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Esposito, Elena: Die Fiktion der wahrscheinlichen Realität. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-12485-7.

Lesekreis (Passwort)

Klappentext:
Die italienische Soziologin Elena Esposito untersucht die Parallelität zwischen der modernen fiction und der Wahrscheinlichkeitstheorie, die beide im 17.Jahrhundert entstanden sind. Grundthese des Buches ist, daß es sich in beiden Fällen um typisch moderne Formen der Realitätsverdoppelung handelt, die auf Veränderungen der Gesellschaft reagieren. Die fiction entwickelt sich als explizit erfundene (also falsche) alternative Realität, die dennoch zum Verstehen und zur Gestaltung der Erfahrung aller Mitglieder der Gesellschaft beiträgt. Wahrscheinlichkeit und Statistik hingegen sind auf die gegenwärtige Zukunft bezogene Fiktionen, die es erlauben, in der Gegenwart Entscheidungen zu treffen, aus denen künftige Gegenwarten entstehen - die dann andere sein werden, als man vorher dachte. Diese zirkuläre Situation führt zu einer Neuinterpretation der Rolle der Statistik für die gegenwärtige Gesellschaft.

Anmerkungen:
E. Esposito ist Soziologin, die nicht empirisch arbeitet, wenn empirisch mit statischischer Datenbelegung gleichgesetzt wird. Sie zeigt deshalb, dass Statistik eine sehr spezifische Realität abbildet und dass Soziologie - entgegen ihrer Gründungsvorstellungen, die dann gar nicht als Soziologie erscheinen - statistisches Beschreiben kritisieren sollte.

Vordergründig geht es also um eine Abwehr des Vorwurfes, keine empirische Wissenschaft zu betreiben, der der Luhmannschule oft vorgehalten wird. Hintergründig wird aber ein Wissenschaftsverständnis kritisiert, welches statistische Aussagen als Wahrscheinlichkeiten interpretiert. Diese zirkuläre Situation führt zu einer Neuinterpretation der Rolle der Statistik für die gegenwärtige Gesellschaft.

I. Die Realitätsverdoppelung

Pascal und Fermats begründen Wahrscheinlichkeitstheorie ab 1650, Madame de Lafayettes Roman La Princesse de C!eves 1678 gilt als erster Roman (fiction).