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Henry D. Thoreau: Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat und andere Essays; Übersetzung, Nachwort und Anmerkungen von Walter E. Richartz; Diogenes Verlag; ISBN 3-257-20063-3.
Im amerikanischen Original 1849 untere dem Titel "The resistance to Civil Government" erschienen.
Volltext (mit PW).
Aus dem Umschlagtext:
"Mahatma Ghandi verteilte die Schrift wie ein Lehrbuch unter seinen Schülern. (...) Die Schrift, die Oppositionelle in aller Welt fasziniert, erhebt den Ungehorsam gegen den Staat zur Pflicht." (Der Spiegel)
"Thoreau macht deutlich: Gewaltloser Widerstand, das heißt nicht einfach Protest gegen staatliche Willkür; es heisst: Umlenkung der Staatsgewalt gegen den Staat selbst; es heisst: Anwendung des Judo-Prinzips in der Politik." (Walter E. Richartz)
Nachfolgend habe ich eine - rein subjektive und stark einbeschränkte - Auswahl von Zitaten aufgelistet, die vielleicht dem einen oder anderen Lust machen, das Büchlein selbst zu lesen.
Ausgewählte Zitate:
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Ich habe mir den Wahlspruch zu eigen gemacht: "Die beste Regierung ist die, welche am wenigsten regiert"; ..."Die beste Regierung ist die, welche gar nicht regiert"; und wenn die Menschen einmal reif dafür sein werden,
wird dies die Form ihrer Regierungsein. (S. 7)
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Ich will sachlich reden, und nicht wie die Leute, die sich überhaupt gegen jede Regierung erklären. Ich sage nicht: von jetzt an keine Regierung mehr, sondern von jetzt an eine bessere Regierung. (S. 8)
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Der praktische Grund, warum die Mehrheit regieren und für längere Zeit an der Regierung bleiben darf, wenn das Volk die Macht hat, ist schließlich nicht, dass die Mehrheit das Recht auf ihrer Seite hat, auch nicht, dass
es der Minderheit gegenüber fair ist, sondern ganz einfach, dass sie physisch am stärksten ist. (S. 8)
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Ich finde, wir sollten erst Menschen sein, und danach Untertanen. Man sollte nicht den Respekt vor dem Gesetz pflegen, sondern vor der Gerechtigkeit. Nur eine einzige Verpflichtung bin ich berechtigt einzugehen, und das ist,
jederzeit zu tun, was mir recht erscheint. (S. 9)
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Die Mehrzahl der Menschen dient also dem Staat mit ihren Körpern nicht als Menschen, sondern als Maschinen. Sie bilden das stehende Heer und die Miliz, die Gefängniswärter, die Konstabler, Gendarmen etc. In den meisten Fällen bleibt kein Raum mehr für Urteil oder moralisches Gefühl. (S. 10)
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Es gibt Tausende, die im Prinzip gegen Krieg und Sklaverei sind und die doch praktisch nichts unternehmen, um sie zu beseitigen; (...) Menschen, für die die Frage der Freiheit hinter der des Freihandels zurücktritt (...). Sie warten - wohlsituiert -, dass andere den übelstand abstellen, damit sie nicht mehr daran Anstoß nehmen müssen. (S. 13)
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Ein kluger Mensch wird die Frage der Gerechtigkeit nicht dem Zufall überlassen, er wird auch nicht wollen, dass sie durch die Macht der Mehrheit wirksam werde. Denn in den Handlungen von Menschenmassen ist die Tugend selten
zu Hause. (S. 14)
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Der Mensch ist nicht unbedingt verpflichtet, sich der Austilgung des Unrechts zu widmen, und sei es noch so monströs. Er kann sich auch anderen Angelegenheiten mit Anstand widmen; aber zum mindesten ist es seine Pflicht,
sich nicht mit dem Unrecht einzulassen, und wenn er schon keinen Gedanken daran wenden will, es och wenigstens nicht praktisch zu unterstützen. (S. 15)
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Wie kann sich jemand nur damit zufrieden geben, dass er eine Meinung hat! Was für eine Genugtuung liegt darin, wenn es seine Meinung ist, dass er bedrückt sei? Wenn dein Nachbar dich auch nur um einen Dollar betrügt, dann genügt es dir nicht, zu wissen, dass du betrogen worden bist, auch nicht, ihm eine Bittschrift zuzustellen, er möge dir die Schuld
zurückzahlen; vielmehr wirst du wirksame Schritte unternehmen, um sofort die ganze Summe zurückzubekommen und die Gewähr, dass du nicht wieder betrogen werden wirst. (S. 16)
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Wer nach Grundsätzen handelt, das Recht wahrnimmt und es in Taten umsetzt, verändert die Dinge und Verhältnisse; dies ist das Wesen des Revolutionären, es gibt sich nicht mit vergangenen Zuständen zufrieden. Es trennt nicht nur Staaten und Kirchen, es spaltet Familien. Ja, es spaltet den Einzelmenschen, indem es das Teuflische in ihm von dem
Göttlichen scheidet. (S. 16/17)
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Unter einer Regierung, die irgend jemanden unrechtmäßig einsperrt, ist das Gefängnis der angemessene Platz für einen gerechten Menschen. (S. 20)
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Eine Minderheit ist machtlos, wenn sie sich der Mehrheit anpasst; sie ist dann noch nicht einmal eine Minderheit; unwiderstehlich aber ist sie, wenn sie ihr ganzes Gewicht einsetzt. (S. 20)
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Ich habe sechs Jahre keine Wahlsteuer bezahlt. Einmal wurde ich deshalb für eine Nacht ins Gefängnis gesteckt. (...) Da sie mich nicht fassen konnten, beschlossen sie, meinen Körper zu bestrafen; (S. 24)
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Mit dem inneren Wesen, sei es intellektuell oder moralisch, kann der Staat sich also niemals auseinandersetzen, sonder nur mit dem Körper, mit den Sinnen. Er verfügt weder über größere Vernunft noch Ehrlichkeit, sondern nur über größere physische Gewalt. (S. 25)
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Ich wurde ins Gefängnis gesteckt, als ich gerade auf dem Weg zum Schuster war, um eine geflickten Schuh dort abzuholen. Als ich am nächsten Morgen herauskam, setzte ich diesen Gang fort, zog meine geflickten Schuh
an und stieß zu einer Gruppe von Heidelbeersammlern, die schon darauf warteten, von mir angeführt zu werden. (S. 28)
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Ich möchte mit keinem Menschen und keinem Land Streit anfangen. Ich will keine Haarspalterei betreiben, nicht übergenau sein oder mich für besser als meine Nachbarn halten. Ich suche ja gerade nach einer Ausrede, um mich den Gesetzen des Landes anzupassen. (S. 30)
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Die rechtmäßige Regierungsgewalt (...) ist immer unvollständig: um nämlich unbedingt gerecht zu sein, muss sie Vollmacht und Zustimmung der Regierten haben. Sie kann kein umfassendes Recht über mich und mein Eigentum haben, sondern nur so weit, wie ich zustimme. (S. 34)
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Ich mache mir das Vergnügen, mir einen Staat vorzustellen, der es sich leisten kann, zu allen Menschen gerecht zu sein, und der das Individuum achtungsvoll als Nachbarn behandelt; einen Staat, der es nicht für unvereinbar mit seiner Stellung hielte, wenn einige ihm fernblieben, sich nicht mit ihm einließen und nicht von ihm einbezogen würden, solange sie nur alle nachbarlichen, mitmenschlichen Pflichten erfüllten. Ein Staat, der solche Früchte trüge, und sie fallen ließe, sobald sie reif sind, würde den Weg für einen vollkommeneren und noch ruhmreicheren Staat freigeben - einen Staat, den ich mir auch vorstellen kann, den ich bisher aber noch nirgends gesehen habe. (S. 35, Schluss)