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Popper, Karl: Logik der Forschung. Tübingen 1976 (erstmals 1935)

Anmerkungen von ..

Zitata

"Die Taetigkeit des wissenschaftlichen Forschers besteht darin, Saetze oder Systeme von Saetzen aufzustellen und systematisch zu ueberpruefen; in den empirischen Wissenschaften sind es insbesondere Hypothesen, Theoriensysteme, die aufgestellt und an der Erfahrung durch Beobachtung und Experiment ueberprueft werden." S. 3

"Die Methode der kritischen Nachpruefung, der Auslese der Theorien, ist nach unserer Auffassung immer die folgende: Aus der vorlaeufig unbegruendeten Antizipation, dem Einfall, der Hypothese, dem theoretischen System, werden untereinander und mit anderen Saetzen verglichen, indem man feststellt, welche logischen Beziehungen (...) zwischen ihnen bestehen."(Logik der Forschung" S. 7

"Diese letzte Pruefung soll feststellen, ob sich das Neue, das die Theorie behauptet, auch praktisch bewaehrt, etwa in wissenschaftlichen Experimenten oder in der technisch-praktischen Anwendung. Auch hier ist das Pruefungsverfahren ein deduktives: Aus dem System werden (unter Verwendung bereits anerkannter Saetze) empirisch moeglichst leicht nachpruefbare bzw. anwendbare singulaere Folgerungen ("Prognosen") deduziert und aus diesen insbesondere jene ausgewaehlt, die aus bekannten Systemen nicht ableitbar sind bzw. mit ihnen in Widerspruch stehen. Ueber diese - und andere - Folgerungen wird nun im Zusammenhang mit der praktischen Anwendung, den Experimenten usw. entschieden. Faellt die Entscheidung positiv aus, werden die singulaeren Folgerungen anerkannt, _verifiziert_, so hat das System die Pruefung vorlaeufig bestanden; wir haben keinen Anlass, es zu verwerfen. Faellt eine Entscheidung negativ aus, werden Folgerungen _falsifiziert_, so trifft ihre Falsifikation auch das System, aus dem sie deduziert wurden." S.8

Induktionslogische Elemente treten in dem hier skizzierten Verfahren nicht auf; niemals schliessen wir von der Bedeutung der singulaeren Saetze auf die der Theorien. Auch durch ihre verifizierten Folgerungen koennen Theorien niemals als "wahr" oder auch nur als wahrscheinlich" betrachtet werden." S.8

"Wir werden naemlich versuchen(...), die _empirische Methode_ gerade durch den Ausschluss jener Verfahren zu kennzeichnen, die der angefuehrte Einwand mit Recht als logisch zulaessig hinstellt: Nach unserem Vorschlag kennzeichnet es diese Methode, dass sie das zu ueberpruefende System in jeder Weise einer Falsifikation aussetzt; nicht die Rettung unhaltbarer Systeme ist ihr Ziel, sondern: in moeglichst strengen Wettbewerb das relativ haltbarste auszuwaehlen." S16

"Nur dort, wo gewisse Vorgaenge (Experimente) aufgrund von Gesetzmaessigkeiten sich wiederholen, bzw. reproduziert werden koennen, nur dort koennen Beobachtungen, die wir gemacht haben, grundsaetzlich von jedem nachgeprueft werden." S.19

"Die Naturwissenschaft ist fuer den Konventionalisten kein Bild der Natur, sondern eine rein begriffliche Konstruktion; nicht Eigenschaften der Welt bestimmen die Konstruktion, sondern diese bestimmt die Eigenschaften einer kuenstlichen, von uns geschaffenen Begriffswelt, implizit definiert durch die von uns festgesetzten Naturgesetze. Nur von _dieser_ Welt spricht die Wissenschaft" S. 48

"Wir nennen eine Theorie nur dann falsifiziert, wenn wir Basissaetze anerkannt haben, die ihr widersprechen ...Diese Bedingung ist notwendig, aber nicht hinreichend, denn nichtreproduzierbare Einzelereignisse sind...fuer die Wissenschaft bedeutungslos; widersprechen also der Theorie nur einzelne Basissaetze, so werden wir sie deshalb noch nicht als falsifiziert betrachten." S. 54

"Basissaetze sind also - in realistischer Ausdrucksweise - Saetze, die behaupten, dass sich in einem individuellen Raum-Zeit-Gebiet ein beobachtbarer Vorgang abspielt.(...) Jede Nachpruefung einer Theorie, gleichgueltig, ob sie als deren Bewaehrung oder als Falsifikation ausfaellt, muss bei irgendwelchen Basissaetzen haltmachen, die _anerkannt_ werden. Kommt es nicht zu einer Anerkennung von Basissaetzen, so hat die Ueberpruefung ueberhaupt kein Ergebnis...;jeder Basissatz kann neuerdings durch Deduktion anderer Basissaetze ueberprueft werden; wobei unter Umstaenden die gleiche Theorie wieder verwendet werden muss oder auch eine andere. Dieses Verfahren findet niemals ein "natuerliches" Ende." S. 69