Als Stadtmauer bezeichne ich - unter autopoietischen Gesichtspunkten - eine um die Stadt gebaute Abgrenzung, die auch die Funktion einer Befestigung erfüllt. Die Stadtmauer repräsentiert ein evolutionär primitive Stufe der Stadtentwicklung, die sich an einer baulichen Anlage orientiert und vor allem die innere Herrschaftsorganisation räumlich begrenzt. |
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An vormalige Stadtbefestigungsanlagen erinnern oft Namen von Strassen, Plätzen oder Häusern, in Zürich gibt es beispielsweise den Seilergraben, den Schanzengraben und das Walchetor. In Bern beispielsweise zeigt sich, dass eine "Stadtbefestigungsmauer" in Form eines Flusses, der als natürlicher Wassergraben diente, im Nachninein schlecht aufgehoben werden kann, was die Entwicklung der Stadt ein Zeitlang behindert und sich später als Fluss durch die Stadt wieder als Vorteil gesehen werden kann. |
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Ein anschauliches Beispiel für den Dominanzwechsel von äusserer Begrenzung (Panzer) zu inneren Organisation (Skelett) zeigt die Entwicklung von Wien, wo auf Beschluss des Kaisers die Stadtmauern geschliffen und die Wiener Ringstrasse angelegt wurden, nachdem die Stadt über die Mauern hinausgewachsen ist. In den Jahren 1839 bis 1856 entwickelt der Architekt Ludwig Förster (dem Grossvater von H. von Foerster) acht Projekte für eine Stadterweiterung. Dem Innenminister Alexander von Bach gelang es 1857 Kaiser Franz Josef für eine radikale Stadterweiterung zu gewinnen, nämlich zur „Auflassung der Umwallung und Fortifikationen der inneren Stadt, so wie der Gräben um dieselbe“. Der Kaiser ordnete den Bau eines Boulevards an dieser Stelle und dazu einen Planungswettbewerb an. Im März 1858 begannen die Abbrucharbeiten. Nebenbei: Da Alexander von Bach enge Beziehungen zur jüdischen Familie Todesco hatte, wurde 1860 ein Gesetz über die Zulassung der Juden zum Grundbesitz erlassen. |
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