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Weiss, Peter: Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats Dargestellt durch die Schauspielergruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade. Drama in zwei Akten. 100 g. 34. A. 1997. Edition Suhrkamp-Tb. (68), ISBN 3-518-10068-8

Zusammenfassung
Peter Weiss Marat-Drama wurde nach seiner Uraufführung in Berlin zu einem der größten internationalen Theatererfolge der letzten Jahre. Bis Ende April 1964 wurde das Stück von über 30 Theatern in 22 Ländern der Welt zur Aufführung angenommen. Buchausgaben des Stückes erschienen in 14 Sprachen.
Peter Weiss hat seine Leser mit jedem neuen Buch in Erstaunen gesetzt, hat scheinbar in jedem neuen Buch einen neuen Stil entwickelt. Eine Überraschung ist auch sein neues Theaterstück, das sich eng an htstorische Fakten hält, auf authentisches Material sich gründet und doch von einem historischen Stück so weit wie nur irgend möglich entfernt ist. Leben und Tod Jean Paul Marats werden als Spiel im Spiel, als Theater im Theater, dreizehn Jahre nach seinem Tode im Irrenhaus von Charenton dargestellt. Regie führt der Marquis de Sade. - Das Stück wurde am 29. April 1964 unter der Regie von Konrad Swinarskis am Berliner Schillertheater uraufgeführt.
»Weiss betreibt das Spiel im Spiel mit bestürzender Radikalität, die dieser Form ganz neue Kraft abgewinnt, er öffnet sie für ganz neue "Inhalte" für eine eminent "politische", in solcher Konsequenz auf dem deutschen Theater seit langem nicht durchformulierte Aussage.« Theater heute

Historischer Hintergrund
Das Stück basiert ungeachtet der dramatischen Fantasie, mit der Weiss zu Werke geht, zumindest in Teilen auf historischen Fakten. Dazu zählt neben den tatsächlichen Umständen der Ermordung J. Marats insbesondere die Kulisse des ‚Hospizes zu Charenton‘, heute Saint-Maurice (Val-de-Marne). In dem Hospiz war Marquis de Sade - nach langjährigem Gefängnisaufenthalt – in den letzten Jahren seines Lebens (1803–1814) eingesperrt, weil seine Zeitgenossen fürchteten, er gefährde die öffentliche Moral. Auch die Theateraufführungen von kleineren Stücken de Sades vor einem bourgeoisen Publikum der napoleonischen Zeit entsprechen durchaus der Realität. (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Verfolgung_und_Ermordung_Jean_Paul_Marats_dargestellt_durch_die_Schauspielgruppe_des_Hospizes_zu_Charenton_unter_Anleitung_des_Herrn_de_Sade)

Leseprobe
Personen
Marquis de Sade
achtundsechzig Jahre alt, außerordentlich beleibt, das Haar ergraut, das Gesicht noch glatt. Er bewegt sich schwerfällig, atmet zuweilen mühsam und asthmatisch. Seine Kleidung ist vornehm, doch verkommen. Er trägt Kniehosen mit Schleifen, ein weitärmeliges Hemd mit Brustlatz und Spitzenmanschetten, sowie Schnallenschuhe.
Jean Paul Marat
neunundvierzig Jahre alt, an Paranoia leidend. Er ist in ein weißes Tuch gehüllt und trägt eine weiße Binde um die Stirn.
Simonne Evrard
Marats Lebensgefährtin, von unbestimmtem Alter. Die Darstellerin der Rolle trägt Anstaltskleidung, mit einer Schürze und einem Kopftuch. Ihre Bewegungen sind zwanghaft und verschroben. Wenn sie nichts zu tun hat, wringt sie ein Tuch in den Händen. Sie nimmt jede Gelegenbeit wahr, Marats Kopftuch zu wechseln.
Charlotte Corday
vierundzwanzig Jahre alt. Ihre Kleidung besteht aus einem dünnen weißen Hemd vom Schnitt eines Directoire-Gewands. Das Hemd verbirgt die Brüste nicht, doch sie trägt ein leichtes weißes Tuch darüber. Zu ibren Auftritten wird ihr ein mit Schleifen verzierter Hut umgebunden. Sie steht ständig unter der Obhut von zwei Schwestern, die sie stützen, kämmen und ihr die Kleider ordnen. Ihre Bewegungen sind die einer Somnambulen.
Duperret
girondistischer Abgeordneter. ...