ich programmierbare Automaten mit Ein- und Ausgabegeräten wie Tastatur und Bildschirm, die ich als Symbolträger deute. Die inverse Funktion des Computers ist, einen Benutzer zu "steuern", ihn mittels erwartbaren Ausgaben zu bestimmten Eingaben zu veranlassen.
Als Computer bezeichne ich mithin funktional einen Automaten zur Symbolproduktion. Den Steuerungsteil des Computers bezeichne ich als Prozessor, er wird durch Eingabegeräte gesteuert und steuert Ausgabegeräte. In anderen - generelleren - Automaten, die keine symbolische Funktion, sondern eine Werkzeug-Funktion erfüllen, werden Prozessoren funktional anders verwendet, in der Heizung etwa wird mittels Prozessoren keine Symbolanzeige, sondern die Temperatur gesteuert.
Die MMK begriff sich als Mediation zwischen Benutzern und Entwicklern, wobei sie - da sie ja Entwickler organisierte - die praktische Entwicklung der Computer vor- und nachzeichnete. 1980 ging es darum, eine gute Schnittstelle zu finden. Wie man weiss, ist dieser Prozess in Bezug auf Software mit Windows 1992 abgeschlossen gewesen.
ihren Benutzer Symbole zurückgeben, die das Verhalten des Benutzers steuern quasi interaktiv. Der Benutzer muss mit dem Computer in einem Kommunikationsprozess klarkommen, in welchem der Computer als Werkzeug eines anderen fungiert.
Die MMK hat sich dann - wie die Computerbranche insgesamt - mit allerlei Apparaten wie Handys, Tablets und Netzwerken befasst, und andrerseits mit gesellschaftlichen Verhältnissen, die zunehmend von Computern durchdrungen wurden, exemplarisch mit den e-teaching (was meistens als e-learning bezeichnet wird).
Die MMK befasste sich nie mit Sprachkritik, im Gegenteil. Sie befasst sich damit, was an den Bildschirmen - und ein wenig dahinter - passierte oder besser passieren sollte. Die MMK war lange Zeit befangen im Design von guter Mensch-Maschine-Kommunikation und nahm nicht nur in Kauf, dass von Kommunikation und Dialog gesprochen wurde, sondern half kräftig mit dabei, den Computer nicht als Maschine, sondern als Medium zu sehen.
Technologisch waren verschiedene Entwicklungsstufen des Computers im Spiel, die im Ausdruck "Dialog" aufgehoben wurden.
1.) bietet das Bildschirm-Terminal ein gewisses Feedback bei der Dateneingabe, was als Antwort im weitesten Sinne gesehen werden kann.
2.) gibt eine Maskenfolge am Bildschirm eine Art Fragen, die beantwortet werden müssen.
3.) gibt eine Menü-Funktion am Bildschirm dem Benutzer die Möglichkeit zwischen verschiedenen Angeboten auszuwählen.
4.) kann die bedingte Anzeige am Bildschirm als Antwort aufgefasst werden. Ich kann etwa die Eingabe "2 + 3" als Frage verstehen und die am Bildschirm ausgegeben "5" als Antwort des Systems dazu.
5.) schliesslich kann die Ausgabe - wie bei Eliza - aus ganzen Sätzen bestehen.
"Dialog-Computer" bezeichnet eine Echtzeit-Reaktion (im Unterschied zu Batch-Verfahren) und eine Form der Ausgabe, die in dem Sinne als interaktiv auf die Eingaben bezogen werden kann, als die Eingaben von den vorgängigen Ausgaben mitbestimmt werden. Natürlich ist das zeitlich stark verzögert bei jedem Computer, also auch bei lochkartengesteuerten Computern der Fall. Die zeitliche Distanz verwischt aber solche Zusammenhänge.
Umgangssprachlich ist mit Dialog gemeint, dass man mit dem Computer irgendwie sprechen kann. Dieses vermeintliche "Sprechen" hat J. Weizenbaum mit seiner Eliza dialektisch entfaltet.
Das umgangssprachliche "Dialog-Computer" bezeichnet mithin eine Deutung eines Phänomens, in welcher ein Computer sprechen kann und in welcher Dialog für ein wechselseitiges Reagieren auf ausgegebene Wörter steht.
Sprachkritisch: In meiner Sprache sind Dialoge Gespräche und Computer Artefakte, die sich innerhalb einer Technologie als Automaten beschreiben lassen. Wer mit Computern Dialoge führt, beseelt diese und komplementär entseelt er sich selbst.
dass der Computer einen Bildschirm bekommen hatte, auf welchem die Ein- und Ausgaben in Formularform wie Fragen und Antworten interpretiert werden konnten.
http://www.urz.uni-heidelberg.de/orginfo/berichte/festschrift.html
Nun, nach 34 Jahren MMK schlage ich vor, über die impliziten Weltbilder selbstreferentiell nachzudenken. Ich schlage vor, im Dialog zu untersuchen, was es mit Dialogcomputern auf sich hat.Das MMK-Ritual sieht im Prinzip vor, dass die verschiedenen Arbeitsgruppen am letzten Tage über ihre Arbeit und die dabei geschaffenen Resultate berichten. Ich habe aber an der MMK an einem Dialog teilgenommen, in welchem ich mir ein paar Beobachtungen bewusster gemacht habe, die insbesondere nicht zulassen, dass eine Arbeitsgruppe im Sinne eines Dialoges etwas berichten kann. Meine Komplikation besteht darin, dass ich im Dialog in der ich-Form spreche. Ich sehe nicht, wie die Arbeitsgruppe in der ich-Form sprechen könnte. Ich und jedes andere Mitglied der Arbeitsgruppe kann in der ich-Form sprechen. Dabei berichte ich aber über meine Erfahrungen und Erkenntnisse, nicht über jene der andern Arbeitsgruppenmitglieder und schon gar nicht über jene der Gruppe. Für mich war die Erörterung dieser ich-Form ein wesentlicher Teil des Dialoges. Ich habe realisiert, welche Probleme mit dieser ich-Form verbunden werden (könn(t)en). Eine scheinbar wichtige Komplikation besteht eben darin, dass die Arbeitsgruppe keinen Bericht verfassen kann. Ich komme darauf zurück, ich will aber zuerst etwas zum Berichten und etwas zum vermeintlichen Thema der AG sagen, was mir im Dialog der AG auch bewusster geworden ist.
Ich berichte und durch dieses Berichten vergesse ich, was auch zu berichten wäre, weil ich es zunächst im Bericht weglasse und später nicht mehr erinnern kann, weil es im Bericht nicht vorkommt. Im Bericht reduziere ich Komplexität. Ich schliesse ein paar Aspekte des Geschehens ein und anderes aus. Wenn ich in der ich-Form berichte, mache ich mir bewusst, dass und was ich berichte und allenfalls, was ich nicht berichte, weil es mir nicht wichtig genug ist oder meinen roten Faden in meinem Bericht auflösen würde.
Ein Anliegen, das ich in den Dialog mitgebracht habe, war anhand des Wortes "Dialog-Computer" eine Einsicht in die ursprüngliche Motivation der MMK zu generieren. Meiner Vorstellung nach ist die MMK ursprünglich ein Versuch gewesen, sogenannte "Computerdialoge" sinnvoll zu gestalten. Dabei ging es aber natürlich nicht um die Gestaltung eines Dialoges, sondern um die Gestaltung von sogenannten Schnittstellen, über welche Dialoge fingiert werden.
J. Weizenbaum hat diese Dialog-Perversion bereits 1966 als Eliza beschrieben (äh .. ich bemerke, dass auch das keine ich-Formulierung ist: Ich erkenne in Weizenbaum's Beschreibung ...).
Im deutschsprachigen Raum wurde Informatik als Studium erst im Laufe der 1970er Jahre, also nachdem die Entwicklung der Computer weitgehend abgeschlossen war, angeboten. Die ersten ausgebildeten Informatiker, die den Rechner - eben weil sie Informatik und nicht Mathematik studiert haben - nicht mehr (nur) als Rechner begriffen, suchten 1980 nach Gleichgesinnten, die sich auch mit dem Büro-Werkzeug oder dem Medium befassen wollten. Dazu haben sie die MMK erfunden. Ein wesentlicher Aspekt der sogenannten Schnittstellenproblematik war damals aber als Windows von MS bereits fast marktreif vorhanden. Und weil sich daran praktisch nichts mehr verbessern liess - wie die Differenz zwischen dem ersten Windows 3.1 und dem letzen zeigt, mussten die MMKler eben andere Felder erschliessen - bis hin zur Reflexion im Dialog.
Im Dialog könnte ich beispielsweise trefflich darüber berichten, wann ich überhaupt mit Computern zum ersten Mal in Berührung gekommen bin - wenn ich es nicht schlicht vergessen hätte. Und in unserem Dialog war dieses Vergessen zusätzlich darin aufgehoben, dass gar nicht klar ist, was denn Computer in diesem Zusammenhang heissen soll. Alle erinnerten sich an irgendwelche Geräte, aber was diese Geräte zu Computern der ersten Erfahrung machte, wurde mir nicht klar. Ein anschauliches Beispiel war die Lochkartenmaschine von Remington und ein anderes die Schreibmaschine mit einer Displayzeile. Inwiefern das Computer sind und über welche Assoziationen diese Geräte zu Computererfahrungen werden, habe ich als Folge des jeweiligen Berichtens begriffen.
In solchen Dialogen kann ich mir aber umgekehrt bewusst machen, was ich als Computer bezeichne, gerade weil andere den Begriff ganz anders verwenden. Und weil ich im Dialog keine wir-Formulierung suche, entfalten sich viele Auffassungen, die nicht unter einen Hut müssen. Dialog begründet Vielfalt nicht herrschendes Wissen. Erste Computer gibt es offenbar so viele, wie es Menschen gibt, die sich daran erinnern.
Ich komme jetzt zurück zur Problematik der ich-Formulierung, respektive zu einer spezifischen Komplikation, die in unserem Dialog zur Sprache kam. Die ich-Formulierungen werden gesellschaftlich tabuisiert, was sich mir darin zeigt, dass sie oft als Ausdruck eines vermeintlichen "Egoismuses" zurückgewiesen werden. Es galt lange Zeit als unsittlich, einen Brief oder sogar einzelne Sätze in einem Brief mit "ich" zu beginnen. Es gibt im Sinne von N. Luhmann zwei gesellschaftliche Diskurse, die ich hervorheben will. Der eine ist die Wissenschaft, die beschreiben will, was wirklich und objektiv der Fall ist, und die andere Ideologie ist die Wirtschaft in Form von Aktiengesellschaften, die zum Wohlstand der Nation beitragen.
In der vermeintlichen Wissenschaft kann ich die Tabuisierung der ich-Formulierung jederzeit experimentell verifizieren, indem ich einen ich-Eintrag in die Wikipedia mache. Ich behaupte hier nicht, dass in der Wikipedia keine ich-Formulierungen zugelassen werden, sondern ich berichte hier über meine Erfahrung, dass alle meine ich-Formulierungen innert kürzester Zeit gelöscht werden. In der jeweils uniformen Begründung steht, dass meine Meinung niemanden interessiere. Ich meine weder dass die Wikipedia für die Wissenschaft repräsentativ sei, noch dass meine Experimente die Substanz einer Wissenschaft ausmachen. Ich berichte einfach von einem Experiment, das ich schon mehrfach gemacht habe und dass das zu Geboten passt, die ich in der Proseminaren der Uni gelehrt bekommen habe.
In der Wirtschaft suche ich nicht nach der Wahrheit von Aussagen, ich rechne viel mehr damit, über den Tisch gezogen zu werden. Als Wirtschaft bezeichne ich den Ort, an dem kein gemeinschaftliches Interesse wahrgenommen wird, sondern ein gesellschaftliches - durch Warentausch und Grundrenten vermitteltes - Interesse. Wenn ich in Verhandlungen "ich" sage, also von mir anstatt von der Ware spreche, erscheine ich egoistisch oder dumm. Als Egoist, weil ich dann scheinbar meine Meinung durchsetzen will. Als Idiot, weil ich das zugebe oder publik mache. In vielen Situationen - an der MMK etwa bei Frage zur Organisation - merke ich, dass ich nicht ernst genommen werden, wenn ich nicht sage, was wirklich und objektiv der Fall ist, sondern erzähle, wie ich ein Verhältnis rekonstruiere und einschätze.
Wenn ich an die MMK komme, habe ich weder Wissenschaft nocht Wirtschaft im Sinn. An dieser MMK sagte man mir, dass diese meine Behinderung im Sinne einer Inklusion ausgehalten wird. Und ich realisiere, was ich hier alles nicht berichten kann, es wird aber sicher nicht alles vergessen, weil ich ja auch an anderen Orten davon erzähle, was mir an der MMK wieder sehr gut gefallen hat. Ich komme sehr gerne auch an die nächste MMK.