Ein virtuelles Seminar der Hyperkommunikation
zum Studiengang Dialog den die Fachstelle für Weiterbildung der Uni Zürich

 
 

Emergenzen im Dialog


 
 
 
 

Seminargestaltung
Marlen Karlen und Rolf Todesco, StudienleiterIn der Fachstelle für Weiterbildung in «Systemtheorie» und «Konstruktivismus», «Lernende Organisationen", «Hyperkommunikation» und "Neue Lernkultur"

Das Seminar wird von der Fachstelle für Weiterbildung der Universität Zürich zertifiziert.
 
 

Tips zum Lesen
On dialogue, David Bohm, ISBN 0-415-14911-8
Aufbruch in eine neue Lernkultur, Bruno Krapf, Haupt Bern, ISBN 3-258-04935-1
Wege des Wissens, Ernst von Glasersfeld, Carl Auer, Heidelberg

 
 

Kursdaten und Kursort
Der Studiengang dauert 6 Tage und findet jeweils am 2. Donnerstag im Monat an der Universität Zürich statt.

Die Daten sind
14. Oktober 1999
11. November 1999
  9. Dezember 1999
13. Januar 2000
10. Februar 2000
  9. März 2000

 
 

Kurskosten
Fr. 1200.-

 
 

Auskunft
Universität Zürich
Fachstelle für Weiterbildung
Rämistrasse 74
8001 Zürich
 
Tel 01 634 29 67
Fax 01 634 49 43
e-mail todesco@wb.unizh.ch
Natel 079 328 21 84
e-mail todesco@wb.unizh.ch
Tel 01 491 86 31


 
 

- Eine Form von Co-Evolution

Auf den Grundlagen der konstruktivistischen und systemtheoretischen Sichtweisen, die wir während diesem Seminar erkunden werden, laden wir zur Erforschung des Denkens ein. David Bohm macht den Vorschlag von einem kollektiven Gedankentanz zur Ueberwindung der Gefangenheit individuellen Denkens. David Bohm war ein Physiker und Philosoph, von ihm hat Einstein gesagt, er sei sein einziger Zeitgenosse, der über die Quantentheorie hinauskommen könnte. Vom MIT (Massachusetts Institut of Technology) hat er einen Forschungskredit zu diesem Thema erhalten. Heute liegen seine Bücher und Erfahrungen darüber vor. Seine Forschung über Dialog zeigt in eine neue Richtung gesellschaftlicher Entwicklungmöglichkeiten. Sein Dialog versteht sich als Vorschlag für ein Horizonte öffnendes Aufeinanderzugehen. Da geht es nicht um Position und Gewinn, um das Ping-Pong der Meinungen, um Verteidigung von Recht und Unrecht sondern um das Erkunden von Sinn. Dabei erhält die Gruppe Zugang zu einem grösseren Reservoir an gemeinsamen Sinn, der dem einzelnen nicht zugänglich ist. Das bezieht sich in der Physik darauf, dass sich nicht die Einzelteile zu einem Ganzen ordnen, sondern das Ganze ordnet die Teile und ist mehr als die Teile.

Naturvölker üben seit eh und je das Palaver. Das ist eine uralte Form, Zugang zu kollektiver Weisheit zu schaffen.Der Dialog als ritueller Prozess ordnet die Kräfte - der Dialog als Transformationsprozess und Sprachspiel, die Sprechakte sind die Spielzüge, der Sprachteppich als Zugang zu universellem Wissen - das Palaver als alchemistischer Griff in morphogenetische Felder - selbstvergessen sich erinnern.

Erkunden von Sinn

David Bohm: Wie bei den Elektronen müssen wir das Denken als ein systemisches Phänomen betrachten, das von unseren wechselseitigen Interaktionen und Diskursen hervorgerufen wird - die Ueberwindung der individuellen Inkohärenz des Denkens führt zur Kohärenz kollektiven Denkens das ist Ordnung Schönheit und Harmonie.

Dialog schafft die Umstände, um das virtuelle "noch nicht" stattfinden zu lassen - Im Dialog findet eine Uebersetzung von Virtualität in Manifestation - Schöpfung statt. Das Verbindliche am Dialog, was für alle übrigbleibt, ist nicht der individuell gesprochene Teil, sondern der schöpferische Teil - was neu in die Welt gekommen ist.

Wenn Vorannahmen und Hypothesen sich gegenseitig hochheben, sich behutsam in der Schwebe halten, findet in der Suchbewegung der Einzelnen das Gesamte statt. -

Hannah Arendt: Im Dialog kommt die Welt zum Vorschein. Dialog um unter Menschen zu weilen, auf die Bühne der Welt steigen, wird zu Handeln in concert - eine Herausforderung der Zwischenmenschlichkeit, dies bedarf der "Liebe zur Welt".

Teilnehmende

Alle Interessierte an unerwarteten und kreativen Sichtweisen im persönlichen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich

Unsere Grundsätze

In den Studiengängen der Weiterbildung der Universität Zürich, fliessen Bildung und Forschung im gemeinsamen Tun zusammen, Erkenntnisgewinn wird transparent.

Die Inhalte

Dieses Intensivseminar soll Möglichkeiten bieten, sich mit Perspektiven auseinanderzusetzen und damit zu üben. Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Sie hinterfragen eigene Wertvorstellungen und kulturelle Elemente im Dialog. Sie machen Erfahrungen mit der Beobachterperspektive und üben eine Aufmerksamkeit für schöpferische Ebenen des Dialogs. Aus der Systemtheorie kennen wir das Phänomen, dass Gespräche aus Wechselwirkungen zwischen den Gesprächsführenden bestehen; diesen Wechselwirkungen die Einmaligkeit des jeweiligen Gesprächs zugestehen, ist eine wichtige Errungenschaft in der Auseinandersetzung mit diesem Thema. In dem Seminar haben Sie Gelegenheit mit dem Konstruktivismus und der Systemtheorie Bekanntschaft zu machen - und die Sichtweisen zu üben. In diesem Seminar entwickeln wir Voraussetzungen, eine neue Form von Gespräch zu erfinden und damit aktiv unsere Zukunft zu gestalten.

- nochmals

Im Dialog sehen wir unser gemeinsames Sprechen als aestethische Handlung, die gewissermassen autopoietisch, aus sich selbst heraus Sinn erzeugt. Im Dialog zwingen wir uns nicht auf, wir setzen uns aus. Dieses Sichaussetzen geht über die Kommunikation im Sinne von Senden und Empfangen hinaus, es ist nichts weniger als eine Analogie der Existenz - ein objektloses, offenes Wagnis.

Wie David Bohm in seinem Buch "Der Dialog" schreibt, geht es im Dialog nicht um Position und Gewinn, nicht um das Hin und Her der Meinungen, sondern um das gemeinsame Erkunden von Sinn. Das Denken wird darin zu einem systemischen Phänomen, das von unseren wechselseitigen Interaktionen und Diskursen hervorgerufen wird. Zu einem kollektiven Phänomen, dessen Kohärenz sich als Ordnung, Schönheit und Harmonie zeigt, in dem individuelle Inkohärenzen überwunden sind.

Im Dialog wird die Fragmentation aufgehoben, die dadurch gegeben ist, dass verschiedene Individuen verschiedene Vorannahmen haben und dazu neigen, eine bestimmte Haltung unbewusst zu verteidigen. Wo Menschen für ihre Meinungen kämpfen, die schöpferische Kraft in die Verteidigung der Differenz, in Reproduktion von Vergangenheit und Emergenzen bleiben aus. Die Fragmentation, einmal angefangen, muss bis ans Ende geführt werden, das kann auch das Ende der Menschheit sein.

Im Dialog werden Haltungen und Glaubenssätze nicht verteidigt, sondern erkannt. Das bedeutet nicht, dass man die Position andrer annimmt. Dies wäre genauso töricht wie die eigenen zu verteidigen. Es geht darum, verschiedene Positionen in der Schwebe zu halten, ohne sie zu verteidigen oder anzunehmen, Vielfalt zu gewinnen, mehr Möglichkeiten zu sehen.

Der Dialog kann diese Vieldimensionalität zum Ausdruck zu bringen. Sinn des Dialogs ist nicht, dass Menschen "sich" zeigen wie "sie" sind, sondern dass Wirklichkeit sich manifestiert. Die Sichten stehen nebeneinander, und gehen miteinander in Beziehung. Wir können verschiedene Arten der Bewegung sehen:
Sie segeln sozusagen mal hart am Wind, wenn Verständnis an den Kanten der Aussagen möglich wird, mal kreuzen sie breit und lassen eine umfassende Perspektive frei. Sie laufen zusammen, aneinander Antrieb findend, vorwärtstreibend und zu Pausen ruhend. Die Sichten schaukeln sich gegenseitig in neue Bereiche. Wenn Vorannahmen und Hypothesen sich gegenseitig hochheben, sich behutsam in der Schwebe haltend und sich abwechslungsweise mit Schwung besetzen, wie geschlagener Schaum, ihren Aggregatszustand verändernd und im Unvorhergesehenen sich neu findend. In dieser Suchbewegung der Einzelnen findet das Gesamte statt. Im Palaver verschiedener Kulturen wird eine uralte Form von kollektiver Weisheit geübt. Die Teilnehmenden erzählen von Ahnungen, Träumen, inneren Bildern, Glaubenssätzen und Vorannahmen. Im respektvollen Hinhorchen und Aufnehmen, mit sich selbst Durchwirklichen, entwickelt sich gleichsam etwas Neues und Anderes. Im Dialogs öffnen die Beteiligten ihr Denken über das Gespräch. Und wenn das geschieht, entwickelt sich die Fähigkeit, anders wahrzunehmen. Und wer anders wahrnimmt, kommt zu andern Entscheiden, und wer zu andern Entscheiden kommt, erreicht vielleicht sogar das, was sie oder er sich selbst gar nie zugetraut hätte: vielleicht verändert sich die Welt .

Das Verbindliche in einem Dialogist nicht das individuell Gesprochene, sondern der schöpferische Teil, das was im Dialog neu in die Welt gekommen ist.

 


Fragen und Kommentare zur Site richten Sie bitte an Rolf Todesco - todesco@wb.unizh.ch
Fachstelle für Weiterbildung, Universität Zürich
letzte Änderung: 8. Juni 1999