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Literatur:

"Informatiker beschreiben (E)DV-Lösungen. In ihrer Anwendung unterstützen EDV-Lösungen einen ihnen übergeordneten Zweck, wie das alle Werkzeuge tun. Diesen jeweiligen Zweck erfüllen EDV-Lösungen weder als Hardware allein, noch allein als sogenannte Software. Die Hardware wird industriell meistens als Endprodukt, das seinerseits auf Halbfabrikaten beruht, produziert. Funktionell ist aber auch die vollständige Hardware, selbst wenn sie unter einem Betriebssystem steht, nur ein Halbfabrikat, das, wie beispielsweise ein Rundprofil auf einer Drehbank, auf eine weitere Bearbeitung wartet. Wie aber wird aus Hardware ein Werkzeug?
Da ist zunächst wieder der anweisende Ingenieur, der jetzt Informatiker heisst und seine Anweisungen in Form eines Programmes gibt. Wie man weiss, haben auch die Informatiker, wie zuvor die konventionellen Ingenieure, die hand-werklichen Aspekte ihrer Arbeit in Hilfsberufe, in sogenannte Programmcodierer, ausgelagert. Hier interessiert aber vor allem, wer die Anweisungen entgegennimmt und ausführt. Wer legt, nach den Programmierern, Hand an, um aus Hardware ein Werkzeug zu machen? (Todesco, R: Technische Intelligenz, S.27f)

"Eigentliche Automaten transformieren nicht nur ihr Produkt, sie ändern im Unterschied zu den andern Werkzeugen vor allem auch sich selbst. Dazu benötigen sie sekundäre Energie. Den Automaten muss auch nach ihrer eigentlichen Herstellung, die in diesem Sinne nie abgeschlossen ist, weiter "Herstellungs"-Energie zugeführt werden. Diese Steuerungsenergie ist "Herstellungs"-Energie, weil sie dem eigentlichen Zweck des Automaten verloren geht, da sie nicht dem Produkt, sondern nur dem Automaten selbst dient. Wir bezeichnen die Energie, die im Automaten in diesem Sinne "verloren" geht, als dissipative (zerstreute) Energie (64). Während die Energie, die beispielsweise in Maschinen in Reibungswärme umgewandelt wird, uns wirklich verloren geht, verwenden die Automaten die Steuerungsenergie dissipativ zur Erzeugung von Strukturzuständen, die sie an die jeweiligen Teilaufgaben adaptieren. Bestimmt eingesetzte Steuerungsenergie verwandelt die Automaten-Hardware sogar in verschiedenste konkrete Automaten, so dass dieselbe Hardware manchmal Teil einer Buchhaltungsmaschine und manchmal Teil einer Textverarbeitungsmaschine ist. Bei der Konstruktion der Hardware lässt sich die Abfolge der Zustände eines Computers nicht vorhersehen.
Zwar weiss der Konstrukteur einer Zange auch nicht, zu welchen Zeiten, respektive unter welchen Bedingungen die von ihm konstruierte Zange verwendet wird, aber es ist für seine Konstruktionszeichnung insofern ohne Belang, als die Zange unverändert allen vernünftigerweise verlangten Bedingungen genügt. Natürlich bleiben auch die einzelnen Teile in der Hardware eines Automaten immer an derselben Stelle, und wenn bestimmte Schalter öffnen und schliessen, machen sie auch nicht kompliziertere Bewegungen als eine Zange, die beisst, oder als ein Ventil im laufenden Otto-Motor. Dementsprechend lässt sich ein Automat in jedem seiner möglichen Zustände, also in jedem bestimmten Zeitpunkt auf seine Hardware reduzieren und zeichnen, wie ein eigentliches Werkzeug oder eine Maschine. Aber ein Automat ist durch die Lage und die Bewegungsräume seiner Schalter nicht ausreichend bestimmt. Ein Computer ist vor seiner Programmierung kein betriebsbereites Werkzeug, sondern lediglich ein Halbfabrikat, das erst durch die Programmierung für zwar beliebige, aber immer genau bestimmte Zwecke hergestellt wird (65). Der Automat ist konstruktiv erst vollständig bestimmt, wenn seine bedingten Zustandsänderungen festgelegt sind.
Als Anweisungen haben Zeichnungen gegenüber sprachlichen Abbildungen einige bereits diskutierte Vorteile; sie haben aber auf dem Produktionsniveau der Automaten einen entscheidenden Nachteil: sie sind statisch. Die bedingten Übergänge in jeweils andere Hardware-Zustände, die den Automaten ausmachen, lassen sich aus prinzipiellen Gründen nicht zeichnen. Das man nicht zeichnend programmieren kann, hat nichts mit der Einfältigkeit heutiger Automaten zu tun. Ein ausgedachter Roboter, wie ihn etwa F.Taylor in Form von Schmidt beschrieben hatte, würde Zeichnungen zwar ohne weiteres als Anweisungen akzeptieren. In diesen Anweisungen wäre aber nicht mehr der Automat, sondern nur das durch ihn hergestellte Produkt beschrieben. Es ist nicht die Beschränktheit der Automaten, die sprachliche Anweisungen erfordert; es sind die Anweisungen, die bedingte Veränderungen abbilden, die sich nicht zeichnen lassen (66). Zwar kann man Zeichnungen in Comics oder in Filmen so aneinanderreihen, dass sie eine Veränderung eines Referenten dokumentieren, dazu müssen aber die Veränderungen des Referenten, respektive das Auftreten der für die Veränderung relevanten Bedingungen zeitlich determiniert sein, was dem Wesen des Automaten ganz genau widerspricht. Das Wesen des Automaten, also sein geordnetes Verhalten in der Zeit, seine reproduzierbar beabsichtigte (gesteuerte) Veränderung, lässt sich nur sprachlich abbilden, was eben darin Ausdruck findet, dass seine konstruktive Fertigstellung "(programmier-)sprachlich" erfolgt."
64 I.Prigogine revolutionierte die Naturwissenschaften mit der Erkenntnis, dass die dissipative Energie, die wir gedanklich mit Verlust (Entropie) verbinden, Quelle der jeweils makroskopischen Ordnung - die sich etwa in der Struktur der Kerzenflamme zeigt - ist (Prigogine/Stengers,1980,152), was nach H.Haken ”leider” nicht immer stimmt (Haken,1988,241).
65 Diese Betrachtungsweise ist keineswegs gekünstelt, sie wird von Informatikern vorgeschlagen. K.Bauknecht und C.Zehnder schreiben in ihrem Informatik-Lehrbuch, die Hardware ohne Programm sei ein flexibles Gerät für verschiedene Zwecke, aber nur im Sinne einer Bereitschaft, während die Hardware mit Programm eine Maschine für die Lösung einer bestimmten Aufgabe darstelle (Bauknecht/Zehnder,1980,19). Nebenbei bemerkt, wird der Ausdruck ”Maschine” auch in ihrer Formulierung für inhaltlich festgelegte Geräte verwendet.
66 Als ”neuronale Netzwerke” werden Automaten bezeichnet, deren Input/Output-Relation ”trainiert”, statt programmiert wird. Die hinter der Sichtbarkeitsgrenze gehaltene Steuerung wird solange manipuliert, bis der Automat die gewünschte Funktion verkörpert, also auf einen bestimmten Input einen bestimmten Output liefert. Im Jargon der KI-Forschung wird diese versteckte Trial-and-Error-Programmierung häufig naiv als Lernen der Automaten bezeichnet. Da das Training auf die Produkte bezogen ist, kann es natürlich mit Zeichnungen erfolgen. Was im Automaten geschieht, lässt sich aber auch bei ”neuronalen Netzwerken” nur sprachlich beschreiben.
(Todesco, R: Technische Intelligenz, S.88f)

"Entitäten haben Identität (70). Ein praktisch - in der Praxis - wichtiger Aspekt der gesteuerten Maschinen ist, dass nicht nur die gleiche, sondern dieselbe Hardware nacheinander für verschiedene Automaten benutzt werden kann. Dieselbe Hardware dient im einen Moment der Textverarbeitung und im nächsten Moment der Buchhaltung, also unter zwei nur teilweise verschiedenen Programmen in zwei völlig verschiedenen Automaten, weil sich der Automat durch neue Programme so verändert, dass er jeweils ein anderer Automat wird. Aber sowohl die Hardware wie auch die einzelnen konkreten Automaten sind identifizierbar, weil sie, obwohl sie sich verändern, als Entitäten dieselben bleiben. Auch wenn ein Automat stoppt, weil eine bestimmte Bedingung erfüllt ist, wird er deshalb nicht ein anderer Automat. Er bleibt derselbe, er ist nur inaktiv. (Todesco, R: Technische Intelligenz, S.91f)"


 
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