Braverman, Harry (1980): Die Arbeit im modernen Produktionsprozess. Frankfurt: Campus
enthält die Unterscheidung zwischen gesellschaftlicher und betrieblicher Arbeitsteilung.
und die Unterscheidung zwischen geistiger und manueller Arbeit (am Beispiel des Schreibens)
Todesco: Walden III
Todesco: Technische Intelligenz, S. 232ff
H. Braverman beruft sich auf C. Babbage:
"Zu den ersten, die das erkannt haben gehört C. Babbage, der in seinem prophetischen Kapitel mit dem Titel "Über die Teilung der geistigen Arbeit" schreibt,dass man geistige Arbeit wie jede teilen kann und dabeit Geld sparen kann. (S.243):
C. Babbage beschreibt, wie G. de Prony die "geistige" (geistlose) Tätigkeit der Produktion von Logarithmentabellen in Anlehnung an A. Smith's Nadelbeispiel organisierte (und damit F. Taylor vorweggenommen hat, RT . H. Braverman unterstellt F. Taylor explizit , dass er ”mit dem Werk von Babbage vertraut gewesen sein muss, obwohl er niemals darauf Bezug nahm” (Braverman,1980, 76). So oder so, die beiden sind geistig wirklich sehr verwandt. (S. 243)
"Um zu zeigen, dass sich die Herstellung seiner Maschinen lohnen würde, diskutierte C.Babbage ein interessantes Arbeitsrationalisierungsbeispiel, das sehr stark an Holleriths Volkszählung erinnert:
Während der französischen Revolution machte die Einführung des Dezimalsystems die Herstellung von mathematischen Tabellen erforderlich, die auf dieses System ausgerichtet waren. Diese Aufgabe wurde einem gewissen Prony übertragen, der bald feststellte, dass er selbst mit der Unterstützung verschiedener Mitarbeiter (Babbage spricht von drei bis vier ,habiles co-operateur‘, R.T.) nicht damit rechnen konnte, die Arbeit zu Lebzeiten fertigzustellen.
Die Fortsetzung der Geschichte wurde von C.Babbage als Anekdote bezeichnet, die man - und das zeichnet ihn zusätzlich als Tayloristen aus - ohne weitere Entschuldigung vorstellen dürfe. Die Anekdote: Während der Mathematiker M.de Prony über das Problem nachdachte, wie er seine Aufgabe zu Lebzeiten lösen könnte, kam er zufällig an einem Buchladen vorbei, wo das kürzlich erschienene Buch Natur und Ursachen des Volkswohlstandes von A.Smith ausgestellt war, und er schnitt es bis zum ersten Kapitel auf. Er beschloss daraufhin, seine Logarithmen und trigonometrischen Funktionen wie Stecknadeln bei Smith (283) in Herstellung zu nehmen und richtete zu diesem Zweck zwei getrennte Werkstätten ein - dabei sollte jeweils das Produkt der einen zur Kontrolle des Produkts der anderen dienen.
Der Rest der Geschichte, die man gemäss C.Babbage ohne Entschuldigung erzählen darf, ist wieder wahr, wie die Geschichte von Taylor und Schmidt: M.de Prony "teilte die Aufgabe unter drei Gruppen auf. Die erste Gruppe, die aus fünf oder sechs hervorragenden französischen Mathematikern bestand, erhielt den Auftrag, die für die Verwendung durch die anderen Abteilungen am besten geeigneten Formeln aufzustellen. Die zweite Gruppe, die sich aus sieben oder acht Personen zusammensetzte, die gute mathematische Kenntnisse besassen, übernahm das Problem, diese Formeln in Zahlenwerte umzuformen und Methoden auszudenken, mit denen die Rechnungen überprüft werden könnten. Die dritte Gruppe, zahlenmässig zwischen sechzig und achtzig, führte nichts anderes als einfache Additionen und Subtraktionen durch und gab die Ergebnisse zur Prüfung an die zweite Abteilung zurück" (Braverman,1980,244). C.Babbage beschreibt den Vorgang und seine Anforderungen wie folgt:
Wenn man hört, dass die auf diese Weise hergestellten Tabellen siebzehn grosse Folianten füllten, so kann man sich vielleicht ein Bild von der Arbeit machen. Von jenem Teil der Arbeit, der von der dritten Gruppe ausgeführt wurde und der beinahe als mechanisch bezeichnet werden kann, da er die geringsten Kenntnisse und bei weitem am meisten Anstrengung verlangte, war die erste Klasse völlig befreit. Solche Arbeit lässt sich immer zu einem billigen Preis kaufen.
Schliesslich lenkt C.Babbage die Aufmerksamkeit seiner Leser auf einen Punkt, an welchem die Widersprüchlichkeit eskaliert:
Es ist bemerkenswert, dass sich gewöhnlich herausstellte, dass diese Personen in ihren Rechnungen fehlerfreier waren als jene, die ein umfassenderes Wissen des Gegenstandes besassen.
Im Klartext heisst das, dass billige Arbeitskräfte sich besser konzentrieren (können) als die besten Mathematiker des Landes. Der Unsinn dieser - allerdings häufig gepflegten - Aussage entschwindet, wenn man die billigen Arbeitskräfte durch Computer ersetzt. Die ökonomische Erkenntnis, die der berühmte A.Smith noch humanistisch verheimlicht hatte, wird von C.Babbage als Prinzip explizit gemacht, dass nämlich die Arbeit gebildeter und besser bezahlterer Personen niemals auf Angelegenheiten verschwendet werden sollte, die andere, weniger gut ausgebildete Personen - billig, stur und fehlerfrei wie Maschinen - für sie ausführen können (284) "Todesco: Technische Intelligenz, S. 232ff.