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Mauthner, Fritz: Beiträge zu einer Kritik der Sprache. Nach Ausgaben letzter Hand. 3424 g. 2143 S. Böhlau Gebunden. SFr. 319.00 Bestell-Nr. 1104022 ISBN 3-205-99107-9

Die Beiträge sind in 3 Bänden:
- Band I: Zur Sprache und zur Psychologie 1901 (im www)
- Band II: Zur Sprachwissenschaft 1901
- Band III: Zur Grammatik und Logik 1902

Band I: Zur Sprache und zur Psychologie

"Nichts ist Erkenntnis im menschlichen Denken, was nicht vorher in den Sinnen war. Und nichts kommt in die Sinne hinein, was nicht - zufällig - die Form dieser Sinne anzunehmen imstande ist. Viel trauriger als Goethe es dachte, ist sein Wort wahr: 'Wär' nicht das Auge sonnenhaft, Die Sonne könnt' es nie erblicken'. Nur was an der Sonne augenhaft ist, das kann das Auge sehen, das Sonnenhafte bleibt unsichtbar. Und nicht einmal in Worten ausdrücken können wir ganz, was wir da meinen." (S. 639)

"Der wissenschaftliche Sprachgebrauch in Deutschland unterscheidet erst seit Kant, oder etwa seit Tetens, zwischen Empfingungen und Gefühlen. Unter Empfindungen will man verstehen: die durch Reiz hervorgerufenene, nach Qualitäten und Stärkegraden geschiedenen - ja was? welches Substantiv nehmen wir für die Definition? - also: Bewusstseinsinhalte. Ein noch genauerer Sprachgebrauch beschränkt das Wort Empfindung auf die einfachen und einfachsten 'Bewusstseinsinhalte'. Unter Gefühl versteht man dann gern den Nebenton von Lust und Unlust, der - wie sich immer klarer herausstellt - mit jeder Lebensäusserung des Menschen also auch mit jeder Empfindung verbunden ist. ...
Nach diesem jetzt in Deutschland üblichen Sprachgebrauch der Psychologie liegt es nahe, in den Gefühlen ... die subjektive, in den Empfindungen die objektive Abteilung unseres Bewusstseins zu erblicken. Und doch ist der krasse Materialismus des Altertums, der die Empfindungen in der Seele durch materielle Teilchen der Aussenwelt oder durch ihre Bilderchen entstehen liess, durch den verfeinerten Materialismus so weit überwunden worden, dass keine Erkenntnistheorie mehr das subjektive Element auch der Empfindungen übersehen kann" (418f).

siehe auch:

Sonne
Pietschmann: Die Spitze des Eisbergs