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Motivverdacht .... .... Motiv In bewusstem Gegensatz zur höfischen Konversation, in der die Sprache Intrige und Egoismus diente und die Falschheit schlechthin war,[382] sah er am Ursprung aufrichtiger Kommunikation „das Problem, etwas auszusagen, ohne die Aussage zu tätigen. … Weil das Prinzip der Aufrichtigkeit gegen eine Kommunikationsweise polemisiert, die auf dem Widerspruch zwischen Verständigung (Mitteilung) und Motivation (Interesse) beruht.“[383] Wer auch immer spricht oder schreibt, setze sich dem Verdacht aus, damit etwas zu beabsichtigen, und somit dem der Unlauterkeit.[384] „Dem Verstummen der Aufrichtigkeit bei radikalem Motivverdacht vorzubeugen, vermag einzig die einsame und unwillkürliche Aussage“.[385] In seinem Text von 1769 Le Rêve de d’Alembert lässt Diderot diesen im Fieberschlaf sprechen. „Das Kunststück, etwas auszusagen, ohne etwas zu wollen und bewusst zu meinen, war vollbracht“[386] und somit – wie durch einen Zaubertrick – unanzweifelbar die Wahrheit gesagt.[387]
Im übrigen ist auch der Motivverdacht selbst nicht gegen Motivverdacht gefeit. De Villiers zum Beispiel fragt explizit nach den Motiven der Devotionskritik: Welche Gründe haben Kritiker und Entlarver für ihre Annahmen? Wünschen sie, daß alle Devotion falsche Devotion sei?”. Devotion und Kritik der Devotion werden mit ... S.134 Soziale Differenzierung: Zur Geschichte einer Idee von Niklas Luhmann, S. 140 ----------- Anders als beim Journalismus, dessen entscheidende Entwicklungsbedingung bis heute das strategische Ritual der objektiven Berichterstattung darstellt (vgl. Schmidt & Weischenberg 1994), sind wir uns über die Motive der Werbung stets bewusst. Weil wir journalistische Qualität am Leitwert der Objektivität messen, kommt es hier immer wieder zum Motivverdacht. Im Journalismus darf es eben keine anderen Motive geben als das eine: objektiv zu berichten. Die Werbung, so Luhmann, deklariert ihre Absichten, sie verheimlicht allenfalls ihre Mittel. Bereits gegen Mitte der 1950 Jahre wusste Vance Packard zur Beunruhigung nicht weniger seiner Zeitgenossen ähnliches zu berichten. Die geheimen Verführer, so Packard, arbeiteten mit raffinierten psychologischen Tricks, welche einen direkten Zugriff auf das menschliche Unbewusste ermöglichten. Wie man weiß, sind Aufregungen dieser Art spätestens seit den 1980er Jahren einer Cannes-Rollen- und Die-Witzigsten-Werbespots-Der-Welt-Ästhetik gewichen.