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==> Epochen und Zeittafeln

Als Epoche bezeichne ich eine historistische Periode mit epoche-konstitutiven Gemeinsamkeiten wie etwa ein Bau- oder ein Mal-stil, welche an ein epoché gebunden sind. Umgangssprachlich wird der Ausdruck oft synonym zu Zeitalter, Aera, Aeon verwendet und auch für allerlei Zusammenhänge in der Chronologie. Epochen kommen zustande, indem irgendjemand beliebige Unterscheidungen und Kriterien, beispielsweise für Aehnlichkeiten sammelt und und in einer Geschichte sortiert. Im Diskurs setzen sich bestimmte Einteilungen evolutiv - also innerhalb bestimmter Epochen - durch, indem diese Geschichte weitererzählt wird. Aktuell (seit etwa 1900) herrscht beispielsweise die Vorstellung einer Epoche "Renaissance".

Die Epoche ist eine Art Definition, die eine Auftretenszeit einer implizierten Spezie bezeichnt. Ich definiere etwa (wie J. Burckhardt) eine bestimmte Architektur, beispielsweise über Grundrisse und Fenster- und Säulenformen und bezeichne die Zeit, in welcher diese Architektur verwendet wurde als Epoche, etwa als Renaissance.

Differenztheoretisch kann ich die Epoche als Differenz zwischen epochalen Artefakten (wie Petersdom, Melk, Versaille, Pergamon) und historischen Zurechnungen dieser Artefakten gesehen werden. Wenn ein Kirchenbauer zu einer bestimmten Zeit, die dannzumal keinen Epochennamen hat, weil sie Gegenwart ist, "gotische" Fensterwölbungen bauen lässt, tut er etwas, was später als Objekt kategorisierbar ist. Wenn zu einer bestimmten Zeit viele Kirchenbauer spezifische Fenster verbauen, weil sie sich gegenseitig nachäffen (Mimesis) schaffen sie das Material der epochalen Sortierung.

Im Beispiel:
Ein paar Architekten verbauen die gleichen Fenster, weil diese im Sinne einer Mode gut ankommen. Ein paar hundert Jahre später stellt ein Historiker fest, dass in einer bestimmten Zeitspanne bestimmte Fenster verbaut wurden. Er gibt dieser Zeit einen Namen.

J. Burckhardt bezeichnete um 1900 die Renaissance, weil er in den Bauten eine Nachahmung der Bauten der "Griechische Architektur" - die ebenfalls eine Epoche ist - sah. Unter den vorgeschlagenen Kriterien kann auch ich die Nachahmung erkennen. Historisch gibt es auch vom Baustil unabhängige Befunde, die sich als Wiedergeburt griechischer Kultur verstehen lassen. In der Renaissance kam die griechische Literatur nach Italien.

Man könnte in diesem Sinne immer auch von einer sozialen oder kulturellen Bewegung sprechen statt von einer Aera oder einer Epoche.

Gängige epochale Zuordnung macht auch die Geschichtsschreibung:
Mittelalterliche Geschichte (476-1500)
Frühe Neuzeit (1500-1789)
Neuere Geschichte (1789-1914)
20. Jahrhundert, Zeitgeschichte (1945-)

Domchor Prag
Quelle: wikimedia.org

Die konventionelle Beliebigkeit (aus der Wikipedia: Epocheneinteilung):
"Am frühesten lässt sich diese Entwicklung [der Renaissance] in Italien feststellen, wo sie bereits im 14. Jahrhundert einsetzte, im 15. Jahrhundert in Florenz zu einer ersten kulturellen Hochblüte gelangte und von wo aus sie sich bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts in ganz Europa verbreitete. Seine Vorreiterrolle verdankte Italien nicht zuletzt der Aufnahme einer großen Zahl griechischer Gelehrter aus Konstantinopel, das 1453 von den Osmanen erobert worden war. Diese Gelehrten brachten längst verschollen geglaubtes Bildungsgut der Antike mit ins Abendland. Zur gleichen Zeit erfuhr die Verbreitung von Wissen eine ungeheure Beschleunigung durch Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern."
Hier wird ein Durchgriff auf griechische Gelehrte (die es nicht gab) und auf gedruckte Bücher (die es erst viel gab) postuliert.

Wikipedia: Christophorus Cellarius führte Epochen in der Geschichtswissenschaft ein, indem er mit seiner Einteilung der Geschichtswissenschaft in Alte, Mittelalterliche und Neue Geschichte (Historia Universalis, 1702) das herrschende Selbstverständnis problematisierte. Zuvor wurde Universalgeschichte nach der Abfolge von insgesamt vier aufeinander folgenden Weltreichen periodisiert. Mit Christoph Cellarius hat sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts in der europäischen Geschichtswissenschaft die Einteilung in drei große Epochen dauerhaft etabliert. Zwischen die Epochen Altertum und Neuzeit trat ein Mittelalter genannter Zeitabschnitt, der von ca. 500 n. Chr. bis ca. 1500 n. Chr. datiert wurde.
Innerhalb dieser Dreiteilung werden weitere Unterteilungen getroffen, wie zum Beispiel: Alter Orient; griechisch-römische Antike (mit weiteren Unterteilungen in: archaisches und klassisches Griechenland, Hellenismus, Römisches Reich), usw.
Manche Unterteilungen sprengen die Dreiteilung. Die Renaissance etwa beginnt im Mittelalter und setzt sich in der Neuzeit fort. Ausserdem ist die Dreiteilung eurozentrisch ausgeführt, weil sie aus einer Zeit stammt, in welcher in Europa nur Eurpa bekannt war.

Schliesslich gibt es auch Kritik an der Tabelle selbst: Erfundenes Mittelalter
Die Theorie vom Erfundenen Mittelalter besagt, dass etwa 300 Jahre, ab dem 7. Jahrhundert beginnend, erfunden wurden. So soll auf das Jahr 614 das Jahr 911 gefolgt sein. Heribert Illig etwa vertritt die Ansicht, man könne mit der Entfernung angeblich erfundener Jahre die Chronologie des Mittelalters korrigieren. Hans-Ulrich Niemitz, der sich dieser Theorie anschloss, nannte den Zeitraum dann Phantomzeit, weil das Fränkische Reich nach Chlodwig I. ein Produkt der Fantasie oder der Täuschung gewesen sei. Insbesondere hätten laut dieser Theorie Personen wie Karl der Große und die anderen Karolinger vor Karl III. dem Einfältigen entweder überhaupt nicht existiert, oder sie sind vor 614 beziehungsweise nach 911 einzuordnen.


 
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