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Anmerkungen zur Funktion der Um-Welt

1.

  

Als Beobachter nehe ich natürlich auch bestimmte Eigenzustände wahr: Ich habe Gefühle und Emotionen und sensorisch bin ich reafferent organisiert, das heisst ich nehme wahr ob mein Arm gebogen oder gestreckt ist. Für diese Phänomen brauch ich eine kompliziertere Erklärung als die Umwelt.

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2.

  

Diese Frage stellte sich J. Piaget seltsamerweise nicht. E. von Glasersfeld, der im Radikalen Konstruktivismus nur eine Konsequenz des Ansatzes von J. Piaget sieht, hat J. Piaget gefragt, aber keine Antwort bekommen. J. Piaget verzichtete also bewusst auf die radikale Konsequenz, er hat sie nicht übersehen, sondern sie hat ihm nicht gefallen.

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3.

  

Natur bestimme ich negativ als alles, was nicht Kultur ist. Als Kultur bezeichne ich das, was Menschen tun und was sie herstellen. In der Verwendung des Ausdruckes Kultur für landwirtschaftlich bestellte Natur ist das Verhältnis fein aufgehoben. Ich kann kein Getreide machen, aber als Bauer mache Korn für Brot.

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4.

  

Landkarte ist eine etwas schwache Metapher, weil die Umwelt die Selbstbeschreibung quasi perfekt leistet.

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5.

  

Als Reafferenz bezeichne ich die Rückkoppelung zwischen afferenten und effenten Nervenimpulsen in der Motosensorik, die es mir ermöglicht zu wissen, wie viel ich meine Hand in welche Richtung bewegt habe.

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6.

  

Ich kann ein Flugzeug perfekt fliegen, indem ich die Anzeigen kontrolliere, ich muss mir dazu nicht vorstellen, was die Anzeigen bedeuten. Ich muss mir nicht einmal vorstellen, in einem Flugzeug zu sitzen.

Den Unterschied mache ich mir anhand von des Unterschiedes von analogen und digitalen Abbildungen bewusst. Auf einem analogen Tachometer sehe ich, wie schnell ich fahre und ich sehe auch unmittelbar, wieviel Prozente von der Höchstgeschwindigkeit ich fahre. Auf der digitalen Anzeige sehe ich nur meine Geschwindigkeit und muss sie rechnerisch in eine Relation zu meinem Wissen über die möglich Höchstgeschwindigkeit stellen. In diesem Sinne sagt mir ein Bild mehr als Worte. Während ich als Pilot die Beziehung zwischen den Instrumenten und den Bedeutungen, die die Instrumente haben, in bewusster Ausbildung lernen und trainieren muss, nehme ich als Beobachter meine Wahrnehmungen quasi "automatisch" als Wahrnehmung meiner Um-Welt wahr. Ich sehe nicht irgendwelche Pixel, Raster, Muster, usw., sondern bedeutungstragende Dinge wie Tische, Berge, Menschen. Als Beobachter bin ich ein Pilot, dem es immer "sinnen"-klar ist, dass er sich in der Um-Welt befindet, die er wahrnimmt.

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7.

  

Als direkte Abbildung würde ich eine Darstellung aller Schalter eines Computers sehen. In Spielfilmen wird manchmal eine Computerstörung dargestellt durch eine vorbeilaufende, wahllose Liste von 1 und 0, die für keinen Menschen entschlüsselbar ist.

Das ich Zustandsmengen von Variablen als Code auffassen kann, ist durch formale Sprachen beschrieben: ich kann die Variablen so anordnen, dass ich sie als Text lesen kann, was eben formale Sprachen begründet.

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8.

  

H. von Foerster sagt, dass man Konstruktivisten von andern Menschen daran unterscheiden könne, ob sie von erfinden oder von entdecken sprechen. Er hat dazu ein ganz kurzes Theater geschrieben: Vorhang auf. Man sieht: einen Baum, eine Frau und einen Mann. Der Mann zeigt auf den Baum und sagt laut und theatralisch: 'Dort steht ein Baum!' - Darauf die Frau: 'Woher weißt Du, daß dort ein Baum steht?' - Der Mann: 'Weil ich ihn sehe!' - Darauf die Frau mit einem kleinen Lächeln: 'Aha.' Der Vorhang fällt. Der Mann hat den Baum entdeckt, die Frau lächelt darüber.

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9.

  

Man kann sich an dieser Stelle zwei Fragen stellen: Einerseits kann man sich fragen: Wozu Systemtheorie, wenn sie solche Konsequenzen hat? Und eine andere Frage wäre, weshalb muss ich mit der Systemtheorie so radikal und konsequent umgehen?
Die Systemtheorie hat als Ingenieurswissenschaft natürlich praktische Bedeutung, wir können damit effizent Automaten konstruieren. Ich sehe den Sinn der Systemtheorie aber in dieser 2. Ordnung. Die ganze Technologie und davor die ganzen Technik haben die Funktion die Systemtheorie zu entwickeln. Automaten dienen vor allem der Selbsterkenntnis. Das ich Selbsterkenntnis anhand von Automaten betreibe, ist aber eine Möglichkeit unter vielen.

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