Zeitrechnung
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Als Zeitrechnung bezeichne ich - konventionell, ohne recht zu verstehen weshalb - das Ordnungsprinzip, das ich einem Kalender zugrunde lege. (Es ist also eher die Lösung der Aufgabe als die Aufgabe).
Ich muss dazu zwei Entscheidungen treffen: die Struktur der Unterteilung, das heisst die Wahl der Entitäten, und der perspektivische Zeitpunkt, von welchem aus quasi "gerechnet", respektive gezählt wird:
- zur Struktur:
In einem spezifischen Fall, der sich weltweit durchgesetzt hat, unterscheide ich - naturwüchsig, sinnlich - Jahre und Tage, die ich willkürlich durch Monate, respektive Stunden unterteile.
- zum Bezugszeitpunkt:
Damit ich "berechnen" oder zählen kann, wie lange etwas her ist, muss ich die zeitlichen Entitäten im Kalender durchnumerieren.
Es gibt verschiedene praktische Überlegungen, die den Kalender bestimmen:
Eine naturwüchsige Zeitrechnung wäre am Anfang zu beginnen, was aber nicht sinnvoll möglich ist, weil niemand weder den Anfang der Naturgeschichte noch den Anfang der Sozialgeschichte datieren kann.
Die quasi umgekehrte Variante wäre rückwärts zu zählen, also nur Vergangenheit zu datieren. Das wäre in der Hinsicht nicht sehr praktisch, als sich das Datum jeden Tages jeden Tag verändern würde.
Bleibt also, was wir ohnehin praktizieren: ein beliebig festgelegter Nullpunkt, der als Grenze für positives und negatives Zählen dient. Die "Null" - vor allem die damit verbundene Vorstellung, die Zeit so zu teilen, dass sie vor einem bestimmten Zeitpunkt quasi rückwärts gezählt werden kann, ist eine geniale Idee, die den Kalender überhaupt erst möglich und eigentlich ausmacht. Die Null im Primärschlüssel ist offensichtlich beliebig gesetzt, es ist noch nicht einmal die Null der europazentrierten Geschichte. Für die Wahl - respektive für die Bezeichnung der Wahl - eines Bezugszeitpunktes spielen hauptsächlich ideologische Gesichtspunkte - wie etwa die Geburt Christi - eine Rolle. Natürlich haben auch die Christen ihre Zeit sehr lange nicht auf die Geburt Jesu zurückgerechnet.
Die europazentrierten Bezeichnungen Antike, Mittelalter und Neuzeit zeigen, dass das Wesen des Kalenders sehr lange nicht begriffen wurde: von einer Neuzeit oder gar neusten Zeit zu reden, nimmt Bezug auf denn jeweils aktuellen (rückwärtszählenden) statt auf den Nullzeitpunkt.
- Das Jahr Null
Da ich - im Konzept des Kalenders - nicht sage, wie spät es ist, sondern Zeiteinheiten zähle und tabelliere, ist eine zusätzliche Entscheidung notwendig: ich muss entscheiden, ob ich beim Zählen die Null verwende.
In der traditionell-historischen Zeitrechnung gibt es das Jahr Null nicht, wohl aber in der modernen Jahreszählung der Astronomen. Traditionell werden die Jahre mit Ordinalzahlen vor und nach der Geburt Christi gezählt: Das Jahr 1 vor Christi Geburt endet am 31. Dezember (1 v. Chr.), am nächsten Tag, dem 1. Januar, beginnt das Jahr 1 nach Christi Geburt (1 n. Chr.).
Siehe dazu Uhrzeit und Kalender
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