Gutenberg-Galaxis        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]

Als Gutenberg-Galaxis bezeichne ich in Anlehnung an M. McLuhan in seinem 1962 erschienenen Buch The Gutenberg Galaxy geprägt; er bezeichnet eine Welt, die grundlegend vom Buch als Leitmedium geprägt ist:

„Der Buchdruck neigte dazu, die Sprache von einem Mittel der Wahrnehmung zu einer tragbaren Ware zu verändern. Der Buchdruck ist nicht nur eine Technologie, sondern selbst ein natürliches Vorkommen oder Rohmaterial wie Baumwolle oder Holz oder das Radio; und wie jedes Rohmaterial formt es nicht nur die persönlichen Sinnesverhältnisse, sondern auch die Muster gemeinschaftlicher Wechselwirkung.“ (The Gutenberg Galaxy, 1962)

In der historischen Entwicklung der Medien unterscheidet M. McLuhan vier Phasen:

  • 1. Das Zeitalter vor dem Buchdruck, das gekennzeichnet ist durch Mündlichkeit (Oralität) und Schriftlichkeit (Literalität). Hier kann weiter unterschieden werden zwischen dem Zeitalter der oralen Stammeskultur (siehe Oralität) und dem
  • 2. Zeitalter der literalen Manuskriptkultur (siehe Literalität und Skriptographeum)
  • 3. Das Zeitalter Gutenbergs, das einsetzt mit Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern 1450
  • 4. Das Zeitalter Marconis, das mit der Erfindung der drahtlosen Telegrafie durch Guglielmo Marconi 1894 einsetzt.

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    Kritische Anmerkungen
    Die Gutenberg-Galaxis ist - wie etwa die Mega-Maschine - ein exemplarisches Beispiel für eine gelungene Darstellung des Commonsense. Der Druck als technisches Verfahren wird darin als Ursache für gesellschaftliche Verhältnisse propagiert, für eine Bildungsexplosion, für ein wissenschaftliches Denken usw.
    Die Gutenberg-Galaxis ist - wie etwa die Renaissance - etwas, was aus der Neuzeit als Geschichtsauffassung hinprojiziert wurde. 1960 waren Radio und TV bereits sehr verbreitet, nur der Wissenschaft dienten sie nicht. Die Wissenschaft musste auf das Internet warten - das aber im gleichen Denkmuster auch nicht als Technik, sondern als Ursache für etwas (social media) wahrgenommen wird.

    Was Gutenberg erfunden hat, bleibt schematisch, wie die vermeintliche Dampfmaschine von J. Watt, die in den sogenannten Sozialwissenschaften auch als Ursache beobachtet wird.


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