Als Gutenberg-Galaxis bezeichne ich in Anlehnung an M. McLuhan in seinem 1962 erschienenen Buch The Gutenberg Galaxy geprägt; er bezeichnet eine Welt, die grundlegend vom Buch als Leitmedium geprägt ist:
„Der Buchdruck neigte dazu, die Sprache von einem Mittel der Wahrnehmung zu einer tragbaren Ware zu verändern. Der Buchdruck ist nicht nur eine Technologie, sondern selbst ein natürliches Vorkommen oder Rohmaterial wie Baumwolle oder Holz oder das Radio; und wie jedes Rohmaterial formt es nicht nur die persönlichen Sinnesverhältnisse, sondern auch die Muster gemeinschaftlicher Wechselwirkung.“ (The Gutenberg Galaxy, 1962)
In der historischen Entwicklung der Medien unterscheidet M. McLuhan vier Phasen:
Kritische Anmerkungen
Die Gutenberg-Galaxis ist - wie etwa die Mega-Maschine - ein exemplarisches Beispiel für eine gelungene Darstellung des Commonsense. Der Druck als technisches Verfahren wird darin als Ursache für gesellschaftliche Verhältnisse propagiert, für eine Bildungsexplosion, für ein wissenschaftliches Denken usw.
Die Gutenberg-Galaxis ist - wie etwa die Renaissance - etwas, was aus der Neuzeit als Geschichtsauffassung hinprojiziert wurde. 1960 waren Radio und TV bereits sehr verbreitet, nur der Wissenschaft dienten sie nicht. Die Wissenschaft musste auf das Internet warten - das aber im gleichen Denkmuster auch nicht als Technik, sondern als Ursache für etwas (social media) wahrgenommen wird.
Was Gutenberg erfunden hat, bleibt schematisch, wie die vermeintliche Dampfmaschine von J. Watt, die in den sogenannten Sozialwissenschaften auch als Ursache beobachtet wird.