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Widersprüche mobilisieren gemäss der dialektischen Lehre die treibende Kraft jeder Entwicklung. Im Sinne der hegelschen Dialektik sind Widersprüche projizierte Verhältnisse zwischen Menschen, die sich widersprechen.
Texte widersprechen sich natürlich nicht, weil sie nicht sprechen. Und es tut auch keinem konventionellen Bibliothekaren weh, wenn zwei Bücher in seinen Gestellen stehen, deren Inhalte relativ zu einander unsinnig sind, oder explizite Widersprechungen zu den je andern Texten enthalten.
Vielleicht weil viele konventionelle Bibliothekare sich für die Inhalte ihrer Bibliotheken nicht verantwortlich fühlen; vielleicht, weil sie ihre Bibliotheken nicht als Texte, sondern als zusammengewürfelte Büchermengen begreifen; vielleicht weil sie weise und deshalb geduldig sind, vielleicht ist es deshalb so, dass die konventionellen Bibliotheken so gerammelt voll von "Widersprüchen" sind, so dass sie in bezug auf "anything goes" nur noch vom WWW übertroffen werden - und dass nur deshalb, weil das WWW quantitativ noch grösser ist als jede konventionelle Bibliothek.
Schliesslich gibt es noch einen Aspekt der Bibliothek, der wohl nie intendiert war, aber immer grössere Bedeutung bekommt: die gestorbene Bibliothek. Bibliotheken fungieren zunehmend als Museen, die alle Bücher, unabhängig davon, wieviel Unsinn sie enthalten, aufbewahren, weil sie zur musealen Vergangeneheit gehören.