Als Macy-Konferenzen bezeichne ich zehn interdisziplinäre Konferenzen, die zwischen 1946 und 1953 in den USA unter der Schirmherrschaft der Josiah Macy, Jr. Foundation (Macy-Stiftung) von W. McCulloch organisiert wurden.
Die Macy-Stiftung ist eine von vielen Stiftungen, die in den USA Forschung privatisierten und die Stifter als Philantropen kaschierten.
Ein anderes berühmt-berüchtiges Beispiel ist die Dartmouth Conference, die von der Rockef-Stiftung finanziert wurde - und als kriegstauglichere Fortsetzung der Macy-Konferenz betrachtet werden kann (worauf dann die Macy-Leute Bionik erfunden haben)
Die eigentlichen Macy-Konferenzen sind eine Fortsetzung der Kriegswisssenschaft, die von V. Bush durch die Carnegie Institution for Science organisiert worden war. Die akademische Prominenz kannte sich deshalb gut und wusste auch interdisziplinär sehr gut Bescheid über alle laufenden Forschungen. Nach dem Krieg ging es darum, die im Krieg angefangenen Projekte weiterzuführen, wofür kaum öffentliche Gelder ausgegeben worden wären.
E. von Glasersfeld erzählt, wie sie anfänglich noch durch Militärs (Office of Sientific Research der Air Force) organisiert und finnanziert wurden (Unverbindliche Erinnerungen, S182) und wie nahtlos solche Finanzierungen in Hochschulen übergingen, die eben fast immer private Stiftungen sind.
dienten dem Komplex "zirkulärer Feedbackmechanismen in biologischen und sozialen Systemen", was dann zu Ehren von N. Wiener nach seinem Buch als "Kybernetik" bezeichnet wurde.
Eine den "Macy-Konferenzen" vorausgegangene Konferenzen, die ebenfalls unter dem Patronat der Macy-Stiftung stand, war im Mai 1942 also mitten im Krieg über die zentrale Hemmung des Nervensystems. Im Januar 1945 versuchte W. Mc Culloch ein Forschungsinstitut einzurichten, das sich mit einer einheitlichen mathematischen Beschreibung zirkulär-kausaler und Rückkoppelungsmechanismen in biologischen und sozialen Systemen befassen sollte. Dazu brachte die zentralen Protagonisten der dann folgenden Macy-Konferenzen zusammen. Der Konferenzzyklus war quasi das Minimalergebnis seines Versuches.
Heinz von Foerster:97 schreibt: "Als Gast der 6. Macy-Konferenz am 24. und 25. März 1949 war ich von der Geschäftssitzung dieses Abends ausgeschlossen. Als man mich jedoch wieder hineinbat, verkündete mir der Vorsitzende Warren McCulloch, daß man aufgrund meiner schlechten englischen Sprachkenntnisse bemüht sei, für mich eine Möglichkeit zu finden, wie ich mir diese Sprache möglichst schnell und gründlich aneignen könnte. Und, wie man mir sagte, hätte man eine Möglichkeit gefunden. Mir wurde aufgetragen, den Sitzungsbericht der Konferenz zu verfassen, der so schnell wie möglich herausgegeben werden sollte. Ich war völlig platt! Nachdem ich mich wieder gefaßt hatte, sagte ich, daß mir der Titel der Konferenz "Zirkulär-kausale Rückkoppelungsmechanismen in biologischen und sozialen Systemen" zu schwerfällig erscheine, und ich mir überlegt hätte, ob diese Konferenz nicht einfach "Kybernetik" heißen und die gegenwärtige Bezeichnung als Untertitel benutzt werden könnte. Als dieser Vorschlag unmittelbar und einstimmig unter Gelächter und Applaus begrüßt wurde, verließ Norbert Wiener mit feuchten Augen den Raum, um seine Ergriffenheit zu verbergen" Heinz von Foerster, KybernEthik.
Teilnehmer waren unter anderen: Gregory Bateson, Margaret Mead, Warren McCulloch, Frank Fremont-Smith, John von Neumann, Norbert Wiener, Arturo Rosenblueth, Kurt Lewin, Claude Shannon, Julian Bigelow, ...
Literatur:
Jean P. Dupuy : Maccy Konferenz: Geschichte der Kybernetik (über den Ursprung der kognitiven Wende)
Claus Pias hat 2003 die Tagungs-Protokolle herausgegeben.
Die englische Wikipedia-Variante setzt andere Akzente:
hier wird die Stiftung und deren medizinischer Zweck via Frank Fremont-Smith hervorgehoben, während die Kybernetik eher zufällig als interdisziplinäre Sprache Thema wurde:
"The Macy Conferences were a set of meetings of scholars from various disciplines held in New York under the direction of Frank Fremont-Smith at the Josiah Macy, Jr. Foundation starting in 1941 and ending in 1960. The explicit aim of the conferences was to promote meaningful communication across scientific disciplines,[1] and restore unity to science.[2] There were different sets of conferences designed to cover specific topics, for a total of 160 conferences over the 19 years this program was active;[3] the phrase "Macy conference" does not apply only to those on cybernetics, although it is sometimes used that way informally by those familiar only with that set of events. Disciplinary isolation within medicine was viewed as particularly problematic by the Macy Foundation, and given that their mandate was to aid medical research, they decided to do something about it.[4] Thus other topics covered in different sets of conferences included: aging, adrenal cortex, biological antioxidants, blood clotting, blood pressure, connective tissues, infancy and childhood, liver injury, metabolic interrelations, nerve impulse, problems of consciousness, and renal function.[5]