fühlen (Gespür)        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]
 
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Anmerkung:
Im umgangsprachlichen Ausdruck Gefühl ist die englischsprachige Unterscheidung zwischen feeling und emotion aufgehoben. Hier verwende ich Gefühl im Sinne des englischen feelings. Ich spreche auch von Gespür. Für die andern Aspekte des Ausdruckes verwende ich die neudeutschen Ausdrücke Emotion und Motivation.

Zur Zeit habe ich noch eine unsortierte Anhäufung von Ideen zu diesen Ausdrücken: Aspekte zu Gefühl und Emotionen. Siehe dazu auch Empfindung und Affekt.

Suche springen Zitate[Bearbeiten] "Alles Fühlende leidet in mir, aber mein Wille ist stets mein Bezwinger und Freudenbringer." - Franziska zu Reventlow, Tagebücher "Das Denken ist nur ein Traum des Fühlens, ein erstorbenes Fühlen, ein blassgraues, schwaches Leben." - Novalis, Die Lehrlinge zu Sais "Das Volk versteht das meiste falsch; aber es fühlt das meiste richtig." - Kurt Tucholsky, Rezension zu Hans Falladas Roman "Bauern, Bonzen und Bomben" (Berlin, Rowohlt 1931), in: Die Weltbühne, 7. März 1931, Nr. 14, S. 500 "Ein Glück für die Despoten, daß die eine Hälfte der Menschen nicht denkt und die andere nicht fühlt." - Johann Gottfried Seume, Prosaschriften. Mit einer Einleitung von Werner Kraft, Köln: Melzer, 1962. Apokryphen. S. 1378 "Einen gepackten Reisewagen und einen Dolch sollte ein jeder haben; dass, wenn er sich fühlt, er gleich abreisen kann." - Rahel Varnhagen, Briefe "Fühlte ich nicht mehr, wäre die Liebe aus mir verschwunden, und was wäre mir das Leben ohne Liebe, ich würde in Nacht und Tod hinabsinken." - Susette Gontard, Briefe, an Friedrich Hölderlin, Januar 1799 "Für das Kind ist es nicht halb so bedeutsam zu wissen als zu fühlen." - Rachel Carson: The Sense of Wonder, Harper, New York 1965, S. 45; zitiert von Andreas Weber: Mehr Matsch! - Kinder brauchen Natur, Ullstein, Berlin 2011, S. 7 "In der Welt, wie sie nun einmal ist, ist es nicht genug, zu fühlen und zu lieben, man muss vor Allem denken und handeln, und jede Kraft, die für die grosse Arbeit des Lebens verloren ist, wird eine Sünde gegen das Gesetz des Fortschritts." - Malwida von Meysenbug, Memoiren einer Idealistin. 1. Band. 6. Auflage. Berlin und Leipzig: Schuster & Loeffler, 1900. S. 159. Google Books-USA* "Man ist nur glücklich durch das, was man fühlt, und nicht durch das, was man ist." - Sully Prudhomme, Gedanken "Man kann vieles unbewusst wissen, indem man es nur fühlt, aber nicht weiß." - Fjodor Dostojewski, Tagebuch eines Schriftstellers "Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen." - Samuel Butler d.J., Notebooks "Was ist es nun, dass zwei Liebende so unendlich einander zieht? Es ist nur das: Wir fühlen immer tiefer in uns die Notwendigkeit, das Du mit dem Ich zu verbinden." - Philipp Otto Runge, an J.H. Besser, 3. April 1803 "Wenn das Jagdhorn schallt, da fühlen sich die Jäger." - Friedrich Hölderlin, Hyperion, II. Band, Erstes Buch / Alabanda Sprichwörter und Volksmund[Bearbeiten] "Wer nicht hören will, muss fühlen." - Sprichwort
 

Gefühl ist eine hypostasierung von Fühlen. Ich fühle etwas und ich habe ein Gefühl von etwas.

Als Gefühl bezeichne ich - quasi-kybernetisch - einen Deutungszusammenhang in welchem die Ursache einer Empfindung anhand welcher ich die Steuerung der Sinneswahrnehmung durch mein Verhalten leiste. (Powers, W.: Behavior: The Control of Perceptions) - (Vergleiche dazu die kybernetisch Sicht auf den Klavierschüler)

Als Gefühl bezeichne ich - quasi-kybernetisch - die Empfindung einer verhaltensspezifischen Abweichung, anhand welcher ich die Steuerung der Sinneswahrnehmung durch mein Verhalten leiste. (Powers, W.: Behavior: The Control of Perceptions) - (Vergleiche dazu die kybernetisch Sicht auf den Klavierschüler)

Zuerst ein anschaulisch gegenständliches Beispiel:
Als Motorradfahrer habe ich ein Gefühl dafür, wie das Verhalten meines Motorrades von meiner Soll-Vorstellung"abweicht". Ich spüre Differenzen, die ich auf die konstruktiven Eigenschaften des Motorrades oder auf meine Benutzung des Motorrades zurückführe.
Mein Gefühl ist dabei durch meine Tätigkeit mit einem Gerät vermittelt.

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***** Das ist der Bereich, in dem ich mich momentan nicht fantastisch fühle. Das ist zumindest mein Gefühl, vielleicht geht es den anderen Fahrern anders." Und auch Crutchlow hat beim Fahren noch Mühe. Sein Problem ist, dass er im operierten rechten Fuß nicht genug Gefühl hat, um die Hinterradbremse richtig zu spüren und dosieren zu können. ******

Erläuterung am Beispiel:
Ein Motorrad wird optimal gebremst, wenn das Rad an der Rollhaftgrenze zwischen Pneu und Strassenbelag ist und das Motorrad genau am vorgesehenen Punkt stillsteht.
Ein ABS (Antiblockiersystem) regelt den Bremsdruck so, dass das Rad nicht blockiert. Der kybernetische Mechanismus hat und braucht dafür kein Gefühl. Die Ist-Soll-Differenz der Raddrehzahl steuert die Regelungsmassnahme.
Als Motorradfahrer ohne ABS leiste ich diese Regelung mit Gefühl, das heisst, ich spüre, wenn das Rad blockiert, resp. wenn es kurz davor ist zu blockieren. Ich spüre die Abweichung.

Das ABS hilft nicht beim Abschätzen des notwendigen Bremsweges. Dazu brauche ich ein Fahrerassistenzsystem, das viel komplizierter als ein ABS ist. Es verrechnet viele verschiedene Sensordaten (was natürlich auch ein modernes Schräglagen-ABS schon tut).
Als Motorradfahrer ohne Fahrerassistenzsystem leiste ich die Abschätzungen mit Gefühl. Auf dieser Stufe des Gefühls kann ich auch nicht mehr sagen, was ich alles erspüre und berücksichtige. Ich spreche von einer Art Intuition.

Die Intuition invertiert: Jetzt geht es nicht mehr darum, dass mein Gefühl den Fahrerassistent ersetzt, sondern dass immer noch mehr Erwägungen hinzukommen, die nichts mit dem Motorrad zu tun haben und deshalb als situativ benennbar sind.
Als Motorradfahrer ahne ich, habe ich ein Gefühl dafür, dass auf der Strasse eine Oelspur sein könnte, dass ein Kind auf die Strasse springt, dass andere Verkehrsteilnehmer bei Vollmond auf der falschen Fahrbahn fahren.


Anmerkung zu einem uneigentlichen Wortgebrauch:
Es gibt die Redeweise, ein "ungutes Gefühl" zu haben. Damit ist eine Emotion bezeichnet, meistens Angst. Ich kann auf dem Motorrad Angst haben, weil es mir gefährlich vorkommt. In diesem Zustand habe ich dann praktisch kein Gefühl mehr.


 
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