"Techne" ist ein Ausdruck aus der Philosophie der alten Griechen, die kein Gefühl für Technik im Sinne von Toolmaking hatten. Das narrative Klischee:
Die Poietik ist sozusagen der materielle Teil von Techne, als das, was Sklaven oder die Natur tun, wenn etwa ein Schiff aus Holz hervorgebracht wird. Praktik dagegen ist zu verstehen, wie beispielsweise ein Schiff hervorgebracht wird. Da auch im griechischen Reich nicht nur Sklaven Artefakte hervorbrachten, wurden Handwerker als Hervorbringer (Demiourgos) und deren Wissen, das über das handwerkliche Können hinausging, zunächst als Techne bezeichnet. |
Als Techne bezeichne ich in diesem Sinne die Einheit der Differenz zwischen Poietik und Praktik, die von den griechischen Sklavenhaltern geprägt wurde.
Mit Techne bezeichne ich also ziemlich genau das Gegenteil von Technik, auch wenn das lehr(nicht lern)bare Hervorbringen von Artefakten in Techne auf spezifische Art und Weise zweifach mitgemeint ist. Die Handwerkssklaven machen Gegenstände, die einen banalen Zweck haben, die eigentlichen Griechen machen zwecklose Kunstwerke.
Die verbreiteten Commonsenseinterpretationen von Techne verdrängen, das die vermeintlich so klugen griechischen Sklavenhalter weder Technik noch Kunst kannten und sich mit ihrer Brutalität auf Kriegs-Politik und Philosophie beschränkten. (PS: gemeint sind mit Kunst und Technik hier natürlich gesellschaftlich ausdifferenzierte System, nicht ein sogenanntes Kunstwerk oder ein Hammer)
Literatur
"Die Übertragung des Techne-Begriffs aus dem handwerklichen Bereich in andere Wissensbereiche, etwa im Sinne von "Wissen, wie man etwas erreicht", findet vor allem in der nach-homerischen Zeit statt. Sowohl der Techne-Begriff als auch der Begriff des Handwerkers (demiourgos) wurden über die handwerkliche intellektuelle Komponente hinaus auf jede Art beruflichen Wissens (z.B. auf die Kunst von Dichtern, Musikern, Sehern, Ärzten usw.) bezogen und somit zum Kennzeichen des im 7. und 6. Jh. aus dem handwerklichen Bereich entstandenen Bürgertums.Dementsprechend wurden sie von der Adelsethik abschätzig gebraucht. Im 5. Jh. gewinnt techne eine herausragende Bedeutung im Sinne all dessen, was der Mensch dank seiner intellektuellen Fähigkeiten - und nicht also von Geburt (physis) oder von den Göttern bekommt - machen kann. Techne meint nicht mehr bloß Erfahrung (empeiria), sondern Wissen, das sich sowohl auf das Herstellen als auch auf das Handeln bezieht." (Techne und Ethik)
Etwas Hintergrund
Ich schreibe in meinem Projekt Theorie unter anderem über Kategorien und wie diese das Beobachten bestimmen. Den griechischen Philosophen konnte die gegenständliche Tätigkeit tautologischerweise gar nicht in den Sinn kommen, weil sie gar keine in ihrem Sinn eigentliche Menschen kannten, die - um noch eine Inversion einzufügen, als toolmakin animals - Werkzeuge herstellten.