Gruppenprozesse begleiten schriftliche Fallanalyse
Alfred Rohner 08.10.2002

Folgende Punkte werden in dieser Fallanalyse behandelt:

  1. Wie kam es zu dieser Situation?
  2. Wo genau lag die Problematik
  3. Welche Hypothesen können Sie bilden?
  4. Wie habe ich mich verhalten?
  5. Was war meine Intervention und welche Konsequenzen hatte sie?
  6. Welche anderen Interventionsstrategien wären möglich gewesen?
  7. Welche Chancen und Gefahren hätten Sie gebracht?
  8. Welche eigenen Stärken, Schwächen oder Grenzen haben Sie dabei gespürt, und welche Schlussfolgerungen haben Sie daraus für Ihr weiteres Verhalten gezogen?

 

  1. Wie kam es zu dieser Situation? Wo genau lag die Problematik? Welche Hypothesen können Sie bilden?
  2. Die Situation ist in einem Webpublisherlehrgang entstanden. Aufgrund der Struktur eines solchen Lehrganges ist es nicht möglich, den Lehrgang als Kursleiter allein zu bestreiten. Aufgrund der verschiedenen Module dieses Lehrganges (Design, Content, Marketing, Recht, Programmierung, usw.),ist es erforderlich, die entsprechenden Kursleiter einzusetzen. Ich war Hauptkursleiter in diesem Lehrgang und musste nach 92 Lektionen die Klasse an einen anderen Kursleiter abgeben (Modul "Programming"). Nach diesem Modul (48 Lektionen) kam die Klasse – für mich – völlig "anders" zurück. Die Problematik lag darin, dass sich mein Vorgänger negativ über den Webpublisherlehrgang geäussert hatte. Ich kann nur annehmen, dass er sich jeweils ungenügend auf seine Lektionen vorbereitet hatte. Wenn er seinerseits auf Probleme resp. unzureichende Fachkompetenz gestossen ist, hat er seinen Fokus auf die vorliegenden Unterlagen gerichtet und dieselben gegenüber der Klasse als unzureichend und schlecht betitelt.

     

  3. Wie habe ich mich verhalten? Was war meine Intervention und welche Konsequenzen hatte sie?

Aufgrund der schlechten Situation in der Klasse, bevorzugte ich mit der Klasse eine Aussprache zu halten. Dabei habe ich festgestellt, dass es einen Klassensprecher gibt, welcher die anderen Teilnehmer beeinflussen konnte. Ferner musste ich aufgrund diverser Äusserungen aus der Klasse feststellen, dass mein Vorgänger sich als einzige Person sieht, welche fachlich und kompetent Webpublisherlehrgänge durchführen kann. Ich spürte den Zweifel der



Klasse an meiner fachlichen Kompetenz. Ich versuchte mit der Klasse eine Problemanalyse durchzuführen. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit (es verblieben nur noch 20 Lektionen bis zur Abschlussprüfung), hatte ich auch keine Reaktionszeit mehr, was die Unterlagen betraf. Somit mussten wir – die Klasse und ich – versuchen, aus der restlichen Zeit das "Beste" zu machen. Aufgrund meiner Erfahrung aus ADA I, wusste ich auch die Gruppenentwicklung (Phase der Auseinander-setzung / Phase des Abschliessens) zu deuten.

 

Meine Intervention war wie folgt:

 

  1. Welche anderen Interventionsstrategien wären möglich gewesen? Welche Chancen und Gefahren hätten Sie gebracht?
  2. Diese Frage kann ich leider so nicht beantworten.

     

  3. Welche eigenen Stärken, Schwächen oder Grenzen haben Sie dabei gespürt, und welche Schlussfolgerungen haben Sie daraus für Ihr weiteres Verhalten gezogen?

Das Schlussergebnis hat mich bestätigt, dass ich vermutlich den richtigen Weg gewählt habe. Alle Teilnehmer haben die Abschluss-prüfung bestanden. Meine Schwäche und Grenzen habe ich insofern gespürt, dass es mich ziemlich stark belastet hat, dass es Kursleiter gibt, welche sich ihrer Verantwortung gegenüber einer Institution sowie Kursteilneh-menden nicht bewusst sind.