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Literatur

Die Philosophie des Als Ob
Nietzsche als Philosoph
Kant - Studien

Zur Person


Bildquelle: Wikipedia

"Die Gleichsetzung eines Wirklichen mit einem Unwirklichen ist das Wesen der Fiktion."

Hans Vaihinger (1852-1933)

mehr unter: Wie die Philosophie des Als Ob enstand

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VAIHINGER, Hans, Begründer der Als-Ob-Philosophie, * 25.9. 1852 in Nehren bei Tübingen, + 17.12. 1933 in Halle/Saale. - Aufgewachsen in einem konservativen evangelischen Pfarrhaus, besuchte V. das Stuttgarter Gymnasium und studierte anfangs Theologie und schließlich Philosophie in Tübingen, Leipzig und Berlin. 1877 habilitierte er sich beim positivistischen Philosophen Ernst Laas (1837-1885) in Straßburg mit »Logische(n) Untersuchungen. 1. Teil: Die Lehre von der wissenschaftlichen Fiktion«. 1883 wurde er hier a.o. Prof., ein Jahr später erhielt er einen Ruf nach Halle und avancierte 1894 zum Ordinarius. Wegen eines Augenleidens, das zur völligen Erblindung führte, ließ er sich bereits 1906 emeritieren. - Bekannt wurde V. zunächst als Kantforscher. Er verfaßte einen großangelegten »Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft« (2 Bde, 1881-92) und gründete sowohl die Kant-Studien, die seit 1897 erscheinen (1997 - 88. Jhg.), als auch 1904 die Kant-Gesellschaft (heute »Kant-Gesellschaft e.V. Bonn« mit Sitz in Mainz). Zusammen mit seinem Schüler Raymund Schmidt gab er schließlich die »Annalen der Philosophie« (1919-30) und die »Bausteine zu einer Philosophie des Als Ob« heraus (1922-32). - Beeinflußt ist V.s Denken von Kant (s.d.), Schopenhauer (s.d.) und vom Sozialdarwinismus wie auch bes. von der neurophysiologischen Psychologie (Adolf Horwicz, 1831-1894) und von Friedrich Albert Lange (s.d.), dem Mitbegründer des Neukantianismus. Dessen vom »Standpunkt des Ideals« entworfenes System bildete V. in eigenständiger Weise fort und begründete in seiner 1876 bis 1878 entstandenen, aber erst 1911 veröffentlichten »Philosophie des Als Ob« den Fiktionalismus als System des idealistischen Positivismus (bzw. des »positivistischen Idealismus«). Sie versteht sich als eine instrumentalistische Erkenntnistheorie und zugleich als eine lebenspraktisch orientierte Welt- und Lebensanschauung. Insofern stellt sie als »kritischer Pragmatismus« eine eigenständige deutsche Parallele zum angelsächsischen Pragmatismus dar. Überdies ist sie eng verwandt mit Nietzsches Denken, teilweise auch mit der nach 1900 aufbrechenden »Lebensphilosophie«. - Dem Willen als Mittel zur Erlangung seiner Lebenszwecke unterstellt, besitzt das Denken als »organische Funktion« fiktionalen Charakter. Insofern sind alle Erkennniskategorien, Begriffe und Ideale Fiktionen: Das menschliche »Vorstellungsgebilde der Welt ist ein ungeheures Gewebe von Fiktionen voll logischer Widersprüche«, d.h. von »wissenschaftlichen Erdichtungen zu praktischen Zwecken« bzw. von »inadäquaten, subjektiven, bildlichen Vorstellungsweisen«, deren »Zusammentreffen mit der Wirklichkeit von vornherein ausgeschlossen ist« (1911, 14ff.). Als Beispiel dafür gelten Begriffe (eigentlich »Kunstgriffe«) wie etwa Atom, Gott, Seele. Bei ihrer Anwendung werden sie so betrachtet, »als ob« sie wahr seien. Auch wenn sie der Wirklichkeit bewußt »widersprechen« (Semifiktionen) oder sogar »selbstwidersprechend« sind (Vollfiktionen), so besitzen sie dennoch einen Wert: »lebenspraktischen Zwecken« zu dienen. Damit sind sie sowohl für den wissenschaftlichen wie auch für den praktischen, ästhetischen und religiösen Bereich unentbehrlich. Somit vermag das Denken auf dem »Umwege der Fiktionen«, also mittels »legitimierter Irrtümer«, das Gegebene zu beherrschen.

Zitate

Die "Philosophie des Als Ob" ist nicht Skeptizismus: sie begegnet nicht selten diesem Vorurteil, aber nichts ist unzutreffender als diese Meinung. Hans Vaihinger über Skeptizismus


 
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