Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 1921/22, 5. Auflage. 1972, ISBN 3-16-533631-8
1922: erscheint sein kompiliertes Hauptwerk (diverse Nachdrucke, zuletzt Studienausgaben 1980, ISBN 3-16-538521-1 und 2002, ISBN 3-16-147749-9) Der Textkorpus erfuhr im Verlaufe seiner Auflagengeschichte mehrere Umschichtungen und Zusätze, die zur 5. Auflage teilweise wieder getilgt wurden. Im Rahmen der Max-Weber-Gesamtausgabe (siehe unten) ist eine kritische Revision des Textes unternommen worden. Wiedergaben der Erstauflage: (Online Text, unvollständig und stellenweise fehlerhaft) – Faksimile – vollständige Wiedergabe aller 840 Seiten (Online-Text) – auch als PDF (mit Volltextsuche) downloadbar, Umfang jedoch ca. 80 MB.
"Weber, M.: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie, Tübingen 1976","J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)","","ETH-BIB 940 468: 1 (resp. 2: entsprechend 1. und 2. Halbband) ED.5","""Alle Deutung strebt, wie alle Wissenschaft überhaupt, nach 'Evidenz'. Evidenz des Verstehens kann entweder : [a] rationalen (und alsdann entweder logischen oder mathematischen), oder [b] enfühlend nacherlebend (emotionalen, künstlerisch-rezeptiven) Charakters sein. Rational evident ist auf dem Gebiet des Handelns vor allem das in seinem gemeinten Sinnzusammenhang restlos und durchsichtig intellektuell Verstandene. Einfühlend evident ist am Handeln das in seinem erlebten Gefühlszusammenhang voll Nacherlebte"" (2).
""Jedes Artefakt, z. B. eine 'Maschine', ist lediglich aus dem Sinn deutbar und verständlich, den menschliches Handeln (von möglicherweise sehr verschiedener Zielrichtung) der Herstellung und Verwendung dieses Artefakts verlieh (oder verleihen wollte); ohne Zurückgreifen auf ihn bleibt sie gänzlich unverständlich. Das Verständliche daran ist also die Bezogenheit menschlichen Handelns darauf, entweder als 'Mittel' oder als 'Zweck', der dem oder den Handelnden vorschwebte, und woran ihr Handeln orientiert wurde"" (3).
Weber scheint hier so etwas wie die Gegenstandsbedeutung zu sehen, da er aber an der (sinnvollen) Handlung orientiert ist, sieht er nicht scharf genug. Deshalb ist es ihm einerlei, ob die Bedeutung aus der Herstellung oder aus der Verwenung kommt. (Vgl. auch die Bemerkung von Heintz, 1993 unter dem Stichwort Handeln).
""Wie jedes Handeln kann auch das soziale Handeln bestimmt sein 1. zweckrational: durch Erwartungen des Verhaltens von Gegenständen der Aussenwelt und von anderen Menschen und unter Benutzung dieser Erwartungen als 'Bedingungen' oder als 'Mittel' für rational, als Erfolg, erstrebte und abgewogene eigne Zwecke, - 2. wertrational: durch bewussten Glauben an den - ethischen, ästhetischen, religiösen oder wie immer sonst zu deutenden - unbedingten Eigenwert eines bestimmten Sichverhaltens rein als solchen und unabhängig vom Erfolg, - 3. affetkuell, insbesondere emotinal: durch aktuelle Affekte oder Gefühlslagen, - 4. traditional: durch eingelebte Gewohnheit.
(...)
2. Das streng affektuelle Sichverhalten steht ebenso an der Grenze und oft jenseits dessen, was bewusst 'sinnhaft' orientiert ist; es kann hemmungsloses Reagieren auf einen ausseralltäglichen Reiz sein. Eine Sublimierung ist es, wenn das affektuell bedingte Handeln als bewusste Entladung der Gefühlslage auftritt: es befindet sich dann meist (nicht immer) schon auf dem Wege zur 'Wertrationalisierung' oder zum Zweckhandeln oder zu beiden.
3. Affektuelle und wertrationale Orientierung des Handelns unterscheiden sich durch die bewusste Herausarbeitung der letzten Richtpunkte des Handelns und durch konsequente planvolle Orientierung daran bei dem letzteren. Sonst haben sie gemeinsam: dass für sie der Sinn des Handelns nicht in dem jenseits seiner liegenden Erfolg, sondern in dem bestimmt gearteten Handeln als solchen liegt. Affektuell handelt, wer sien Bedürfnis nach aktueller Rache, aktuellem Genuss, aktueller Hingabe, aktueller kontemplativer Seligkeit oder nach Abreaktion aktueller Affekte (gleichviel wie massiver oder wie sublimer Art) befriedigt"" (12).
"" 'Vergemeinschaftung' soll eine soziale Beziehung heissen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns - im Einzelfall oder im Durchschnitt oder in reinem Typus - auf subjektibv gefühlter (affektueller oder traditionaler) Zusammengehörigkeit der Beteiligten beruht"" (21).
Weber grenzt die Vergeimeinschaftung - in Erinnerung an die von F. Tönnies in 'Gemeinschaft und Gesellschft' vorgenommene Unterscheidung (22), gegen Vergesellschaftung ab.
""Vergesellschaftung' soll eine soziale Beziehung heissen, wenn und soweit die Einstellung des sozialen Handelns auf rational (wert- und zweckrational) motiviertem Interessenausgleich oder auf ebenso motivierter Interessenverbindung beruht"" (21).
(Vgl. auch die Bemerkungen von Kahle, 1962, unter dem Stichwort Emotion).","Handeln, Emotion,","","Weber, 1976 (1)"