Aktuell habe ich gerade etwas Konfusion mit Rohstoff und Werkstoff, die sich hier auch zeigt. |
Als Halbfabrikat bezeichne ich zwei verschiedene Sachen, weil die betriebswirtschaftliche Konvention meinen Begriff oder meine Intention nicht trifft.
Bertiebswirtschaftlich konventionell bezeichnet Halbfabrikat eine Fertigungsstufe, die buchhalterisch relevant ist. Bei noch unfertigen Produkten kann bereits sehr viel Material und Arbeit aufgewendet worden sein, die in der Finanzbuchhaltung ausgewiesen werden wüssen. In dieser Logik wird auch von Vorleistungsgütern und Vorprodukten gesprochen. So gilt bei Automobilzulieferern der Kotflügel als Endprodukt, geht aber bei Kraftfahrzeugherstellern als Vorprodukt in die PKW-Produktion ein.
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Hier ist etwas anderes gemeint:
Als Halbfabrikat bezeichne ich einen materiellen Gegenstand, der bereits geformt wurde, aber noch keine Gegenstandsbedeutung hat, die ihn über das geformte Material hinaus charakterisiert.
Beispiel:
Ich stelle einen Schrank aus Blech her. Der Schrank hat die Gegenstandsbedeutung ein Schrank zu sein, weil ich das Material entsprechend geformt habe. Das Blech, das ich verwende, ist auch geformtes Material, aber es hat nur die Bedeutung bestimmt geformtes Material zu sein, das auf eine weitere Bearbetung wartet, um einen bestimmten gegenständlichen Zweck zu erfüllen.
Beim Herstellen des Schrankes intendiere ich einen Schrank. Beim Formen des Bleches dagegen interessiert mich noch nicht, was mit dem Blech gemacht wird.
Sprachkritische Erläuterungen:
Ein Blech-Produzent kann natürlich sagen, dass er Blech herstelle. Dabei verzichtet er auf mögliche Unterscheidungen wie jene zwischen Produzieren und Herstellen - und mithin auch auf den hier verwendeten Begriff des Halbfabrikates. Sein Blech ist für ihn das Fabrikat - wohl weil es Tauschwert hat.
Wenn ein Blech-Produzent aus Metallbrammen Bleche walzt oder hämmert, verändert er die Form des metalligen Materials. Davor könnte ein Produzent sagen, dass er - etwa durch Verhüttung - Brammen oder beispielsweise Roheisen hergestellt habe, aber auch diese "Herstellung" bezieht sich auf Material, das unabhängig vom Produzenten da war, was ich mit dem Ausdruck Natur bezeichne.
Eisen kann ich nicht - nicht mal alchemistisch - herstellen. Ich kann es hervorbringen aus dem Erz im Erdreich und dazu muss ich dem Eisen Form geben (wenn ich es nicht flüssig oder dampfförmig halten will, was Form auf einer anderen Ebene implizieren würde).
Literatur:
Informatiker beschreiben (E)DV-Lösungen. In ihrer Anwendung unterstützen EDV-Lösungen einen ihnen übergeordneten Zweck, wie das alle Werkzeuge tun. Diesen jeweiligen Zweck erfüllen EDV-Lösungen weder als Hardware allein, noch allein als sogenannte Software. Die Hardware wird industriell meistens als Endprodukt, das seinerseits auf Halbfabrikaten beruht, produziert. Funktionell ist aber auch die vollständige Hardware, selbst wenn sie unter einem Betriebssystem steht, nur ein Halbfabrikat, das, wie beispielsweise ein Rundprofil auf einer Drehbank, auf eine weitere Bearbeitung wartet. Wie aber wird aus Hardware ein Werkzeug?" (Todesco, R: Technische Intelligenz, S.27)
Aber ein Automat ist durch die Lage und die Bewegungsräume seiner Schalter nicht ausreichend bestimmt. Ein Computer ist vor seiner Programmierung kein betriebsbereites Werkzeug, sondern lediglich ein Halbfabrikat, das erst durch die Programmierung für zwar beliebige, aber immer genau bestimmte Zwecke hergestellt wird (65). Der Automat ist konstruktiv erst vollständig bestimmt, wenn seine bedingten Zustandsänderungen festgelegt sind.
65 Diese Betrachtungsweise ist keineswegs gekünstelt, sie wird von Informatikern vorgeschlagen. K.Bauknecht und C.Zehnder schreiben in ihrem Informatik-Lehrbuch, die Hardware ohne Programm sei ein flexibles Gerät für verschiedene Zwecke, aber nur im Sinne einer Bereitschaft, während die Hardware mit Programm eine Maschine für die Lösung einer bestimmten Aufgabe darstelle (Bauknecht/Zehnder,1980,19). Nebenbei bemerkt, wird der Ausdruck ”Maschine” auch in ihrer Formulierung für inhaltlich festgelegte Geräte verwendet. (Todesco, R: Technische Intelligenz, S.89)