Als Bürgerbewegung bezeichne ich eine Interessengemeinschaft, die ein spezifisches politisches Ziel verfolgt, das als Bürgerinitiative bezeichnet wird. Bürgerinitiativen beschränken sich - zumindest in ihrer Entstehung - auf eng begrenzte Sachprobleme. Sie unterscheiden sich in verschiedenen Hinsichten von Parteien und Interessenverbänden.
Bürgerbewegungen sind Teil der 1968-Kultur, in welcher neuen Formen ausserparlamentarischer Meinungsbildung entwickelt wurden, in welchen basisdemokratische Entscheidungsfindung mit entsprechenden Methoden wie etwa Zukunftswerkstätten propagiert wurden. Bürgerbewegungen sind nicht an eine bestimmte Organisationsform gebunden, gründen aber doch oft Vereine, wenn sie stabil werden, die dann auch Wählergemeinschaften bilden, also Quasi-Parteien werden. Um den Anliegen Nachdruck zu verleihen werden Unterschriften gesammelt, Demonstrationen durchgeführt, Petitionen verfasst oder Bürgerbegehren initiiert. Auch Lobbyarbeit wird betrieben.
Typische Bürgerbewegungen der Anfangszeit waren dieAnti-Atomkraft- und die Anti-Vietnam-Bewegungen. In den sozialistischen Staaten waren kirchliche Bewegungen die ersten Beispiele. Daraus entwickelten sich Friedensbewegungen und schliesslich hauptsächlich ökologische Bewegungen, die in grünen Parteien aufgehoben wurden, wodurch auch das Spektrum der Anliegen ausgeweitet wurde, besonders auf Verkehrs- und Energiefragen.
Etwa 1980 wurde das Waldsterben entdeckt, und damit verbunden, die Luftverschmutzung als genereles ökologisches Problem thematisiert, was auch zur sogenannte Energiewende führte.
Neben "grünen" Parteien etablierten sich auch viele NGOs.
Etwa seit 2000 ist das Klima zum massenmedialen Politikum geworden, das von allen politisch aktiven Organisationen bearbeitet wird, und auch neue Bürgerbewegungen wie Fridays for Future hervorgebracht hat. Etwa um 2010 schien das Thema Klimawandel gegenüber der Energiewende abzuflachen, seit 2016 hat es aber wieder sehr viel Beachtung gewonnen, weil die Energiefragen zunehmend technisch und ökonomisch behandelt wurden, so dass sie als populistisches Angstthema - wie etwa der Oilpeak - nicht mehr viel hergaben - was nicht einmal durch den GAU von Fukushima verändert wurde.
Viele Bürgerbewegungen neigen dazu ein rechtspopulistisches Verhalten zu entwickeln, indem sie Fakten und Verschwörungstheorien vermischen und zur Exklusionspropaganda machen, wie beispielsweise mit Klimaleugner.