Die "lose Kopp(e)lung" gibt es in verschiedenen Konzepten, eines bei K. Weick, ein etwas anderes bei F. Heider, an welchen sich N. Luhamnn sehr vage anlehnt.
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Als lose Koppelung bezeichne ich in Anlehnung an F. Heider eine geringe Abhängigkeit von Elementen untereinander.
Beispiel:
Ein lose gekoppeltes Medium lässt Lichtstrahlen durch, während ein fest gekoppeltes Ding sie nicht durchlässt.
Das Beispiel zeigt auch, dass Dinge als Medium fungieren können. Fensterglas ist ein DIng, das Licht durchlässt.
"Lose" Kopp(e)lung ist ein Terminus von N. Luhamnn, den ich dort aber nicht fassen kann.
Familie als Beispiel für lose Koppelung bei Luhmann:
"Man kann nicht gut eine ganze Familie verachten, weil einer ihrer Angehörigen im Gefängnis sitzt oder die Tochter ein uneheliches Kind bekommen hat. Das Medium selbst hat infolge dieser losen Kopplung hohe Stabilität. Es wäre deshalb durchaus irrig, wollte man behaupten, daß in der modernen Gesellschaft die Bedeutung der
Moral abnimmt." (GdG, 400)
Schließlich müssen wir uns nochmals dem Begriff der (lose oder fest gekoppelten) Elemente von Medien und Formen zuwenden. Solche Elemente sind ihrerseits immer auch Formen in einem anderen Medium - zum Beispiel Worte und Töne Formen im Medium der Akustik, Schriftzeichen Formen im optischen Medium des Sichtbaren. Es gibt in dieser Begriffssprache also nicht den Grenzfall des Materiebegriffs der metaphysischen Tradition: die vollständige Unbestimmtheit im Sinne einer bloßen Bereitschaft des Seins, Formen anzunehmen. Medien werden aus immer schon geformten Elementen gebildet, denn anders könnte weder von loser noch von fester Kopplung die Rede sein. Daraus ergeben sich Möglichkeiten eines evolutionären Stufenbaus von Medium/Form-Verhältnissen, und wir werden gleich sehen, daß darin eine für das Verständnis von Kunst wichtige Voraussetzung liegt.1 4 Aber zunächst ein anderes Beispiel, das die Allgemeinheit eines solchen Stufenbaus illustriert: Im Medium der Geräusche werden durch starke Einschränkung auf kondensierbare (wiederholbare) Formen Worte gebildet, die im Medium der Sprache zur Satzbildung (und nur so: zur Kommunikation) verwendet werden können. Die Möglichkeit der Satzbildung kann ihrerseits wieder als Medium dienen - zum Beispiel für Formen, die man als Mythen, Erzählungen oder später, wenn das Ganze sich im optischen Medium der Schrift duplizieren läßt, auch als Textgattungen und als Theorien kennt. Theorien wiederum können im Medium des Wahrheitscodes zu untereinander konsistenten Wahrheiten gekoppelt werden, zu Formen also, deren Außenseite der Bereich der untereinander nicht konsistenten Unwahrheiten wäre. Wie weit ein solcher
Stufenbau getrieben werden kann, hängt von. evolutionären Formfindungsprozessen ab. Die Logik der Unterscheidung von Medium und Form läßt hier keine Aussagen über letzte Grenzen des Möglichen zu, wohl aber Aussagen über Abhängigkeitsketten, die auf evolutionäre Errungenschaften der Formbildung verweisen, die vorliegen müssen, damit eine weitere, ins immer Unwahrscheinlichere treibende Konstellierung möglich ist. Man wird vermuten dürfen, daß sich solche evolutionären Sequenzen auch in der Evolution von Kunst werden nachweisen lassen. (Luhmann, KdG, 172 f)
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